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281 - Bausteine des Lebens

281 - Bausteine des Lebens

Titel: 281 - Bausteine des Lebens
Autoren: Sascha Vennemann
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Menschen in der Bucht hatten das Schauspiel jetzt entdeckt und standen, verwunderte Laute ausstoßend, mit in den Nacken gelegten Köpfen am Strand. Hier und da erklangen ängstliche Rufe, aber es war offensichtlich, dass von dem Objekt keine unmittelbare Gefahr ausging.
    Minutenlang war das Phänomen noch am Himmel zu sehen, dann war verschwand es hinter dem Horizont. Seine Flugbahn geht in Richtung europäisches Festland , stellte Jenny beiläufig fest. Dahin, wo auch wir hinwollen…
    Es dauerte an diesem Abend noch eine ganze Weile, bis die Kinder des Hüters sich wieder beruhigten und Pieroo sie davon überzeugen konnte, dass dies kein böses Omen irgendwelcher Götter war, sondern nur ein außergewöhnliches Naturschauspiel.
    Der ehemalige Barbarenhäuptling war sich dessen zwar ebenfalls nicht ganz sicher, aber sie hatten Wichtigeres zu erledigen, als darüber nachzudenken, ob ihnen der Himmel auf den Kopf fallen konnte…
    ***
    Corkaich, 26.10.2526
    Die ersten Dinge, die Matt Drax wahrnahm, als er die Luke des Amphibienpanzers öffnete, waren ein aggressiver Schrei und der Mann, der ihn ausstieß. Es war ein kräftiger Bursche mit vorgeschobenem Kinn, und er hielt einen Holzpfahl in der Hand, mit dem er ihn offenbar an Ort und Stelle erschlagen wollte.
    Der Mann aus der Vergangenheit war schon fast wieder in PROTOs Innerem verschwunden und hatte die Hand über der Berührungsfläche des Schließsensors, als von rechts und links zwei weitere Dorfbewohner kamen und den Angreifer in die Zange nahmen. Der Wüterich fluchte und schrie, während er in Schach gehalten wurde. »Das ist er! Ich weiß es noch wie damals! Das ist der Mörder des Hüters! Er hat unseren Bewahrer auf dem Gewissen!«
    Matt hob abwehrend die Hände und trat langsam wieder aus dem Schott des Panzers heraus. »Ganz ruhig!«, rief er. »Ihr greift uns nicht an, und wir tun euch nichts, verstanden?«
    Hinter ihm kamen Xij und Aruula die Rampe herunter. Sie hielten Ann an den Schultern fest. Die Kleine zappelte wie ein Sack Gerule und wäre am liebsten sofort zum Haus ihrer Mutter gerannt, aber da sie Jenny und Pieroo bis jetzt nicht auf dem Dorfplatz ausfindig machen konnten, wollten sie auf Nummer sicher gehen und sich erst einmal umschauen.
    »Nette Leute«, zischte Xij zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. Sie schaute kurz zu Aruula herüber. »Freunde von euch?«
    »Kann ich nicht behaupten«, meinte die Frau von den Dreizehn Inseln. »Zumindest nicht, wenn es stimmt, was der Typ da gerade behauptet hat.«
    Matthew versuchte auszumachen, ob sich in Corkaich etwas verändert hatte - mal abgesehen von den Leuten, die nicht hierher gehörten und von denen er jetzt ahnte, wo er sie schon einmal gesehen hatte.
    Im Winter vor sechs Jahren waren Jed Stuart, zwei Bunkerleute, Aruula und er mit einem EWAT(Earth-Water-Air-Tank, Allround-Fahrzeug der britischen Bunker-Communities) ins »Verbotene Land« eingedrungen, ein an der Grenze zu England liegendes Gebiet in Schottland. An einem See waren sie auf zwei verfeindete Dorfgemeinschaften gestoßen, die sich seit ewigen Zeiten bekämpften. Sie alterten und starben nicht, weil sie mit Nanobots infiziert waren, die von einem mutierten Affen stammten - vermutlich ein Versuchstier aus der Zeit vor dem Kometen. Diese Nanobots erneuerten permanent die Zellstrukturen der Menschen, sodass bei ihnen ganze Organe neu ausgebildet und größte Wunden geheilt werden konnten. Nur wenn man den Großteil ihres Körpers zerstörte oder ihnen den Kopf abschlug, waren auch sie sterblich.
    Dem mutierten Affen waren im Laufe der fünfhundert Jahre seit dem Kometeneinschlag - wohl durch die Strahlung der Daa'murenkristalle - Flügel gewachsen, und er residierte als »Hüter« auf einer Insel im See. Das Problem bei der ganzen Geschichte war, dass die »Kinder des Hüters«, wie sie sich nannten, eine bestimmte Distanz zum ursprünglichen Stamm der Nanobots - in diesem Fall dem Hüter - einhalten mussten, da die Einheiten in ihren Körpern ansonsten unkontrolliert zu wuchern begannen. Der so mit Mikromaschinen überflutete Mensch wurde quasi von innen heraus zersetzt und »zerfloss« in einer öligen schwarzen Masse. Matt hatte das bei dem früheren Abenteuer selbst miterlebt.
    Ihr Aufbruch vom See damals war alles andere als harmonisch verlaufen. Aruula war von den Nanobots infiziert worden und verschwunden, Jed war von ihnen getrennt worden und in Schottland zurückgeblieben, und ein wildgewordener Techno - Matt
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