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28 Minuten

28 Minuten

Titel: 28 Minuten
Autoren: Dave Zeltserman
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belohnt werden durfte.
    Petrenko musste lächeln. Er vermutete, dass der Anrufer nach dem Überfall reingelegt worden war. Und wenn er einmal reingelegt worden war, konnte man ihn auch noch einmal reinlegen.
    Resnick stellte überrascht fest, dass es schon nach zehn war. Es war der erste Morgen, seit man ihm gesagt hatte, dass Brian eine neue Herzklappe brauchte, an dem er länger als bis sechs hatte im Bett bleiben können. Das war über zehn Jahre her. Und jetzt lag er hier rum und dachte über den Bankraub nach und was er wegen Dan Wilson unternehmen sollte und tagträumte gleichzeitig von Kathleen Liciano. Der Abend in der Bar, der Ausdruck ihrer mandelförmigen Augen, die Art, wie ihr Haar über ihre Schultern fiel, ihre weichen Lippen, die sich leicht öffneten, wenn sie lächelte. An sie zu denken ließ den Wunsch in ihm erwachen, sie wiederzusehen. Doch dann biss er die Zähne fest aufeinander, bis sein Kiefer schmerzte, und traf eine Entscheidung. Sie war zu jung, um all sein emotionales Gepäck mitzutragen. Er würde sie später anrufen und ihr sagen, dass er fürchtete, bei ihm würde es nie weniger kompliziert werden.
    Er stemmte sich aus dem Bett, zog seine Jogginghose und ein T -Shirt an, machte seine Stretchingübungen und brach zu einem Siebenkilometerkauf auf, um den Kopf klar zu bekommen. Als er wieder zurück war, duschte er schnell und machte sich Rührei mit Salami zum Mittagessen. Es war fast zwölf, als er ins Krankenhaus fuhr. Unterwegs kaufte er eine Zeitung. Als er die Überschrift – »Reingelegt?« – sah, brauchte er einen Augenblick, um zu begreifen, worum es ging. Er betrachtete die Titelseite und sah zwei Bilder nebeneinander: Raymond Lombardo ohne Skimütze vor der Bank – und glattrasiert, mit kurzem, blond gefärbtem Haar auf einem Golfplatz.
    In dem dazugehörigen Artikel schwor der Fotograf, der das Bild auf dem Golfplatz geschossen hatte, dass es genau zu der Zeit entstanden war, in der die Bank überfallen wurde. Es stand außerdem darin, dass über zwei Dutzend Zeugen die Behauptung des Fotografen stützten, sie hatten allesamt eidesstattliche Erklärungen darüber abgegeben, Lombardo auf dem Golfplatz gesehen zu haben, eine dieser eidesstattlichen Erklärungen stammte sogar von einem Richter des Massachusetts Superior Court. Letztlich ging es in dem Artikel darum, dass die Videoaufnahme offenbar gefälscht worden sei, um Lombardo reinzulegen, vermutlich vom FBI .
    Resnick legte die Zeitung weg und versuchte zuerst, Hadley zu Hause zu erreichen, erwischte ihn dann aber auf der Wache.
    »Was wollen Sie?«, fragte Hadley barsch.
    »Eigentlich nichts. Ich dachte, vielleicht soll ich reinkommen?«
    »Habe ich Sie nicht angewiesen, Viktor Petrenko im Auge zu behalten?«
    »Ja, haben Sie, aber nach dem Artikel heute ...«
    »Hören Sie, ich sitze hier gerade mit dem Bundesstaatsanwalt. Wenn Sie unbedingt Überstunden machen wollen, dann beobachten Sie weiter Petrenko.«
    Hadley legte auf. Resnick starrte sein Handy an und fragte sich, was da wohl los war. Kopfschüttelnd steckte er das Telefon zurück in seine Tasche, bezahlte die Zeitung und fuhr weiter ins Krankenhaus.
    Als Mary O’Donnells Augen sich schlossen, dachte Resnick tatsächlich, sie sei gestorben. Als er ihre Hand hielt und die Kälte spürte, war es das Erste, was ihm durch den Kopf ging, obwohl er im Grunde wusste, dass es die Wirkung des Morphiums war. Sie erinnerte ihn an seine Mutter während ihrer letzten paar Stunden. Seine Mutter war gerade mal zweiundfünfzig gewesen, als sie starb. Nach ihrem Schlaganfall hatte sie noch im Krankenhaus gelegen, ihr Gesicht war ebenso eingefallen, ihre Augenlider ebenso schwer gewesen, und sie hatte genauso zerbrechlich gewirkt.
    »Mrs. O’Donnell«, sagte Resnick. »Sind Sie wach?«
    Mary O’Donnells Augen flatterten auf. »Ich bin so müde«, zwang sie heraus, die Stimme kaum ein Flüstern. Die gesamte Mitte ihres Körpers war dick verbunden. Resnick wusste, dass sie trotz des Morphiums starke Schmerzen hatte.
    »Ich weiß«, sagte er. »Ich möchte Ihnen nur ein paar Fragen stellen. Können Sie sich an den Mann erinnern, der auf Sie geschossen hat?«
    »Er hat über Brasilien geredet.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Er hat irgendwas über Brasilien erzählt. Ich konnte ihn nicht verstehen. Und über die Küste von New Jersey.« Sie unterbrach sich einen Augenblick und rang nach Atem. »Von einem der Strände dort.«
    »Welchem Strand?«
    »Asb...« Sie hustete schwach. Das
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