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286 - Der körperlose Herrscher

286 - Der körperlose Herrscher

Titel: 286 - Der körperlose Herrscher
Autoren: Michelle Stern
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darauf wie in einem Käfig mit ihren sechs Beinen ein. Ihr vorderes Beinpaar griff nach Gilam'esh. Er wehrte sich gegen die bionetischen Klauen, die ihn in die Höhe hoben.
    Nun werden wir sehen, wie weit die Kontrolle dieses Körpers wirklich reicht , hörte er Mutters Stimme. Gib mir dein Leben, Gilam'esh aus Hykton!
    Gilam'esh wand sich im harten Griff der Spinne. Er spürte, dass sein Ende nahte. Zum ersten Mal seit seiner Gefangennahme stieg Panik in ihm auf. Er klackte verzweifelt, trat und schlug um sich, aber er konnte die Spinne nicht aufhalten. Dort, wo die Beine ihn berührten, fühlten sich seine Schuppen plötzlich steif an. Was geschah mit ihm?
    Er sah zu E'fah, die unbeteiligt vor der Wand trieb. Nur in ihren Augen glaubte er Schmerz zu sehen. Eine unnatürliche Kälte griff nach ihm. Er hatte das Gefühl, sich langsam in Stein zu verwandeln.
    ***
    Quesra'nol fühlte, wie Mutter ihre Aufmerksamkeit mehr und mehr Gilam'esh zuwandte und seine eigenen Gedanken nicht mehr beachtete. Gleich würde der Moment kommen, in dem sie den Propheten tötete. Das war der Augenblick, den er nutzen musste.
    Sein Blick saugte sich förmlich an dem bionetischen Deckel fest, der keine zwei Schwimmzüge neben dem Thron lag. Gilam'eshs Tod würde ihm die Chance geben, für einige Zeit aus Mutters geistiger Kontrolle auszubrechen. Er würde den Deckel packen, hinaufschwimmen und den Spinnenkörper verschließen. Das hätte er schon längst erledigen können, wenn Mutter nicht E'fah ausgewählt hätte, sie in den Körper einzusetzen.
    Das schwarz schimmernde bionetische Material, mit dem auch die Innenseite des Deckels ausgekleidet war, war eine spezielle Züchtung, die Mutters geistige Kraft abschirmen würde. Sie würde weder in der Lage sein, ihn und E'fah weiter geistig zu versklaven, noch ihre Spinne zu bedienen. Nur musste dafür den Deckel geschlossen werden.
    Dein neuer Körper soll gleichzeitig dein Grab sein , Mutter, dachte er hasserfüllt, während er sich bereitmachte. Er spürte, dass die Versteinerung Gilam'eshs länger dauern würde, da Mutter den Hydriten nicht direkt berührte. Aber gleich war es so weit. Gleich war sein Albtraum vorbei…
    ***
    Quart'ol drängte sich hinter seinen ehemaligen Schüler. Sie befanden sich an der Wand neben dem Eingang, der in den Vorraum der Throngrotte führte. »Was ist? Warum hältst du an?«
    »Im Höhlenvorraum sind gefangene Hydriten aus Hykton.«
    »Ist Gilam'esh dabei?«
    »Nein. Sie müssen ihn bereits in die Thronkammer gebracht haben.«
    »Wir könnten die Hyktoner befreien und gemeinsam angreifen.«
    Mer'ol verneinte. »Das Tor kann von innen verbarrikadiert werden. Wenn sie in der Grotte merken, dass wir Wächter aus Hykton befreien, können wir vielleicht nicht mehr hineingelangen. Sie werden das Muscheltor versperren und damit auch Gilam'esh einschließen.«
    »Dann weiter.«
    Mer'ol antwortete nicht, stattdessen löste er sich von der Wand und schwamm selbstbewusst zwischen den zwanzig Kriegern hindurch. »Ich habe eine Nachricht für den Steingott!«, klackte er herrisch, während Quart'ol ihm wie ein Schatten folgte.
    Die Mar'os-Jünger sahen ihn unschlüssig an. Mer'ol beschleunigte seine Schwimmzüge. Ehe die Wachen sie aufhalten konnten, waren sie bereits durch das Tor geschwommen. Sechs Krieger kamen ihnen nach.
    Quart'ol hatte Mühe zu atmen, als er in die Grotte kam. Gilam'esh hing in den Fängen einer riesigen bionetischen Seespinne! Er unterdrückte einen erschreckten Ruf und sah gleichzeitig, wie die Seespinne ihr Opfer fallen ließ. War Gilam'esh tot?
    Die Spinne richtete sich auf die Eindringlinge aus.
    Die Stimme eines Quart'ol fremden Hydriten… nein, eines Hydree erklang. Er saß auf einem Muschelthron unter der Spinne. War er ihr Gebieter? Nein, das musste dieser Quesra'nol sein, von dem Mer'ol berichtet hatte. »Wie könnt ihr es wagen, gegen die Anweisung des Steingottes in die Grotte einzudringen?«, donnerte er.
    Quart'ol wünschte sich, er könne mit dem gesamten Körper wie ein Krebs in den Knochenhelm kriechen, der sein Gesicht verbarg. Wie sollte es nun weitergehen? Würde Mer'ols Plan tatsächlich funktionieren und ihnen die nötige Zeit verschaffen? Es kostete ihn Überwindung, nicht sofort anzugreifen. Seine Flossenhand zuckte vor Anspannung in Richtung Schockstab.
    Mer'ol reckte stolz die Brust. »Wir kommen zu Mutter , nicht zu dir. Denn du, Quesra'nol, bist ein Verräter! Wir kennen deine Pläne! Du willst Mutter
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