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2592 - Im Zeitspeer

2592 - Im Zeitspeer

Titel: 2592 - Im Zeitspeer
Autoren: Leo Lukas
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Zukünftiger!«
    Etwas im Verhalten der Geschwister erregte seinen Argwohn. Sie waren verdächtig guten Mutes, wirkten nachgerade sorglos ...
    Im Treppenhaus erklangen Schritte. Wollten die Heckenschützen hinaus auf die Straße, um ihr Werk zu vollenden? Oder hatten sie trotz des Kampfgetümmels bemerkt, dass sich jemand in dieses Gebäude geflüchtet hatte, und kamen nun nachsehen?
    Tiff presste sich möglichst flach gegen die Treppenstufen, legte sein Sturmgewehr an und entsicherte es.
    *
    Zwei hünenhafte Humanoide verließen kurz nacheinander das Haus.
    Der zweite hatte einen stählernen, kybernetischen Unterarm, in den ein Granatwerfer eingebaut war. Er hielt auf dem Treppenabsatz inne, als hätte er etwas gehört. Dann schüttelte er den Kopf und folgte, ohne den Kellerabgang eines Blicks zu würdigen, seinem Kumpan.
    Tifflor atmete auf.
    »Du hast uns gerettet, Zukünftiger«, schnatterte Krepsh los. »Wie es geschrieben steht.«
    Seine Schwester ergänzte: »In den Fährtenbüchern.«
    »Nämlich was genau?«, zischte Tiff. Ihm schwante Übles.
    »>Es wird durchqueren der Zukünftige den Klammen Korridor<«, zitierte Velrit vergnügt, »>und tapfer wird er seine Gefährten vor Unheil bewahren, sodass sie wohlbehalten ihre Reise fortsetzen.<«
    »Mit den Gefährten sind wir beide gemeint!«, sagte Krepsh, strahlend vor Stolz. »Siehst du, deshalb mussten wir den Umweg über den Klammen Korridor nehmen.«
    »Umweg?« Tiff hatte es geahnt. »Die KyBaracke wäre auf einer kürzeren, ungefährlichen Route zu erreichen gewesen?«
    »Freilich. Aber dann hätte sich doch die Vorhersage nicht erfüllt. Und das kann nicht sein. Schließlich steht es blau auf weiß geschrieben.«
    »In den Fährtenbüchern.« Velrit zwinkerte. »Von daher wussten wir, dass uns nichts passieren kann.«
    »Euch! Wird dasselbe auch über mich ausgesagt, ich meine: über den Zukünftigen?«
    »Äh ... nicht direkt.«
    »Na bravo!« Tiff packte die Gnomenhafte hart am Jackenaufschlag und zog sie zu sich heran. »Du erzählst mir jetzt haarklein, was ihr über diese Prophezeiung wisst. Alles, vorbehaltlos! Wag nicht, zu lügen oder ein Sterbenswörtlein zu unterschlagen. Sonst hat sich's mit >wohlbehalten<.«
    »Der Klamme Korridor wird nur mit einem Satz erwähnt«, schniefte Velrit.
    »Und die KyBaracke?«
    »Ebenfalls. Wie dir mein Bruder schon sagte: >Der Zukünftige wird geleitet werden in eine KyBaracke, allwo man ihn mit Erfolg behandeln wird.< - Darüber hinaus heißt es bloß noch: >Und jenen, die ihn hinführen, wird reicher Lohn zuteil.<«
    »Mehr mussten wir nicht auswendig lernen«, warf Krepsh beflissen ein. »Damals, im Seminar der Heimlichen. Ich schwöre dir, das ist die reine Wahrheit.«
    Tiff war keineswegs sicher, ob er den beiden trauen konnte. »Sobald wir hier raus sind, will ich ausführlich über alles aufgeklärt werden, was irgendwie mit dem Zukünftigen zusammenhängen könnte.«
    »Gern.«
    »Mit Freuden.«
    »Es ist uns eine Ehre und Verpflichtung ... «
    »Klappe!« Er horchte. Das Kampfgetöse war abgeklungen. »Funktioniert eure Tarnung wieder? - Gut. Dann los, weiter!«
    *
    Sie umgingen die Schutthalde und brachten den Rest der Straßenzüge hinter sich, ohne nochmals in Schwierigkeiten zu geraten.
    An die Ruinenstadt schloss sich bergiges Gelände an. Während sie einen gut befestigten Pfad hinaufstiegen, quetschte Tiff, dessen Ärger nur langsam verrauchte, seine Begleiter aus.
    Sie neigten in nervtötender Weise zum Schwafeln und Abschweifen. Mühevoll entlockte er ihnen verwertbare Informationsbrocken. Einige davon zumindest waren geeignet, seine Laune wieder zu bessern.
    In ihrer Welt, erläuterten Velrit und Krepsh, gehe es überwiegend friedlich und beschaulich zu; sähe man von den fanatischen Renegaten ab, die zum Glück nur eine kleine Minderheit der Bevölkerung darstellten. Die kluge und gütige Monarchin Duleymon die Siebenundsechzigste herrschte über die gesamte Kruste dieses Lebenskorns, welches einmal zu umrunden viele Tagesreisen in Anspruch nahm.
    Vermutlich gab es weitere solcher Lebenskörner. Insgesamt zwanzig an der Zahl bildeten laut Überlieferung die Mächtige Garbe.
    Allerdings waren nach allem, was man wusste, die neunzehn anderen absolut unerreichbar. Niemand vermochte die Ährenspindel zu durchschreiten. Denn keiner war den Strapazen gewachsen, weder Lebewesen noch Roboter.
    Nein, den Langen Gang konnte selbst ein Barbakan nicht bezwingen. Diese Kunstwesen waren nur
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