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2891 - Das Geschäft heiligt die Mittel

2891 - Das Geschäft heiligt die Mittel

Titel: 2891 - Das Geschäft heiligt die Mittel
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Fremde erkannte seine Chance sofort. Er drehte sich abrupt um und rannte von mir weg in die Richtung, aus der die Stimme des Knirpses gekommen war.
    »Stehen bleiben!«, schrie ich, aber er ahnte wohl genau, dass ich unter diesen Umständen noch nicht einmal einen Warnschuss würde abgeben können. Mit einem unterdrückten Fluch auf der Zunge hastete ich hinter ihm her, griff nach seinem Mantelsaum. Er rutschte mit einer heftigen Bewegung aus dem linken Ärmel, hinter ihm sah ich jetzt auch das Kind an der Straße stehen, das mit aufgerissenen Augen zu uns herübersah.
    Dann hielt ich den Mantel in der Hand: Der Kerl hatte ihn im Laufen einfach ausgezogen und sprintete jetzt an dem kleinen Jungen vorbei, der gerade von seiner nichts ahnenden Mutter mit ein paar strengen Worten an die Hand genommen und weitergezogen wurde.
    Als ich das Ende der Gasse erreichte, war der Fremde bereits in der Menschenmenge verschwunden. Ich steckte meine Dienstpistole weg und klopfte den Mantel des Fremden ab. In der Brusttasche steckten ein Führerschein, er war auf den Namen Adam Smith ausgestellt, und ein Mobiltelefon. Außerdem fand ich eine kleine Metallbox. Darin verbargen sich eine Spritze und eine verschließbare Ampulle mit einer durchsichtigen Flüssigkeit.
    Die Waffe am Boden, eine Glock 17, steckte ich ebenfalls ein. Danach kehrte ich in Rosie Thorntons Wohnung zurück.
    ***
    Die Tür stand immer noch ein Stück weit offen, irgendetwas stimmte mit dem Schloss nicht. Rosie selbst saß mit verheultem Gesicht in der Küche und blickte erschrocken auf, als sie mich sah. Noch bevor ich etwas sagen konnte, wanderten ihre Augen weiter, zu einer Stelle hinter meiner rechten Schulter, und ich begriff, dass die Gefahr noch nicht gebannt war. Der Schlag traf mich, als ich bereits im Herumwirbeln war. Nicht auf den Hinterkopf, wie vermutlich geplant, sondern auf den rechten Unterarm, den ich in der Bewegung hochgerissen hatte.
    »Nicht!«, schrie Rosie noch. »Er ist nicht der Gangster.« Da sah ich schon, wer hinter mir stand. Rosies Mitbewohnerin Kate McGowan hatte das dichte, rote Haar ihrer irischen Vorfahren und den kühl abschätzenden Blick einer gebürtigen New Yorkerin. Der Baseballschläger, den sie in der Hand trug, wäre in der Lage gewesen, mich ins Land der Träume zu schicken. Nun ließ sie ihn sinken. Ich rieb meinen Unterarm, der heftig schmerzte. Kräftiges Mädchen!
    »Sorry«, quetschte sie hervor, es lag kein Bedauern in ihrer Stimme. Vermutlich fand sie es ungehörig, wenn fremde Männer in ihre Wohnung eindrangen, auch wenn es sich um FBI-Beamte handelte.
    »Wir müssen miteinander reden«, sagte ich zu Rosie gewandt. »Sie sind in Gefahr.« Kate ließ den Baseballschläger in ihrer Hand auf und ab wippen und blickte ihre Mitbewohnerin fragend an. »Bisher kamen wir gut zurecht«, informierte sie mich, ohne mich anzusehen.
    »Bisher waren es vermutlich auch gewöhnliche Einbrecher, mit denen Sie rechnen mussten. Dieser Mann heute war von einem anderen Kaliber. Wer weiß, wann er wiederkommen wird oder wie viele Kumpels er hat, die nur darauf warten, das zu Ende zu bringen, was er hier tun wollte.«
    Rosie fuhr sich mit der Hand unter den feuchten Augen entlang. Sie hatte wohl schon begriffen, was Sache war. »Lass uns alleine, Kate«, bat sie ihre Mitbewohnerin. Und zu mir gewandt: »Ich sage Ihnen alles, was ich weiß. Aber danach müssen Sie gehen.«
    Kate verließ die Küche, sichtlich unwillig. Was dachte sie? Dass ich über Rosie herfallen würde?
    »Ich bin FBI-Beamter«, beruhigte ich sie noch einmal. Dann endlich fiel die Tür fiel hinter ihr zu und ich war mit Rosie allein.
    »Was wollte der Kerl von Ihnen? Bitte keine Ausflüchte, ich will jetzt die Wahrheit wissen.«
    Sie seufzte, tief und schwer, dann erzählte sie mir ihre Geschichte.
    ***
    Rosalyn Thornton war mit denselben Wünschen und Träumen im Kopf nach New York gekommen wie viele andere junge Frauen. Schon bald hatte sie, abgebrannt, ohne Bekannte und ohne Job, die Härte des Großstadtlebens kennengelernt.
    »Martin Guthrow hat mich bei sich wohnen lassen, aber wir waren nie ein Paar. Sicherlich hätte er das gerne gehabt. Doch ich spürte immer, dass mein Weg mit ihm nicht nach oben, sondern eher nach unten führen würde.«
    Dennoch hatte Rosie zunächst für Guthrow gearbeitet. Ein bisschen gedealt und auch selbst reichlich Drogen und Alkohol konsumiert.
    »Eines Tages blickte ich mich um, sah das Loch, in dem wir wohnten, die
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