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278 - Der Gott der Mar'osianer

278 - Der Gott der Mar'osianer

Titel: 278 - Der Gott der Mar'osianer
Autoren: Michelle Stern
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ihrem Schützling erklärt hatte.
    »Gar'tol wird sicher bald rasten wollen.«
    Im offenen Meer zu übernachten war immer gefährlich. Es mussten Wachen gehalten werden. Bei solchen Gelegenheiten wünschte sich Quesra'nol, er wäre ein Delfin. Diese Erdwesen hatten die nützliche Eigenschaft, immer nur mit einer Hälfte ihres Gehirns zu schlafen. Das der wachen Hemisphäre gegenüberliegende Auge war immer offen.
    Als Quesra'nol das entdeckt hatte, war sein Forscherdrang erwacht. Gerne hätte er ein Labor gehabt, um diesen Vorgang näher zu untersuchen, auch wenn sein Verstand lange nicht mehr so scharf war wie auf dem Mars, als er eine Erfindung nach der anderen gemacht hatte.
    »Großartig. Ich schlafe gleich im Schwimm…« Quesra'nol hielt inne. Gar'tol klackte eine schnelle Abfolge von Warntönen.
    »Fremde Hydriten!«, klackerte Iman'ja ängstlich. »Vermutlich Mar'osianer. Siehst du sie?«
    Der Bund rückte dicht zusammen. Er bestand inzwischen aus knapp zwanzig Pilgern. Einige einzelne Hydriten, ebenfalls Pilger, hatten sich ihrer Gruppe angeschlossen.
    »Ich sehe sie.« Quesra'nol erkannte dunkle Schatten, die ihre Formation auffächerten. Es mussten über vierzig sein und sie hatten Reittiere. »Sie kreisen uns ein.«
    »Was sollen wir tun?«
    »Abwarten. Es sind zu viele für einen Angriff unsererseits. Außerdem könnten sie friedlich sein.« Er sagte es nur, um Iman'ja zu beruhigen, und glaubte selbst nicht daran. Verstohlen fühlte er an seiner Seite nach dem Schockwerfer. Die tintenfischartige Waffe hatte nur eine kurze Reichweite, aber sie war besser als gar nichts.
    Iman'jas Kiemen blähten sich hektisch. Sie zog einen Schockstab.
    Sie sahen gut fünfzig Angreifer auf grauen Sord'finns mit langen Hörnern und fremdartigen Fischen. Quesra'nol hatte solche Fische noch nie gesehen. Sie wirkten wie schwimmende Rieseneidechsen. Ihre schwarzgrünen Körper wurden von langen zackigen Schwänzen durchs Wasser getrieben.
    Kleine Drachen , ging es ihm durch den Sinn. Iman'ja hatte ihm Geschichten von Drachen und Seeschlangen erzählt.
    Gar'tols Stimme war weithin zu hören. Auch in seiner Flossenhand lag ein Schockstab. »Wer seid ihr? Gebt euch zu erkennen!«
    Die Hydriten trugen Grätenbrustpanzer und Knochenschienen. Einige hatten Blitzstäbe bei sich, andere martialische Harpunen. Solche Waffen hatte Quesra'nol noch nie gesehen, aber er verstand den einfachen Mechanismus.
    Die Fremden verharrten in einem weiten Kreis um den Pilgerbund. Einer von ihnen schwamm auf seinem Drachen vor. Das Tier senkte den Kopf und gab die Sicht auf seinen Reiter frei. Es war ein großer Hydrit mit nahezu schwarzem Flossenkamm. Seine Augen schimmerten rötlich im einfallenden Licht.
    »Ich bin Hin'tek, ein Sar'kira, Krieger der Sar'kir, die allen Mar'osianern eine neue Heimat gibt.«
    »Warum schwimmst du dann nicht zurück in deine neue Heimat, Hin'tek, Krieger von Sar'kir?«, klackerte Gar'tol mutig.
    Verhaltenes Geklacker wurde unter den Mar'osianern laut. Die Krieger drückten ihre Belustigung aus.
    »Du bist mutig, Algenkauer, und wir werden zurückkehren«, sagte Hin'tek. »Aber mit euch als Gefangenen.«
    »Niemals!«, verkündete Gar'tol zornig.
    »Dein Vater ist tatsächlich mutig«, sagte Quesra'nol leise. »Aber er ist auch dumm. Es sind zu viele. Er sollte verhandeln, ehe es böse endet.«
    »Sie sind Mar'os-Jünger«, klackerte Iman'ja voll Verachtung. »Fleischfresser. Wir verhandeln nicht mit Mar'osianern.«
    »Eine Flucht ist sinnlos.«
    »Wir werden nicht fliehen. Wir kämpfen!«
    Die Mar'os-Jünger griffen an. Sie trieben ihre Drachen und Sord'finns noch enger zusammen und schlugen mit den Harpunen nach den Pilgern. Erste Blitz- und Schockstäbe wurden auf beiden Seiten aktiviert und schickten gleißende Lichtbögen durch die Wellen.
    Quesra'nol hatte die Pilger nie im Kampf erlebt. Obwohl sie nur wenige Waffen besaßen, waren sie nicht wehrlos.
    Gar'tol machte den Anfang. Er lenkte das Reittier und den Reiter mit Schüssen aus seinem Schockstab ab, denen sie auswichen, stürzte sich auf Hin'tek und riss ihn vom Rücken seines Drachen. Auch Iman'ja kämpfte um ihr Leben und teilte Blitze, Hiebe und Tritte mit einer Schnelligkeit aus, als wäre sie an Land.
    Die Mar'os-Jünger setzten ihre Blitzstäbe nur zu Beginn ein. Offensichtlich wollten sie die Pilger lebend. Sie gingen rasch in den Nahkampf und betäubten alle, die sich ihnen entgegenstellten. Bald trieben die ersten Pilger reglos im Wasser.
    Quesra'nol
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