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278 - Der Gott der Mar'osianer

278 - Der Gott der Mar'osianer

Titel: 278 - Der Gott der Mar'osianer
Autoren: Michelle Stern
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geneigtem Kopf an. »E'fah. Ich ahnte, dass du hier bist. Quart'ol meinte, du wärst verärgert wegen der Sitzung.«
    »Lass mich allein.«
    Bel'ar schwamm näher heran. »Ich kenne deinen Stolz. Aber ich sehe auch, dass du jemanden zum Reden brauchst. Seit Wochen bist du unruhig. Was belastet dich? Ist es diese Stadt?«
    »Vielleicht«, wich E'fah aus. Trotz aller Unruhe mochte sie Hykton. Die Hauptstadt des Neun-Städte-Bundes hatte nicht die Monumentalität Gilam'esh'gads, aber dafür wimmelte sie vor Leben.
    E'fah sah demonstrativ von Bel'ar fort. Dabei wünschte sie sich tatsächlich jemanden zum Reden.
    Bel'ar schien es zu spüren, denn sie blieb innerhalb der Begrenzung der Jindra-Algen. Ihre Blicke glitten zu den weißgrünen Palastmauern aus bionetischem Material. »Es ist erstaunlich, wie schnell sie den Palast hochgezogen haben. Er erinnert mich an die Paläste der Menschen in Indien. Nur dass er wesentlich kleiner ist.«
    E'fahs Blick folgte dem Bel'ars. »Gilam'esh ist eben bescheiden.« Sie konnte die Bitterkeit in ihren Klack- und Schnalzlauten nicht verbergen. Ginge es nach ihr, wäre der Palast doppelt so groß geworden. Gilam'esh hatte sich mit Händen und Füßen dagegen gesträubt, überhaupt einen Palast zu erhalten, doch der Neun-Städte-Bund hatte darauf gedrängt. Sie wollten den altehrwürdigen Propheten in einem ihm angemessenen Umfeld sehen. Gilam'esh hatte schließlich zugestimmt, da Kal'rag ihm angedroht hatte, keinen anderen Audienzraum für Pilgerempfänge innerhalb der Stadt zur Verfügung zu stellen.
    »Hast du Streit mit ihm?«, fragte Bel'ar nach.
    E'fah klackerte leise, es war ein spöttisches Lachen. »Hat Quart'ol dich auf mich angesetzt, um mich auszufragen? Nein, ich habe keinen Streit mit Gilam'esh. Es ist nur…« Sie hatte schon zu viel preisgegeben. Ärgerlich presste sie ihre Handflächen aneinander und spreizte die Schuppenfinger. »Ich will nicht darüber reden.«
    Sie hatte Furcht, Gilam'esh könne ihr entgleiten. Noch immer lastete eine große Schuld auf ihr, und Hydriten wie Kal'rag würden sie ewig verachten. Sie hatte im alten Ägypten Morde an Menschen und einem Hydriten begangen. Damals war sie vom Weg des Propheten abgekommen, weil ihr seine Methoden zu weich erschienen und nicht dafür taugten, Ordnung in einem Volk zu schaffen.
    Außer Gilam'esh selbst schien ihr das niemand vergeben zu wollen. Nur an seiner Seite konnte sie das Leben in Hykton führen, das ihr vorschwebte. Doch er hielt sie auf Distanz. Je reifer und überlegter er sich gab, so unnahbarer wurde er. Nur noch selten gab er dem Drang nach und vergnügte sich mit ihr. Sie wurde mehr und mehr zu einer Hydritin unter vielen. Ihre besondere Stellung als seine Gefährtin war in Gefahr.
    Aber das wollte sie Bel'ar nicht anvertrauen. Die Wissenschaftlerin war wie Quart'ol: Sie besaß kein Machtdenken und hätte E'fahs Gedanken vielleicht sogar als undankbar empfunden. Schließlich verdankte E'fah Gilam'esh eine Menge. Ohne ihn wäre sie eine Frevlerin, die sich unter Hydriten nicht sehen lassen durfte.
    »Was macht dein Forschungsprojekt?«, fragte sie, um von sich abzulenken.
    Bel'ars Augen funkelten im Wasser. Sie öffnete leicht die Arme, ein Zeichen ihrer Aufregung. »Es ist großartig. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass wir so schnell Fortschritte machen. Durch Quart'ols Kenntnisse der Gen-Kugel, an der er mit Clarice Braxton gearbeitet hat, konnten wir auch dieses Rätsel schneller lösen. Die Tantrondrüse hat ein höchst kompliziertes System. Trotzdem wird es bald möglich sein, sie durch ein Medikament völlig ohne Nebenwirkungen und Risiken zu beeinflussen. Und das nicht nur, nachdem ein Hydrit durch den Genuss von tierischem Eiweiß zum Mar'osianer wurde. Wenn ich es einnehmen würde, bevor ich Fisch fresse, würde sich meine Drüse nicht erweitern.«
    »Du würdest dich trotz Fischgenuss nicht verändern?«
    »Ja. Der gelegentliche Verzehr von Fisch oder Fleisch würde dadurch völlig harmlos werden.« Bel'ar strahlte. »Und das ist erst der Anfang. Vielleicht wird es irgendwann möglich sein, die bereits veränderte Tantrondrüse durch ein Medikament schmerzfrei zurückzubilden. Bisher war das mit einem großen Risiko verbunden.«
    »Klingt nach einem interessanten Projekt.« E'fah wandte sich ab. Sie wollte allein sein. Sie musste überlegen, wie sie Gilam'esh trotz all seiner Verpflichtungen und Veränderungen weiter an sich binden konnte. »Dann viel Spaß bei der
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