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2596 - Requiem für das Solsystem

2596 - Requiem für das Solsystem

Titel: 2596 - Requiem für das Solsystem
Autoren: Christian Montillon
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Medoroboter herbei und kümmert sich um die Frau vor mir. Ich wanke zu der nächsten Tribüne, um mich einzureihen, um wenigstens eine der Lücken zu schließen. Ich muss es tun. Ich bin ein Globist.

3.
    Gucky
     
    Sein blondes Haar war schütter, und er lächelte. »Ich freue mich, dass ich hier sein kann«, sagte Vize-Admiral Stuart Lexa. »Als wir bei der Passage durch die Nebelkuppel in diesen ... Hypersturm gerieten, oder was immer es war, zweifelte ich daran, dass wir Talanis jemals erreichen.«
    Gucky watschelte auf ihn zu, reckte ihm in bester terranischer Manier eine Hand entgegen. Wegen seiner geringen Körpergröße hielt er den Arm dazu schräg über den Kopf.
    Lexa ergriff sie. Sein Händedruck fühlte sich fest an. Er ging leicht in die Knie, beugte sich zusätzlich herab, wohl ganz automatisch und ohne darüber nachzudenken, um den Größenunterschied etwas auszugleichen.
    »Wir haben alles gesehen, Stuart«, sagte Atlan. »Die Aufzeichnung, die du uns gefunkt hast, zeigte es deutlich und detailliert.«
    »Was glaubst du?«, fragte Lexa. »Hängst es mit der Passage zusammen? Weil die Zusatzaggregate nicht korrekt arbeiten? Die Piloten der Silberkugeln, die von Stardust nach Talanis und zurück wechselten, haben nie von solchen Zwischenfällen berichtet. Aber der Einbau in die ACHILLES und die KATARAKT war durchaus mit Schwierigkeiten verbunden. Es könnte sein, dass die Aggregate nicht völlig exakt justiert sind.«
    Gucky schüttelte den Kopf. Auch so eine terranische Angewohnheit, die er sich im Laufe der Jahrhunderte angeeignet hatte und die ihm in Fleisch und Blut übergegangen war. Kein Wunder eigentlich. Und es war auch gut so, denn mit Iltus und Jumpys Tod stand endgültig fest: Er wollte nie wieder einem Mausbiber begegnen. Dann würde ihn auch nichts mehr so verletzen können. Wahrscheinlich war Gucky schon längst mehr Terraner als Ilt.
    »Ich glaube nicht, dass es an den Aggregaten hing«, sagte er. »Dieses Phänomen, das du als Hypersturm bezeichnest, wäre sowieso aufgetreten. Ihr seid hineingeraten wie ein Segelschiff auf dem Meer in einen ganz normalen Sturm.«
    Atlan sah es offenbar genauso. »Er hat recht. Auch wenn wir so etwas in den Nebelkuppeln noch nicht beobachtet haben seit der Abschottung vom Solsystem.«
    Gucky gönnte sich ein kurzes Lächeln. Sein alter Freund zog dieselben Schlussfolgerungen wie er. »Irgendetwas ist vom Solsystem her durchgeschlagen. Der Hypersturm ist so plötzlich aufgetreten, dass es eine konkrete Ursache geben muss. Es war um drei Uhr Stardust-Zeit, also in terranischer Zeit drei Stunden später.«
    »Etwas ist durchgeschlagen«, wiederholte Lexa. »Aber was?«
    Das will ich gar nicht wissen, dachte Gucky automatisch. Obwohl er es natürlich doch wissen wollte. Oder musste. Der Gedanke entsprang lediglich der Angst, von der völligen Zerstörung des Solsystems durch das Feuerauge zu erfahren, wenn er der Sache auf den Grund ging.
    Aber es gab sicher tausend andere Erklärungen.
    Oder wenigstens eine, an die es sich zu klammern lohnte, wenn er auch keine Idee hatte, was diese Erklärung sein könnte.
    Für Gucky jedenfalls standen die nächsten Schritte fest. Er wollte so bald wie möglich ins Solsystem aufbrechen und dort nach dem Rechten sehen. Es wurde ohnehin Zeit, an Bullys Seite zu stehen und ihn über die aktuellen Entwicklungen zu informieren.
    Bully hielt in der Heimat der Menschen, die längst auch seine war, die Stellung, abgeschottet von seinen Freunden auf Talanis und in der Stardust-Galaxis und wohin auch immer es sie über das Polyport-Netz verschlug.
    Aber noch war es nicht so weit.
    Das Schott öffnete sich zischend, und Kitai Ishibashi trat ein.
    *
    Der wiederverkörperte Altmutant bot ein Bild des Jammers. Sein Körper wirkte seltsam durchscheinend, fast, als wäre er ein schlecht programmiertes Holo.
    Gucky kannte ihn aus alten Zeiten gut genug, um zu wissen, dass er mit aller Kraft versuchte, sich seinen elenden Zustand nicht anmerken zu lassen. Doch es gelang ihm nicht.
    Ist es das, was unsere Feinde heutzutage zu sehen bekommen, wenn sich die Dinge zuspitzen?, fragte sich der Mausbiber. Zerschlagene Gestalten am Ende ihrer Kräfte? Dies ist doch nicht der erste große Konflikt, den wir lösen müssen! Waren wir früher nicht die Helden, die in fernen Galaxien für Ordnung gesorgt haben?
    Der nächste Gedanke, der sich mit böser Konsequenz in Guckys Überlegungen drängte, war bitter: Und habe ich genau das nicht schon bei
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