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28 Tage lang (German Edition)

28 Tage lang (German Edition)

Titel: 28 Tage lang (German Edition)
Autoren: David Safier
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der Kleinen. Mein Atem war nun hektischer als ihrer, der so ruhig war, so friedlich …
    Ich hatte eine Art von Angst, die ich bisher nicht kannte.
    Die Angst davor, verlassen zu werden.
    «Ich …», erklärte Amos, «will die Kameraden nicht verlassen …»
    Ich schloss die Augen.
    Es tat so weh.
    «Aber dich kann ich nicht verlassen.»
    Ich ließ die Augen geschlossen.
    Amos nahm mich in die Arme und küsste mich, und dabei war es ihm völlig egal, wie sehr ich immer noch stank.
    Bei diesem Kuss, auf dieser Waldlichtung, im warmen Licht der Sonne, wusste ich, was für ein Mensch ich für den Rest meines Lebens sein wollte:
    Ein Mensch, der lebt!

Danksagung
    Ich danke meiner Frau Marion und meinen Kindern Ben und Daniel – ich liebe euch!
    Außerdem danke ich meinem Agenten, Freund und Mentor Michael Töteberg, der wunderbarsten Lektorin der Welt Ulrike Beck, Christiane Steen, Marcus Gärtner und meiner großartigen Assistentin Kata, dem einzigen Menschen auf diesem Erdball – inklusive meiner selbst –, der meine Handschrift lesen kann.

Wahrheit und Fiktion
    Aus einem Gespräch mit David Safier
    Von David Safier erwartet man lustige Bücher mit phantastischem Einschlag und schrägen Einfällen. Opus Nr.  6 fällt aus der Reihe – wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen Roman über den Aufstand im Warschauer Ghetto zu schreiben?
    Es ist eine Geschichte, die ich immer schreiben wollte. 1992 , vor mehr als 20  Jahren, wurde ich gebeten, im Bremer Dom anlässlich des Jahrestags eine Rede über den Warschauer Ghettoaufstand zu halten. Ich war damals Mitte  20 , Journalist bei Radio Bremen, und sollte etwas über junge Leute im Widerstand erzählen. Als ich mich intensiver mit dem Thema beschäftigte, faszinierten mich die Geschichten von menschlicher Größe, aber auch von menschlicher Feigheit. Seitdem verging eigentlich kein Jahr, in dem ich nicht überlegt habe, ob und wie ich diesen Stoff literarisch erzählen kann.
     
    Was ist das Besondere an der Geschichte?
    Dass die Opfer sich gewehrt haben. Unser Bild ist: Die Juden sind, ohne Widerstand zu leisten, in die Konzentrationslager gebracht worden und wie Schlachtvieh in den Tod gegangen. In Warschau haben 1200 Juden, größtenteils junge Menschen zwischen 13 und 29  Jahren, einen Aufstand organisiert und 28  Tage lang einer brutalen Übermacht getrotzt. Das ist schon singulär – nicht nur in der jüngsten Geschichte, sondern in der Historie überhaupt.
     
    Warum haben sich die Juden so lange nicht gewehrt?
    Die Nazis haben das perfide gemacht: Die Hoffnung wurde immer ein bisschen am Leben gehalten. Es wurde gesagt: Soundsoviele Leute werden deportiert, aber es gibt Ausnahmen, und wer über eine entsprechende Bescheinigung verfügt, wird nicht in den Osten geschickt. Und dann rennen alle los, um sich eine solche Bescheinigung zu besorgen. Eine Woche später war die Bescheinigung nichts mehr wert. Im Nachhinein kann man immer sagen, das war ja klar, aber die Verbrechen der Nationalsozialisten überstiegen jede Vorstellungskraft: diese systematische, fabrikmäßige Ausrottung der Juden. In dem Ghetto gab es viele Werkstätten, da wurden Flugzeugteile hergestellt, Mäntel für die Wehrmacht usw. Die Juden haben gedacht: Wir sind billige Arbeitskräfte, da werden sie doch nicht, das wäre doch verrückt … Es dauerte lange, bis alle begriffen haben: Wir werden nicht überleben. Von den 450000 Juden im Warschauer Ghetto waren bereits 400000 deportiert, dann war es allen klar: Wir werden nicht überleben. Erst diese bittere Einsicht gab ihnen die Kraft, zu den Waffen zu greifen.
    Vorher hatte es im Ghetto viele unterschiedliche Parteien gegeben, nun waren alle politischen Unterschiede obsolet. Es gab nur noch das eine Ziel, sich nicht wehrlos zur Schlachtbank führen zu lassen.
     
    Letztlich haben die Nazis für die politische Einigkeit gesorgt. Sie haben mit ihren Rassegesetzen Menschen, die sich zuvor gar nicht als Juden verstanden haben, dazu gemacht.
    Es gab einen Mafiaboss, der mit Schwarzmarktgeschäften und Prostitution im Ghetto viel Geld verdient hat. Als Jude hat er sich gar nicht betrachtet, sondern die Situation zynisch für sich ausgenutzt. Er hat – das wollte meine Lektorin gar nicht glauben, doch es war so – seine Bunker nach Konzentrationslagern benannt: Treblinka, Auschwitz usw. Irgendwann wurde aber selbst aus diesem Verbrecher ein Widerstandskämpfer, der den Aufständischen Unterschlupf in seinem Bunker gewährt
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