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279 - Der Fluch von Leeds

279 - Der Fluch von Leeds

Titel: 279 - Der Fluch von Leeds
Autoren: Mia Zorn
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lassen.
    Inzwischen hatte der Hafenmeister den Marktplatz erreicht. Auch hier keine Menschenseele. Der Regen prasselte auf die Holzdächer der verlassenen Verkaufsbuden. Ein halbes Dutzend Wakudas blökten abseits in ihrem Unterstand. Verdrießlich überquerte Loxi den Platz. Vorbei die kurzweiligen Stunden mit den Kindern. Die Informationsquelle zum Bunker versiegt.
    Schließlich bog er in die kleine Gasse ein, an deren Ende sich die Kaschemme Green Cock befand. Für den Hafenmeister der einzige Lichtblick in diesen Tagen: Eine dampfende Hühnersuppe und ein Krug Guinness erwarteten ihn dort.
    Bei dem windschiefen Häuschen angekommen, kletterte er die fünfzehn Stufen zum Eingang hinauf. Von hier aus konnte man über die Holzpalisaden sehen, die hundert Schritte weiter aus der Erde ragten. Loxi blieb stehen und warf einen Blick auf das Bunkerareal dahinter: eine Kirchenruine, unter der sich der Bunker befand, und der langgezogene dunkle Bau des einstigen Fabrikgebäudes, der den Bunkerleuten als Hangar diente. Dazwischen ein kreisförmiger Platz, leer. Außer den Wachposten bei den Palisaden regte sich nichts dort unten.
    Der Hafenmeister wollte sich schon dem Eingang der Kaschemme zuwenden, als plötzlich die breiten Flügeltore des Hangars aufschwangen. Zwei Lichtkegel durchbohrten den grauen Regenvorhang. Dumpfes Brummen drang aus dem langgezogenen Bau und kurze Zeit später glitt ein EWAT ins Freie. Wie eine patinagrüne Riesenraupe schob er sich auf rasselnden Ketten über den Platz.
    Loxi strahlte. Doch noch etwas Erfreuliches an diesem trüben Tag.
    ***
    Über den Monitor flimmerten geografische Karten und Bilder von Leeds und Umgebung. Sie stammten aus dem Fundus der Alten. Aus der Zeit vor dem Kometen. Entsprechend zögernd deutete Robin Fletscher auf eine Stelle, an der er seinen einstigen Stützpunkt vermutete. Gemeinsam mit Hugh Allison tüftelte er im Kommunikationsraum des Luimneacher Bunkers an der Reiseroute nach Leeds. Dabei stand noch gar nicht fest, ob sie überhaupt dorthin aufbrechen würden. Noch tagte der Regierungsrat darüber.
    »Hier müsste er sein. Direkt am Fluss Aaire. Suchen Sie nach Wallbridge! So lautete die Bezeichnung für unseren Bunker.« Fletscher lehnte sich in seinen Stuhl zurück, während Allison neben ihm den Computer mit neuen Daten versorgte. Der Gedanke, schon bald in seine Heimat zurückzukehren, erfüllte Robin Fletscher mit prickelnder Unruhe.
    Ziemlich genau fünf Jahre war es nun her, dass er von Leeds aufgebrochen war, um in Schottland Verbündete für den Kampf gegen die Feinde am Kratersee zu rekrutieren. Diese Mission war kläglich gescheitert. [3] Eine verstümmelte Ohrmuschel und Narben an Schulter und Brust zeugten noch heute von seiner Niederlage.
    Danach strandete er mehr tot als lebendig an der Südküste Irlands. Hauste als Einsiedler in einer Höhle nahe Corkaich. Jagte der Illusion nach, die schöne Mutter der kleinen Ann Drax könnte ihn lieben. Jahrelang lebte er in einer Zwischenwelt aus Wahn und Wirklichkeit. Bis zu dem Tag, als gestaltloses Grauen über das Dorf herfiel und alle Bewohner in Stein verwandelte. Alle, bis auf die Kleine. Sie war die Einzige, die Fletscher damals retten konnte. Später rettete er sie noch einmal: beim Kampf gegen die Hyeenas in Cill Airne.
    Bei der Erinnerung daran strich er sich über den Oberschenkel seines steifen Beines. Die Bestien hatten ihm Knochen samt Sehnen durchgebissen. Wenn damals nicht wie durch ein Wunder Hugh Allison und der junge O'Donel in ihrem EWAT aufgetaucht wären, säße Robin heute nicht hier. Er wäre verblutet. Im hiesigen Bunker hatte man um sein Leben gekämpft. Erfolgreich: Inzwischen war er vollständig genesen. Nur bei Wetterumschwung schmerzte das Bein. Doch das verbuchte ein alter Haudegen wie Fletscher unter Kollateralschaden .
    Was ihm wirklich zu schaffen machte, war das Verhalten der kleinen Ann. Tagtäglich ließ sie ihn ihre Abneigung spüren. Ignorierte seine Fragen oder suchte demonstrativ einen anderen Platz, wenn er sich bei einem gemeinsamen Essen in der Bunkerkantine an ihren Tisch setzen wollte. Der kleine Kuchen, den er an ihrem zehnten Geburtstag in ihre Unterkunft gestellt hatte, landete auf dem Gang vor seiner Tür. Daneben ein Zettel. Unerwünscht , stand darauf.
    Die Kleine wird mir wohl nie verzeihen! Wie so oft verfluchte der Mann aus Leeds den Tag, an dem er Ann von seiner Begegnung mit ihrem Vater erzählt hatte. Im fernen Corkaich war das gewesen, nach dem
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