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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II
Autoren: Karl May
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schließen, mit denen wir es zu tun haben werden. Wir haben es mit einem zwar unvorsichtigen, wie die Spur beweist, aber auch sehr zahlreichen Feind zu tun. Aus diesem Grund will ich meine eigenen Wünsche zurückhalten und euch um eure Meinung befragen. Wollt ihr den Kampf aufnehmen, oder wollen wir demselben ausweichen, was nun, da die Gegner sich alle an einem Punkt versammelt haben, sehr leicht sein würde?“
    „Kämpfen, kämpfen!“ lautete die allgemeine Antwort.
    „Gut, so gehen wir links ab, um von Norden her an den Wald zu kommen, während wir von Westen her erwartet werden. Da dies einen Umweg ergibt, werden wir schneller als bisher reiten müssen.“
    Jetzt ging es weiter, und zwar so schnell, wie unsere Kamele laufen konnten; die weniger raschen wurden mit den Stäben angetrieben. Nach einiger Zeit stießen wir abermals auf eine Fährte, dann auf eine zweite, dritte, vierte und fünfte. Die Spuren hatten alle eine mehr oder weniger südöstliche Richtung und liefen auf den Wald zu. Ich konnte, auch ohne abzusteigen, sehen, daß jede derselben aus den Hufeindrücken von drei Kamelen bestand.
    „Ob das lauter Vorposten gewesen sind?“ fragte der Führer, welcher wieder an meiner Seite ritt.
    „Natürlich!“ antwortete ich. „Du siehst, daß ich recht gehabt habe. Angenommen, daß die Spur des Dschellabi in der Mitte der Kundschafterlinie gelegen hat, so gibt es in Summa elf Fährten, jede von drei Reitern; das ergibt dreiunddreißig Mann. Wie viele mögen da im Wald geblieben sein? Es ist anzunehmen, daß wir es wenigstens mit der doppelten Anzahl, also mit sechzig Gegnern zu tun haben werden.“
    „Dann dürfen wir uns auf einen harten Kampf gefaßt machen.“
    „Auf gar keinen; wir werden so klug sein, ihnen gar keine Zeit zur Gegenwehr zu lassen.“
    „Du meinst, daß wir sie umzingeln und niederschießen, ehe sie dazu kommen, ihre Waffen zu gebrauchen?“
    „Umzingeln werden wir sie wahrscheinlich, töten aber nicht. Ich will kein Blut vergießen. Überhaupt dürfen wir sie nicht eher angreifen, als bis wir ihnen beweisen können, daß sie es auf uns abgesehen haben.“
    „Wie sollen wir diesen Beweis liefern?“
    „Das laß meine Sache sein! Und selbst dann, wenn wir ihnen ihre feindlichen Absichten in das Gesicht sagen können, haben sie dieselben noch nicht ausgeführt, und wir sind nicht berechtigt, einem von ihnen das Leben zu nehmen. Selbst für den Fall, daß wir dieses Recht besäßen, würde ich sie möglichst schonen, um sie dem Raïs Effendina ausliefern zu können.“
    „Das ist schade! Wir müssen dir freilich gehorchen, aber wenn ich daran denke, was in unsern Dörfern geschehen ist, so erfaßt mich ein Grimm, welcher von Schonung nichts wissen will.“
    „Die Täter sind bestraft; sie haben ihr Verderben mit dem Tode gebüßt, und du mußt bedenken, daß die Leute, welche wir vor uns haben, nicht diejenigen sind, welche eure Frauen und Töchter raubten.“
    „Gut, aber ich mache dich darauf aufmerksam, daß du uns durch deinen Entschluß selbst in Gefahr bringst, uns und auch dich. Räumen wir mit unsern Kugeln plötzlich unter ihnen auf, so bleiben wir unverletzt; wie aber willst du dich ihrer lebendig bemächtigen, ohne daß sie sich wehren und verschiedene von uns töten oder doch wenigstens verwunden.“
    „Was ich beschließen werde, kann ich jetzt noch nicht wissen; ich muß mich nach den Verhältnissen, welche wir vorfinden, richten. Du weißt, daß ich mich im Wadi el Berd der Sklavenräuber bemächtigt habe, ohne daß einem von uns die Haut geritzt worden ist.“
    Er schüttelte bedenklich den Kopf, zog es aber vor, auf weitere Einwendungen, welche doch erfolglos gewesen wären, zu verzichten.
    Wir hielten uns zunächst nordöstlich, dann gerade östlich und bogen nach ungefähr zwei Stunden nach Süden um, denn der Führer meinte, daß der Bogen uns nun gerade auf den Wald zuführen werde. Bald erblickten wir am Horizont einen dunklen Streifen, welcher mehr rechts von uns lag. Wir waren also so schnell geritten, daß wir den Wald beinahe halb umgangen hatten. Dies brachte mich, da wir noch hinreichend Zeit bis zum Untergang der Sonne hatten, auf den Gedanken, nicht von der Seite, sondern vom Rücken her auf die Feinde zu kommen. Aus diesem Grund hielten wir uns wieder mehr links, und zwar so lange, bis wir den Streifen, welcher den Wald bedeutete, westlich von uns liegen hatten. Und da stießen wir denn auch, wie ich im stillen vermutet hatte, auf einen
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