Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2581 - Wunder in Gefahr

2581 - Wunder in Gefahr

Titel: 2581 - Wunder in Gefahr
Autoren: Leo Lukas
Vom Netzwerk:
flackerten einige der Holos über dem u-förmigen Pult grell auf.

»Was ist das?«
    Urismaki vergrößerte ein Fenster, das einen Ausschnitt des Hauptschachts zeigte, knapp

unterhalb der kreisförmigen Öffnung zu diesem Transferdeck.
    Eine wimmelnde Heerschar wälzte sich darin empor: so zahlreich, dass sie die Weite des vier

Kilometer durchmessenden Schachts ausfüllte, obwohl die einzelnen Gestalten nur geringen Abstand

zueinander hielten.
    »Oberleutnant«, sagte Reg Thunder tonlos, »ich ersuche um Erlaubnis, einen Fluch ausstoßen zu

dürfen.«
     

14.
    Ein Freund, ein guter Freund
     
    »Du?«
    Tiff fasste es nicht. »Du, Tanio?«
    Sein eigener Leibwächter! Er und kein anderer war es, der ihm aufgelauert und ihn attackiert

hatte mit bloßen Händen, doch ungeheuerlicher Brutalität; in mörderischer Absicht und ebenso

zweifellos in einem Zustand geistiger Verwirrung.
    Rötlicher Schaum troff aus den Mundwinkeln des Terraners und floss sein markant vorspringendes

Kinn hinunter. Die Augäpfel waren übergedreht; nur das Weiße zu sehen. Blut tropfte aus der

Nase.
    Oberstleutnant Tanio Ucuz. Persönlicher Sicherheitschef von Julian Tifflor in dessen Funktion

als »Sonderbeauftragter für Hyperkokon- und TRAITOR- Hinterlassenschaften«.
    Er zuckte am ganzen Leib. Immer wieder bäumte sich sein Körper auf.
    Ucuz war fast zwei Meter groß und vom kurzen grauen Bürstenhaar bis zu den Zehen

durchtrainiert. Animalische Laute ausstoßend, wand er sich, um sich zu befreien, doch Tiff hielt

ihn mit beiden Armen fest im Dagor-Griff.
    *
    1385 NGZ, als man ihm den Posten
    »Um aller Himmel willen, Tanio, komm zur Vernunft! Was ist bloß mit dir geschehen?«
    Seit 78 Jahren arbeiteten sie immer wieder eng zusammen.
    Und nun das! Tiff hätte sich an den Kopf gegriffen, wenn er eine Hand freigehabt hätte.
    Zum ersten Mal war er Ucuz bereits während dessen Dienstzeit bei der LFT- Flotte begegnet. Der

hoch aufgeschossene, muskelbepackte Offizier war ihm aufgefallen, weil er so ausgeglichen wirkte,

so rundum mit sich selbst im Reinen.
    Er strahlte eine bewundernswerte Ruhe aus. Meist sachlich, eher zurückhaltend in seinen

Äußerungen, war er dennoch alles andere als ein Langeweiler.
    Wer Tanio Ucuz näher kannte, schätzte seinen trockenen, mitunter sarkastischen Humor. Wenn er

sich unbeobachtet fühlte, blitzte in den grauen Augen der Schalk auf oder auch ganz etwas

anderes.
    Er hatte Tiff einmal gestanden, sich ordentlich die Hörner abgestoßen zu haben, bevor er bei

der LFT-Flotte anheuerte, wo er später die Sonderausbildung zum Personenschützer absolvierte.
    »Mit militärischer Disziplin habe ich das Tier in mir gezähmt«, war seine Formulierung

gewesen. »Nur ab und an grollt es noch ... «
    Tiff betrachtete seinen Leibwächter und Freund. Das Gesicht war so verschmiert von Blut,

Speichel und Dreck, dass man kaum die Stoppeln des Dreitagebarts erkannte. Er konnte sich nicht

erinnern, Ucuz jemals unrasiert gesehen zu haben - und schon gar nicht in einem dermaßen üblen

Zustand.
    »Das Tier in dir«, sagte er leise, während er den weiterhin Widerstrebenden am Boden fixierte.

»Weshalb ist es zum Ausbruch gekommen? Und, Tanio - was hat es seither sonst noch

angestellt?«
    Er erntete keine Antwort, bloß dunkles, leidvolles Knurren.
    *
    eines Sonderbeauftragten des Galaktikums aufgedrängt und er angenommen hatte, wurde ihm

nahegelegt, dass er einen Leibwächter brauche; besser deren mehrere.
    Man einigte sich aufs Minimum und auf den harmloseren Titel »persönlicher

Sicherheitsverantwortlicher«. Tifflor erinnerte sich an Tanio Ucuz, forderte ihn von der Flotte

an, und seither hatte er diese Wahl nicht einen Tag bereut.
    Ucuz, der im Verlauf der Jahrzehnte zum Oberstleutnant avanciert war, beherrschte die seltene

Kunst, zugleich fürsorglich und unaufdringlich zu sein. Obwohl er jeden Auftrag mit dem ihm

eigenen, hart an Fanatismus grenzenden Hang zur Perfektion ausführte, hielt er sich dabei doch,

wann immer dies möglich war, im Hintergrund.
    Dass ihm trotzdem in Flottenkreisen der Ruf anhaftete, über die Maßen korrekt zu sein,

sozusagen »ein Zweihundertprozentiger«, war hauptsächlich seiner Rolle geschuldet. Tiff hatte ihn

allerdings schon im Verdacht, es manchmal zu genießen, wenn er andere Offiziere zur Weißglut

treiben konnte.
    Im Prinzip spielten sie beide das altehrwürdige »good cop/bad cop«-Spiel. Wo immer sich eine

derartige
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher