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260 - Fly me to the moon

260 - Fly me to the moon

Titel: 260 - Fly me to the moon
Autoren: Manfred Weinland
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einfach bei einem Größenunterschied von fast einem Meter.
    »Und dir wünsche ich Glück beim HydRat«, sagte er ernst. »Ich habe keine Zweifel daran, dass die Mordanklage fallen gelassen wird.«
    Quart’ol grinste knapp. »Wenn die Geläuterten des Bundes bei der Wahrheit bleiben – und so sieht es ja aus –, dürfte ich bald rehabilitiert sein. Größere Sorgen mache ich mir, wie unser Volk die Wahrheit um unsere Vergangenheit aufnimmt.«
    »Das wird schon werden«, warf Clarice Braxton ein. »Die Wahrheit hat noch niemandem geschadet.«
    Quart’ol deutete zum Strand. »Und ihr seid wirklich sicher, hier an Land gehen zu wollen? Ist ein ziemlich einsamer Flecken.«
    »Nicht mehr lange«, entgegnete Vogler. »Ich schätze, spätestens morgen Abend wird uns ein Shuttle der Mondbasis an Bord nehmen. Und dann geht’s nach Hause! Endlich!«
    »Wenn etwas falsch laufen sollte«, sagte Quart’ol, »machen wir es wie abgesprochen: Ich schaue auf dem Rückweg hier vorbei und nehme euch wieder auf, sofern sich die Mondstation nicht gemeldet hat.«
    Vogler nickte ernst.
    Der Hydrit umarmte auch Clarice. »Also dann… auch euch alles Gute. Grüßt mir die alte Heimat! Vielleicht sehen wir uns ja irgendwann wieder.«
    »Vielleicht sogar auf dem Mars.«
    In ihre wasserdichten Raumanzüge gekleidet, aber ohne Exoskelett und Helm, denn beides brauchten sie nach mehr als drei Jahren auf der Erde längst nicht mehr, schwangen sich die beiden Marsianer nach draußen. Sie landeten im brusttiefen Meer und verhielten kurz, um zuzusehen, wie die halb transparente Transportqualle mit Yann und Quart’ol dem offenen Ozean entgegen strebte. Erst in einiger Entfernung setzte das bionetische Gefährt seinen Antrieb mit Vollschub ein. Die Qualle tauchte ab und stob wie ein Unterwassertorpedo davon.
    »Ich werde sie vermissen«, sagte Clarice leise. Ihr Blick ruhte noch eine Weile auf der Stelle, wo die schemenhaften Umrisse der Qualle zerflossen waren, dann wandte sie sich dem Ufer zu.
    Das Wasser hatte eine erträgliche Temperatur; gleichzeitig schützten sie die Anzüge. Geschoben von sanften Wellen, erreichten Clarice und Vogler den kiesigen Strand, der nach wenigen Metern in einen Wald aus Palmengewächsen überging.
    Vogler setzte sich auf einen großen Stein, der aus dem ebenen Uferstreifen herausragte, und überprüfte die Gerätschaften in dem Tornister, den er sich auf den Rücken geschnallt hatte.
    »Es ist Zeit, oder?«, fragte Clarice, die neben ihm stehen geblieben war. Am Horizont versank die Sonne, tauchte ein in die Fluten. Das Rot des Himmels vermischte sich mit dem Türkis des Meeres an jener Stelle, und die Reflexe gaukelten eine groteske Kreatur im Todeskampf vor. Nur ein paar Minuten, dann beruhigte sich das Bild und Dämmerschein stahl sich über die Landschaft. Fast augenblicklich erwachten Tierstimmen, eine schwache Brise kam auf. Das Blätterrascheln veranlasste Vogler, sein Schweigen zu brechen.
    »Ja«, sagte der hagere Mann. »Es ist Zeit. Ich aktiviere jetzt das Implantat.«
    Mit Bedacht öffnete er die Verschlussleiste seines Anzugoberteils und schob die rechte Hand unter die linke Achselhöhle.
    Clarice war überrascht, wie laut das Knacken zu hören war, als Vogler den eingepflanzten Chip an der Sollbruchstelle eindrückte.
    Unhörbar für sie beide verließ das Funksignal den Körper des Marsianers. Man würde es auf der Mondstation orten können, noch bevor sich der Erdtrabant über den Horizont schob. Mit stoischer Miene zog Vogler die Hand zurück und schloss die Montur.
    »Wie lange werden wir warten müssen?«, fragte Clarice.
    »Wie gesagt: Mit etwas Glück nur bis morgen Abend«, sagte Vogler. »Höchstens zwei Tage. Falls dort oben…«, fügte er hinzu und blickte hoch zum Abendhimmel, wo die ersten Sterne auftauchten, aber der Mond noch nicht zu sehen war, »… alles in Ordnung ist.«
    »Du zweifelst daran?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Aber ich weiß auch, dass sich Verhältnisse mitunter von einem auf den anderen Tag ändern können. Du weißt selbst, wie abhängig von der politischen Situation zuhause die Besatzung der Mondstation ist. Und immerhin waren wir drei lange Jahre ohne Kontakt zur Heimat! Solange wir nicht wissen, wie es aktuell auf dem Mars aussieht, wage ich keine Prognose.«
    »Natürlich.« Clarice nickte. »Lass uns nach einem geschützten Plätzchen Ausschau halten und ein Feuer machen. Wir wissen nicht, ob es hier wilde Tiere gibt.« Ihr Blick wanderte zu dem
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