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2592 - Im Zeitspeer

2592 - Im Zeitspeer

Titel: 2592 - Im Zeitspeer
Autoren: Leo Lukas
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nicht, dass der Begriff wörtlich zu verstehen war. Eher handelte es sich um eine Art Strangeness-Effekt, wie er nach dem Übertritt in ein anderes Universum auftrat.
    Gut möglich, dass der Zeitspeer einen eigenen Mikrokosmos darstellte ... »Wollten die Gastlichen deshalb nichts mit mir zu tun haben?«
    »Welche Gastlichen?«
    »Die Picknick-Gesellschaft im Palmenhain.«
    »Ach, die. Das war nur ein Haufen harmloser, geistig weggetretener Drogensüchtiger.«
    »Warum habt ihr euch dann vor ihnen verborgen?«
    »Wir verbergen uns fast immer. Schließlich sind wir Heimliche.«
    So wortkarg sich der Barbakan gegeben hatte, so unbekümmert plapperten Velrit und Krepsh daher. Tiffs Erkenntnisgewinn hielt sich dennoch in Grenzen. »Woher bekomme ich neue Kleidung?«
    »Genau, wo bekommt der Zukünftige Kleidung?«
    »Aus der Nano-Scholle, Dummbruder.«
    »Klar doch! - Hast du denn Wahlkerne?«
    »Drei Stück.«
    »Das sollte reichen. Ausgezeichnet!« Krepsh wandte sich wieder an Tifflor. »Zieh deine Sachen aus.«
    »Hier?«
    »Ja. Vollständig!«
    Seufzend legte Tiff seine Unterwäsche ab. Krepsh nahm die Kleidungsstücke entgegen, trug sie zu einer Steinplatte und desintegrierte sie mit einem Stabstrahler, den er blitzschnell gezogen hatte.
    »Rieche eigentlich ich selbst ebenfalls unangenehm für euch?«, fragte Tiff.
    »Ein bisschen. Aber es lässt nach«, sagte Velrit. Sie reichte ihm die Hand. »Gehen wir. Benimm dich unauffällig, ganz locker und natürlich, als würdest du seit Ewigkeiten hierher gehören.
    Gewissermaßen tust du das ja auch.«
    *
    Schlagartig verschwanden die Geschwister, ohne dass Tiff gesehen hätte, wie sie irgendeinen Schalter betätigten.
    Weiterhin spürte er Velrits Griff; seine eigene Hand, in der er die ihre hielt, war komplett sichtbar. Das Tarnfeld musste hautnah anliegen. Hochtechnologie, die in eigenartigem Kontrast zur rustikal anmutenden Umgebung stand.
    Tiff wurde zurück hinaus auf die Ebene geführt. Er fühlte sich unwohl, so vollkommen nackt. Aber keiner der Feldarbeiter nahm an seiner Blöße Anstoß.
    Nachdem sie die Gebäude hinter sich gelassen hatten, kamen sie zu einem Steinkreis aus übermannshohen Menhiren. Gleich daneben floss fröhlich plätschernd der Bach.
    Velrit bat Tifflor, im Zentrum des Kreises den Boden aufzuwühlen. »Du wirst einsehen, dass du größere und weniger empfindliche Hände hast als wir.«
    »Könnt ihr das nicht mit eurem Stabstrahler erledigen?«
    »Auf gar keinen Fall. Die Mutterkrume ist äußerst sensibel.«
    Also grub Tiff mit bloßen Händen, bis er die lehmige Brache auf einer Fläche von etwa eineinhalb Metern Durchmesser gelockert hatte. Damit gaben sich die Gnome zufrieden.
    Aus dem Nichts purzelten nacheinander drei Kapseln herab wie kristalline Kastanien. Tiff musste sie verscharren, wobei sie sich stark erwärmten.
    Dann trug Krepsh ihm auf, Wasser vom Bach zu holen, ebenfalls ohne Hilfsmittel. Als Tiff zum zweiten Mal zurückkam, Wasser in den zu einer Schüssel geformten Händen, ragte bereits ein Spross aus dem Boden. Mit jedem Gießen wurde der Trieb größer, bis er sich zu einem dichten, annähernd halbkugeligen Strauch ausgewachsen hatte, ähnlich einer terranischen Latschenkiefer.
    »Leg dich hinein!«, befahl Velrit. »Es wird ein wenig piksen, aber anders geht's nicht.«
    *
    Tiff hatte längst aufgegeben, sich zu wundern. Er wollte nur möglichst schnell die Vorbereitungen hinter sich bringen, um zu dieser KyBaracke aufbrechen zu können.
    Die spitzen dunkelgrünen Nadeln zerkratzten ihn am ganzen Körper. Zugleich stellten sie zahlreiche winzige Kontakte her. Ein tiefes, kaum hörbares Summen baute sich auf, begleitet von infrasonischen Vibrationen.
    »Jetzt denk konzentriert an die Ausrüstung, die du gern hättest«, sagte Velrit. »Kleidung, Waffen, sonstige Geräte - was du leicht tragen kannst. Stell es dir möglichst genau vor. Aber keine höherdimensionalen Anwendungen und keine Nanotechnik! Das gäbe unliebsame Interferenzen.«
    Anzunehmen, dass die Apparatur, deren Interface als Grüngewächs erschien, just auf solchen Technologien basierte. Tiff überlegte, was er sich wünschen sollte.
    Es ist gar nicht so einfach, ganz ohne Hyperkristalle auszukommen ... Schließlich wählte er eine leichte, thermo-isolierende Bergsteigermontur in Camouflage-Design; dazu eine mechanische Armbanduhr, ein Überlebensmesser mit eingebauter Lampe und diversem Werkzeug sowie eine primitive Schusswaffe samt ausreichender
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