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2718 – Passage nach Arkon

2718 – Passage nach Arkon

Titel: 2718 – Passage nach Arkon
Autoren: Perry Rhodan
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rieselnde Sanddünen waren diese Nicht- oder auch Beinahewelten, und ein tobender Sturm schaufelte sie immer höher auf.
    Horgal Voccoryc erspürte zwei aktivierte Bojen. Das Schiff schleuste sie soeben aus. Von Ausläufern der Pararealitäten erfasst, wirbelten sie der Peripherie des Tunnels entgegen, ihre dämpfende Wirkung breitete sich aus.
    Voccoryc stutzte. Er hörte eine ruhige, klare Stimme, die zu den Geniferen sprach und sie anleitete.
    Wer redet?, durchfuhr es ihn heiß.
    Es war seine Stimme, die er vernahm. Eine Unmöglichkeit. Er biss die Zähne zusammen und schlug sich eine Hand vor den Mund. Trotzdem hörte er sich gleichmäßig weiter reden und das Schiff lenken.
    Ich?
    Ein anderer?
    Treiben lassen ... nicht darüber nachdenken ... Er spürte, dass sein Emot Unruhe signalisierte, die sich über seine ganze Stirn ausbreitete.
    Unmöglich, dass er für den Flug nicht gebraucht wurde. Tropor und Gillipor waren die begabtesten Seher, die er kannte – allein konnten sie die CHUVANC dennoch nicht durch den Gefahrenbereich lenken und die nach dem Richterschiff greifenden Irrealitäten mit den Bojen dämpfen.
    »Horgal ...!« Die Stimme schreckte ihn auf. Es war in der Tat, als riefe er sich selbst. »Richter Chuv braucht dich nicht, Horgal! Deine Verbindung zum Hauptrechner ist erloschen, du bist überflüssig geworden.«
    Sein Emot brannte in der Stirn. Seit er zu den Geniferen der CHUVANC gehörte, war die Furcht gegenwärtig, eines Tages diese Gemeinschaft wieder verlassen zu müssen. Eine absurde Furcht, doch gegen die Zweifel an seiner eigenen Vollkommenheit war er nie angekommen.
    Schritte erklangen hinter ihm. Jemand trat unmittelbar bis an den Rand der Pilotengrube.
    Aber da war niemand, da konnte niemand sein. Nur die fünf Geniferen, der Atope und sein Sekretär befanden sich in der Zentrale.
    Eine Hand legte sich auf seine Schulter, die Finger drückten schmerzhaft zu.
    Voccoryc gurgelte halb erstickt. Mit beiden Händen zerrte er die Haube vom Kopf, die ihn mit dem Schiff verband.
    Die Lenkhaube hatte seine Augen überdeckt, die jäh auf ihn einstürmende Lichtfülle blendete ihn.
    Zuerst nahm er nur Schemen wahr.
    Dann sah er sich selbst.
    Es war wie der Blick in einen Spiegel – und zugleich anders. Ungewohnt, weil die Seiten nicht wie bei einem Spiegelbild vertauscht waren.
    Horgal Voccoryc starrte sein Gegenüber an. Obwohl er jede Nuance dieses Gesichts erkannte, gewann er den Eindruck, einem Fremden gegenüberzustehen. Sein Ebenbild schob den Mund ein wenig weiter nach vorn, eine herausfordernde Geste. Das galt auch für den Blick der weit aufgerissenen goldfarbenen Augen. Durchdringend starrten sie ihn an.
    Und es roch bedrohlich wie nach einem frisch entzündeten Feuer. Voccoryc wurde sofort klar, dass er die Aggressivität seines Ebenbilds wahrnahm. Zugleich seine eigene Angriffslust?
    Mit einem Satz schwang er sich von der Pneumoliege, seine Arme zuckten in die Höhe. Er krallte die Linke in das Gesicht des anderen, mit der Rechten griff er nach dessen Hals ...
    ... beide Male stieß Voccoryc ins Leere, als habe sein Doppelgänger nie existiert.
    Warnende Vibrationen jagten durch das Richterschiff. Alarm!
    Jäh war alles anders.
    Horgal Voccoryc fühlte sich, als schreckte er aus einem bösen Traum auf. Er hatte sich keineswegs hastig aufgerichtet und die Haube abgenommen, sondern lag weiterhin ausgestreckt auf der Pneumoliege in der Pilotengrube. Die Rückkopplung mit dem Hauptrechner zeigte das aktuelle Umfeld direkt in seinem Bewusstsein.
    Richter Chuv hatte sich mit dem Sitz an der Zentralachse emporgeschraubt und befand sich mittlerweile in Schicht II. Der Atope kommunizierte aber nicht mit der Hochleistungspositronik, sondern rotierte langsam um die Achse. Er suchte den eigentümlichen Raum rings um die CHUVANC ab, den die Innenseite der kugelförmigen Kommandosphäre holografisch abbildete. Eine bessere Möglichkeit der Rundumbeobachtung konnte sich Voccoryc gar nicht vorstellen.
    Der Sekretär arbeitete weiterhin in der unteren Schicht, unmittelbar über den Geniferen. Phörn diskutierte mit mehreren Tolocesten der Schiffsbesatzung.
    Voccorycs Ebenbild war verschwunden. Eine Erscheinung der Pararealitäten, übermittelten ihm die Seher Tropor und Gillipor, fast gleichzeitig holte ihn das reale Geschehen vollends in die Wirklichkeit zurück.
    Beinahe schmerzhaft spürte Horgal Voccoryc die Explosionen. Nichts war dem vorangegangen, keine Ortung eines fremden Raumschiffs, keine
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