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284 - Augen der Ewigkeit

284 - Augen der Ewigkeit

Titel: 284 - Augen der Ewigkeit
Autoren: Oliver Fröhlich
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Palette mit Haferflocken blieben sie stehen.
    Sie öffnete gerade den Mund, da kam aus der Tür zu einem der Schlafzimmer die Köchin Astrid. Der Raum diente inzwischen dem ehemaligen Hauspersonal als Unterkunft. Astrid lächelte sie unsicher an und verschwand auf der Toilette.
    Kaum war die Tür hinter ihr zugefallen, beugte sich Sophie zu ihrem Ehemann vor. »Das Personal ist die Lösung«, raunte sie ihm zu.
    »Was? Ich verstehe nicht.«
    »Du hast es doch gehört: Die Ärzte brauchen Versuchskaninchen. Lass sie das Personal dafür verwenden.«
    Milan riss sich von ihr los und wich einen Schritt zurück. »Bist du wahnsinnig? Ich bin sicher, das geht auch mit Tieren.«
    »Ha!«, machte Sophie. »Und wo willst du die hernehmen? Etwa nach draußen gehen, auf die Jagd?« Auch wenn Roger nun weiter von ihr entfernt stand, behielt sie ihren verschwörerischen Tonfall bei. »So können sich die Angestellten wenigstens dafür erkenntlich zeigen, dass wir sie vor dem Kometen gerettet haben. Dass wir sie durchfütt-«
    Ein Donnern ließ sie zusammenfahren. Es kam vom Hauptportal, in dessen Nähe sie standen. Kaum war es verklungen, krachte es erneut.
    Sophie schüttelte den Kopf. »Daran werde ich mich wohl nie gewöhnen! Wann begreifen die Leute da draußen, dass es für sie kein Hereinkommen gibt?« Sie warf dem Portal einen missbilligenden Blick zu. »Aber jetzt siehst du wenigstens, was von deiner Idee mit den Versuchstieren zu halten ist.«
    »Aber Claire, Astrid und Jean arbeiten seit Jahren für uns«, warf Milan ein.
    »Wofür wir sie königlich bezahlt haben!«
    Ein weiterer Schlag ging ihnen durch Mark und Bein.
    »Schluss damit!«, fuhr Roger Milan seine Frau an. »Es muss eine andere Lösung geben.«
    Die gab es in der Tat - und es dauerte weniger als eine Woche, bis Roger Milan sein persönliches Schicksal über sein Gewissen stellte…
    ***
    Juni 2012
    »Bereit?«
    Mathis legte die Finger auf den Hebel, der das zweite Tor zum Bunker öffnete. Dahinter führte ein unterirdischer Gang zu einer Tür im Wartungsraum für die Poolanlage unter der Villa. Von der anderen Seite war diese Tür kaum zu entdecken, sodass die Plünderer ihre Angriffe bisher nur gegen das Hauptportal im Garten richteten.
    Jim nickte. In der behandschuhten Hand hielt er seine Dienstwaffe. Geladen und entsichert.
    Ein letzter Blick auf den Monitor neben dem Tor zeigte, dass der Gang menschenleer war. Sie konnten es riskieren. Mathis war nicht glücklich mit dem Auftrag, den Roger Milan ihnen erteilt hatte. Aber seine Loyalität verbot ihm, diesen in Frage zu stellen.
    Ihrem Chef hatten sie es zu verdanken, dass sie nicht draußen in mörderischer Kälte und bei Dunkelheit um ihr Leben kämpfen mussten. Nur seinetwegen befanden sie sich auf der warmen Seite des Bunkertors. Da diskutierte man nicht über Aufträge, so sehr sie einem auch widerstreben mochten.
    Zumal Roger Milan in den letzten Wochen nicht den Eindruck gemacht hatte, man könne mit ihm vernünftig diskutieren. Zum Lagerkoller, der jeden der Bunkerbewohner fest im Griff hatte, kam bei dem Millionär noch die sich stetig verschlechternde gesundheitliche Situation. Ein Nährboden, auf dem schlechte Laune und Gereiztheit prächtig gediehen. Und verwerfliche Ideen.
    Mathis bediente den Hebel und die Hydraulik ließ die schwere Stahltür zur Seite schwingen.
    »Viel Glück«, sagte Jean, der Chauffeur. Sein Job war es, an der Tür zurückzubleiben und sie sofort zu schließen, wenn Fremde sich ihr näherten. Was nicht unwahrscheinlich war eingedenk der Tatsache, dass die meisten Plünderer ihr Lager wohl in der Villa aufgeschlagen hatten, denn sie bot wenigstens halbwegs Schutz vor dem postapokalyptischen Winter.
    Sie schlichen den Gang entlang. Mehrere Lagen Kleidung, die sie übereinander trugen, verwandelten ihre Schritte zunächst in ein ungelenkes Staksen, doch dann gewöhnten sie sich daran. Auch wenn diese Maßnahme ihre Beweglichkeit einschränkte, war es nötig gewesen, um sich gegen die Kälte zu wappnen.
    »Achtung, hier spricht Roger Milan!«
    Sie zuckten zusammen, als die Stimme des Hausherrn durch den Gang donnerte.
    Wie erschreckt mussten da erst die Villenbesetzer sein?
    Der Plan sah vor, den Großteil der Plünderer mit einer Durchsage zum Hauptportal zu locken, in der Hoffnung, dass nur die Schwachen und Alten, die sich kaum zu wehren vermochten, zurückblieben.
    »Ich habe Verständnis für Ihre Lage«, tönte der Lautsprecher weiter, »aber bitte verstehen Sie,
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