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2585 - Der Tanz der Vatrox

2585 - Der Tanz der Vatrox

Titel: 2585 - Der Tanz der Vatrox
Autoren: Frank Borsch
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»oben« gesehen. Symbole markierten die Standorte der Schlachtlichtverbände und der aktuellen Kämpfe, leuchtende Linien zeigten das eigentlich unsichtbare Polyport-Netz an.
    Equarma interessierte es nicht.
    Sie saß auf dem Boden, die Beine angezogen, die Stirn auf die Knie gelehnt. Die Muster auf ihrer Haut leuchteten, tanzten einen getragenen, majestätischen Tanz.
    Equarma war in sich versunken. Als habe sie dieser Welt den Rücken gekehrt, habe sie bereits aufgegeben, um sich in eine innere Welt zurückzuziehen, der sie den Vorzug gab.
    Sie hob den Kopf. »Schön, dich zu sehen, Vastrear.«
    Die Bemerkung war absurd. Eine Anmaßung oder ein missglückter Scherz. Equarma war blind. Sie musste ihn gehört haben, das war alles. Vastrear beschloss, die Bemerkung zu übergehen.
    »Du brauchst keine Angst zu haben«, sagte er leise und sank in die Knie, um auf Augenhöhe mit ihr zu sein. »Alles wird sich klären, ich bin mir sicher. Die Anschuldigungen sind grotesk. Das hier ist ein schrecklicher Irrtum, mehr nicht.«
    »Nein, das ist kein Irrtum. Du hast es doch mit eigenen Augen gesehen.«
    Was redete Equarma da? Wusste sie etwa, dass er ihr gefolgt war? Vastrear hatte geglaubt, dass er nicht bemerkt worden war. Die Festnahme der Frauen hatte nur wenige Augenblicke gedauert.
    »Wovon redest du?«, fragte er.
    »Ich weiß, dass du am Fluss warst. Ich habe dich gesehen.«
    »Du bist blind!«
    »Nein, ich sehe. Klar und deutlich, wie nie zuvor in meinen Leben.«
    Es war eine Feststellung. Vastrear musterte Equarma. Ihr Atem war ruhig und gleichmäßig. Sie glaubte, was sie sagte.
    »Das ist Wahnsinn! Merkst du nicht, dass deine Behinderung dich in den Wahn getrieben hat? Du bist blind - und weil du es nicht erträgst, hast du dich selbst davon überzeugt, dass du auf andere Weise sehen kannst!«
    »Ja? Und was ist mit meinen Schwestern?«
    »Sie sind nicht deine Schwestern! Sie sind nur Frauen, die du gefunden hast. Ihr habt euch zusammen eure Wahnvorstellungen zurechtgelegt, sie wachsen lassen, sie gefestigt. Das ist nicht ungewöhnlich. Die Phantasie ist ... «
    Sie unterbrach ihn. »Jedes der Worte, die du am Fluss gehört hast, ist wahr. Ebenso wie die, die man dir zwischen den Sternen zugeflüstert hat: Wir planen den Umsturz.«
    Vastrear ruckte hoch. Er spürte plötzlich einen Klumpen in seinem Magen. »Woher weißt du das? Du kannst nicht von Expeput wissen! Erzähl mir nicht, dass du gelernt hast, Gedanken zu lesen!«
    »Nein. Und das ist auch nicht nötig. Ich musste nur zuhören.«
    »Wer hat es dir erzählt?« Vastrear hatte mit niemandem über die Anschuldigungen Expeputs gesprochen.
    »Du selbst.«
    »Ich, wie ...?«
    »Im Schlaf. Im Schlaf bricht die Qual aus dir hervor. Die Frequenz-Monarchie verlangt Unmögliches von dir. Sie kennt keine Rücksicht für ihre Werkzeuge.«
    »Ich bin kein Werkzeug!« Er brüllte es gegen seinen Willen.
    Was ging da vor? Er war gekommen, um Equarma zu trösten. Um sie in die Arme zu nehmen. Vielleicht, um einen Hauch der alten Equarma zu spüren, zu wissen, dass es die Frau, die er liebte, noch gab.
    Er war gekommen, um ihr sein Mitleid zu schenken - und nun bemitleidete sie ihn!
    »Natürlich bist du es. Wir alle sind Werkzeuge.« Equarma stand auf. Mit einer Sicherheit, die ihre Blindheit Lügen strafte, und in einem Schauer grellen Lichts. Die Muster auf ihrer Haut führten wilde Tänze auf, lebten ihre Wut aus. Und ihre Verzweiflung.
    »Vastrear, hast du dich nie gefragt, ob diese Existenz die einzig mögliche ist? Wir sind unsterblich, wir können unendlich viele Leben leben! Doch was machen wir aus unserer Unsterblichkeit? Wir leben dasselbe Leben, immer und immer wieder!«
    Sie hob den Arm, zeigte mit den Fingern anklagend auf die Holowand, als wisse sie ganz genau, was darauf zu sehen war. Die Nägel ihrer Finger waren lang, beinahe wie Klingen.
    »Das hier ist deine Welt, Frequenzfolger Vastrear. Drohen, kämpfen, erobern, versklaven - oder töten. Wenn nötig, millionenfach. Glaubst du wirklich, das ist der einzige Weg, den wir Vatrox einschlagen können?«
    »Wir haben keine andere Wahl! Wir wehren uns nur!«
    »Ja, das sagen uns VATROX-CUUR und VATROX-DAAG. Keinen Augenblick lang dürfen wir die Bedrohung durch VATROX-VAMU vergessen. Wir müssen wachsam sein, bereit, stark. Oh, und was ich noch vergessen habe: Selbst wenn wir eines Tages VATROX-VAMU besiegen und auslöschen sollten, bliebe das Universum. Es ist gegen uns, du weißt es ebenso gut wie
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