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281 - Bausteine des Lebens

281 - Bausteine des Lebens

Titel: 281 - Bausteine des Lebens
Autoren: Sascha Vennemann
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geschleppt, der sich an eines der Häuser anschloss und in dem normalerweise Feuerholz zum Trocknen gelagert wurde. Der kleine Verschlag war jetzt beinahe komplett leer. In seinem Inneren roch es nach Tannenzapfen und Harz.
    Ann schluchzte unentwegt. »Mom! Was ist denn los mit dir? Mom! Warum tust du das? Was hab ich denn gemacht?«
    »Nichts«, sagte Jenny ruhig. »Sei still und verhalte dich ruhig. Ich sehe später nach dir.« Mit einem energischen Stoß wurde Ann in den Schuppen verfrachtet. Die Tür knallte zu und von außen wurde ein Riegel vorgeschoben.
    Ann kreischte panisch. Man hatte sie eingesperrt wie in einem Gefängnis!
    »Sei endlich still!«, hörte sie ihre Mutter von draußen sagen. Es klang überhaupt nicht böse. Warum macht sie so was? Warum sperrt sie mich hier ein?
    »Lass mich raus, Mom! Was habe ich denn getan?«, heulte Ann. »Mein Schwert! Ich brauche doch mein Schwert!« Sie schrie und schrie, und als sie keine Antwort bekam, schlug sie gegen die Bretterwände und brüllte, bis ihr die Stimme versagte.
    Dann hielt sie verdutzt inne. Eines der Bretter… es löste sich!
    Ann verstummte und blickte durch den schmalen Schlitz in der Wand nach draußen. Wenn sie noch zwei weitere Bretter beiseite ziehen konnte, war die Lücke vielleicht groß genug, um sich durchzuquetschen!
    Ihre Finger gruben sich in die festgestampfte Erde. Sie rüttelte an den Brettern rechts und links und lockerte sie. Es dauerte nur eine Minute, dann war der entstandene Spalt groß genug, dass sie sich hindurch zwängen konnte.
    Kaum war sie im Freien, rannte sie zum Ausgang des Dorfes. Sie wollte nur noch weg von hier, weg von ihrer Mutter, die von einem Augenblick auf den anderen verrückt geworden sein musste. »Dad!«, wollte sie rufen, schaffte es aber gerade noch, ihre mit Erde beschmutzen Hände auf den Mund zu schlagen. Sie durfte doch jetzt nicht rufen! Noch nicht! Sie war noch viel zu nahe beim Dorf; man würde sie hören und sofort wieder einfangen.
    So schnell sie konnte, rannte sie den Hügel hinauf. Vielleicht konnte sie PROTO zu Fuß noch erreichen? So schnell war er nicht gefahren, und sie konnte sehr schnell laufen!
    Ann erreichte den ersten Hügelkamm. In der Ferne, viel weiter weg als erwartet, sah sie ein kleiner werdendes Fahrzeug, das sich einen weiteren Hügel empor kämpfte.
    Das schaffe ich noch! Ich muss es schaffen!
    Ann wollte gerade wieder losrennen, als zwei kraftvolle Pranken sie von hinten umklammerten und hochhoben.
    »Hiergeblieben!«, hörte sie Pieroos Stimme direkt an ihrem Ohr. Der kratzige Bart des Barbaren scheuerte ihr auf der Wange. »Warum hörste nicht auf deine Mom und bist 'n braves Mädchen?« Der Hüne klemmte sich das hilflos zappelnde und schreiende Kind unter den Arm und ging gemächlich zurück in Richtung Dorf.
    »Daaad!«, brüllte Ann.
    Der Amphibienpanzer hatte die nächste Steigung überwunden und verschwand hinter der Hügelkuppe. Ann konnte es nur noch undeutlich durch einen Tränenschleier erkennen.
    »Daaad! Komm zurück! Komm zurück, Dad! Komm doch bitte zurück…!«
    ENDE
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