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283 - Der Zorn der Königin

283 - Der Zorn der Königin

Titel: 283 - Der Zorn der Königin
Autoren: Mia Zorn
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Ohne Waffe konnte sich niemand mehr an den Fluss wagen.
    Paacival warf einen grimmigen Blick auf die Axt neben seinen Füßen. Diese Kette verhängnisvoller Ereignisse wollte einfach kein Ende nehmen. Er war sicher: Sie hing mit der Beerdigung der kopflosen Leiche des Druud zusammen.
    Sein Barfußlaufen war also schon lange kein Dankopfer mehr, sondern ein Ritual von Buße und Demut, um die Götter wieder zu versöhnen. Das wäre die richtige Antwort für den Jungen. Doch mit Schaudern dachte er an den Taratzenschwanz an Fragen, den eine solche Erklärung nach sich ziehen würde: Was ist Buße? Was ist Demut? Was ist ein Fluch? Was ein Ritual? Daher beschränkte sich der Grandlord aufs Notwendigste. »Blödsinn«, brummte er. »Ich twag keine Schuhe, um mich abzuhäaten. Un das mit dem Glücksamulett glaub ich east, wenn du mia einen Kübel voll Fische gefangen hast.«
    Steewens warf ihm einen entschlossenen Blick zu. »Weads dia beweisen.« Sein dünnes Ärmchen zitterte, als er die Angelschnur einholte und an einer anderen Stelle der grauen Fluten wieder versenkte.
    Paacival feixte. So verkehrt war der Kleine gar nicht. Dieses störrische Wesen konnte er glatt von ihm geerbt haben. Während er nun darüber nachdachte, in welche Fertigkeiten er den zukünftigen Grandlord als nächstes unterweisen könnte, wurden in seinem Rücken Stimmen laut. »Paacival! Komm schnell!«, hörte er sie rufen.
    Bei allen Göttern, was war nun schon wieder los? Der bullige Lordsführer griff nach der Axt und sprang auf. »Komm, Kleina! Hiea kannste nich alleine bleiben.« Er packte den Jungen am Ärmel und zerrte ihn hinter sich her.
    Mit wehenden Haaren und bösen Vorahnungen hasteten sie die Uferböschung hinauf und durch Gestrüpp und knöchelhohes Gras, bis sie die engen Gassen erreichten, die ins Dorf führten. Zwei von Paacivals Wächtern standen dort im Dämmerlicht und gestikulierten wild mit den Armen. »Ein Wunda, ein Wunda!« - »Ea lebt, is aufastanden von den Toten. Einfach so!«
    »Was bei Oaguudoo faselt iha da?« Paacival schnappte nach Luft. »Wea lebt? Wea is aufgestanden?«
    »Djeyms! In deinem Haus!«
    Der Grandlord glaubte sich verhört zu haben. Doch als er in die Gesichter der Männer blickte, während sie ihm noch einmal versicherten, dass sein einstiger Kampfgefährte wieder zu Fleisch und Blut geworden war, gab es kein Halten mehr.
    Schnell wie ein Lupa legte der schwergewichtige Mann die Strecke zwischen Uferregion und seiner Behausung zurück. Das Unglück hatte ein Ende! Alles würde gut werden und endlich konnte er wieder Stiefel tragen!
    Wenige Minuten später erblickte er tatsächlich seinen Freund. Er thronte im Sessel des einstigen Druud, den jemand eilig vor Paacivals Wohnsitz geschleppt hatte. Zu seinen Füßen brannte ein Feuer. Männer, Frauen und Kinder umringten den Biglord und starrten ihn an, als wäre Wudan persönlich aus dem Himmel gestiegen. Bleich und mitgenommen sah der hagere Mann aus. Und offensichtlich war er sehr hungrig. Gierig verschlang er die Speisen, die man ihm reichte.
    »Djeyms! Alta Fweund!« Der Grandlord drängte sich durch die Menge. Freudig wollte er seinen Kampfgefährten begrüßen.
    Doch als die Leute ihn bemerkten, hob aufgeregtes Geschrei an. »Ea kommt. Paacival kommt!« Einer der Littlelords packte ihn am Arm. »Stell dia voa, dea Geist Alizans hat ihn geschickt, mit eina Botschaft.«
    Irritiert verlangsamte Paacival seinen Schritt. Eine Botschaft? Vom einstigen Druud? Hatte er also richtig vermutet: Der Geist des verstorbenen Göttersprechers fand keine Ruhe.
    Bei Djeyms angekommen, fiel dessen Begrüßung eher verhalten aus. Weder erwiderte der Biglord Paacivals Umarmung, noch die herzlichen Worte, die der bullige Lordsführer an ihn richtete. Mit unbewegter Miene nickte er dem Grandlord zu. Dann beschäftigte er sich wieder mit dem Hühnchen in seinen Fingern.
    Verdutzt von der frostigen Reaktion seines Freundes, schaute Paacival ihm eine Weile schweigend beim Essen zu. Die Zeit als Versteinerter und die Begegnung mit dem toten Druud schien den Biglord verändert zu haben. »Fwag ihn nach dea Botschaft!«, hörte er plötzlich neben sich eine alte Frau zischeln. »Fwag ihn!«
    Verunsichert räusperte Paacival sich. »Nun gut… wie lautet die Botschaft von Alizan?«
    Djeyms hob den lockigen Schädel. Schmatzend blickte er in die Runde. Dann wischte er sich über den Mund und stand auf. Mit dem abgenagten Hühnerknöchelchen deutete er in den Himmel. »Dea Geist
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