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281 - Bausteine des Lebens

281 - Bausteine des Lebens

Titel: 281 - Bausteine des Lebens
Autoren: Sascha Vennemann
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sich derart viele Leute nur geräuschlos anschleichen können? Und wie konnte Teggar überhaupt ahnen, dass er erneut versuchen wollte, sich mit dem Bewahrer - dem richtigen diesmal! - abzusetzen?
    Sie waren eingekreist. Hier standen sie nun, acht Männer und zwei Frauen, nur bepackt mit dem Nötigsten und im Begriff, den Garant ihrer Unsterblichkeit mit sich zu nehmen.
    Ruuk glotzte immer noch ungläubig in die wütenden Gesichter der Männer und Frauen, mit denen er vor einem halben Jahr aus dem »Verbotenen Land« aufgebrochen war. Mit einem Mal überkam ihn ein überlegenes Gefühl der Ruhe. Nein, diesmal würde sein verhasster Bruder nicht gewinnen. Es endet heute Nacht , dachte er. Genug ist genug.
    Jahrhunderte der Schmach lagen hinter ihm. Jahrhunderte der Demütigung. Nein, nie wieder sollte es einen Winter geben, in dem Teggar über ihn wachte oder bestimmte, wie sein Weg auszusehen hatte. Er würde ab sofort wieder der Herr über sich selbst sein, so wie damals, als sie nach der langen entbehrungsreichen Reise durch ein karges Land an den See kamen und auf den Hüter trafen.
    Der damals begonnene und ewig währende Augenblick, in dem Teggar ihm das Herz brach und ihm vorwarf, sie schlecht geführt zu haben - er endete jetzt.
    »Nein!«, brüllte Ruuk all seine Wut heraus. Er griff nach seinem Speer, den er am Boden abgelegt hatte. »Nicht noch einmal. Nicht dieses Mal!« Er ließ den Blick durch die Reihen wandern und fand schließlich das Gesicht, das er suchte.
    Unvermittelt stürmte er vor, den Speer zum Stoß nach vorn gerichtet. Sein Ziel war Teggar, der mit stoischer Ruhe im Kreis seiner Leute stand und mit einem Schwert in seinen Händen den Angriff abwartete.
    Ruuk kam keine zwei Meter weit, da explodierte vor ihm der Boden. Staub und Dreckklumpen flogen durch die Luft. Die Menschen am Totem schrien überrascht auf und schützten sich mit über dem Kopf verschränkten Armen.
    »Was war das?«, brüllte Ruuk. Mit dem Handrücken wischte er sich den Staub aus den Augen. Da sah er, wie Maddrax und Aruula in den Kreis traten. Der blonde Mann hielt eine seltsame Waffe in den Händen, die er offensichtlich abgefeuert hatte. Zum Glück hatte der Mistkerl daneben geschossen.
    »Wusstest du, dass Aruula eine Lauscherin ist, Ruuk?«, fragte sein Bruder. »Sie hat bei der Zusammenkunft deine Absichten gespürt und uns gewarnt. Nur deshalb konnten wir euch auf frischer Tat ertappen. Ich Narr hatte dir geglaubt!«
    Ruuk schoss einen wütenden Blick auf die Kriegerin ab. »Verdammte Hexe!«
    »Gib auf, Ruuk!«, übernahm Maddrax das Wort. Er ließ seine Waffe sinken. »Sei vernünftig und halte Frieden. Ist es dir denn egal, dass die Hälfte der Kinder des Hüters qualvoll sterben muss, wenn du mit den Überresten und deinen Anhängern verschwindest?«
    Ruuk zog die Nase hoch und spie im hohen Bogen aus. Erneut ließ er den Blick schweifen. Teggars Leute waren nur mit zwei Mann in der Überzahl. Maddrax und seine Kumpane mochten mächtige Waffen haben, doch sie waren nicht unsterblich. Von den ursprünglichen Dorfbewohnern Corkaichs ließ sich niemand blicken. Auch wenn Teggar sie möglicherweise um Mithilfe gebeten hatte - offenbar hatte die Gemeinschaft entschieden, in den Konflikt nicht einzugreifen. Er und seine Anhänger hatten also eine reelle Chance, den Kampf für sich zu entscheiden. Mit ein wenig Glück und dem Segen des Hüters…
    Scheiß auf den Segen! Ruukwood oder Tod!
    Ein Blick über die Schulter machte ihm Mut. Pita, Mecdoof und der Rest hatten ihre Waffen gezogen und blickten ihm entschlossen entgegen. Sie wollten nicht kampflos aufgeben, das sah Ruuk ihnen an.
    Er wandte sich wieder nach vorn, ließ den Kopf sinken und schloss die Augen. Er atmete tief ein, dann brüllte er: »Sie oder wir! Angriff!«
    ***
    In dem Augenblick, da Ruuk den Kopf wieder hob und den Mund zu einem Schrei öffnete, wusste Matt, was die Stunde geschlagen hatte. Er will tatsächlich kämpfen! , durchfuhr es ihn.
    Matthew Drax hatte allerdings keine Zeit mehr, sich über Sinn oder Unsinn der Aktion Gedanken zu machen, denn schon stürmte einer der Unsterblichen, die das Totem zu stehlen versucht hatten, auf ihn zu. Der Bursche sah nicht älter als Zwanzig aus und hatte sein langes glattes Haar zu einem Zopf zusammengebunden. In den Händen hielt er einen langen Dolch.
    Matt nahm den Driller hoch, aber der Junge war schon so nahe heran, als dass ein Warnschuss mit dem Driller ihn zurückgehalten hätte. Die
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