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2580 - Handelsstern im Visier

2580 - Handelsstern im Visier

Titel: 2580 - Handelsstern im Visier
Autoren: Christian Montillon
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ihr. Ein

Schauder läuft ihr eiskalt über den Rücken. Sie dreht sich nicht um, sondern geht

in ihr Zimmer.
    Zum Glück geht das Ding woandershin. Ins Badezimmer.
    Betty setzt sich auf die Bettkante. Zieht die Schublade des Nachttischchens auf. Und

schaut auf den Griff der Pistole, der unter dem rosa Halstuch hervorlugt. Daneben liegt

eine Haarspange. Auf dem Tischchen sitzt eine Puppe, die sie mit großen, runden Kulleraugen zu mustern scheint.
    Ein Hagelkorn schlug Betty Toufry ins Gesicht. Der Schmerz rief sie in die Gegenwart zurück.

Sie wandte der Prallfeldkuppel den Rücken zu und stampfte durch knietiefen Schnee.
    Perry Rhodan wartete auf sie. Es blieb keine Zeit für große ...
    Flashback:
    Die Pistole bäumt sich auf. Rückstoß nennt man das wohl. Es tut weh.
    Und es sind die Augen ihres Vaters, die sie anstarren und sich weiten. Sie bleiben offen, als der Körper schon tot ist.
    Ein dumpfer Aufprall, fast eins mit dem Lärm des Schusses. Das ist ein Geräusch, das

Betty nie mehr aus dem Kopf gehen wird, ein Geräusch, das ...
    ... das ihre Kindheit abrupt beendet hatte. Eben war sie ein Mädchen, nun eine - ja, was? Eine

Frau? Damals sicher noch nicht.
    Inzwischen blickte sie auf fast dreitausend Jahre Lebenserfahrung zurück. Erst im Jahr 2909

war Betty Toufry während der Second-Genesis- Krise ums Leben gekommen, gemeinsam mit den sieben

übrigen Altmutaten. Aber ihr Geist war nicht verweht, und der körperlichen Existenz war die Zeit

im Bewusstseinskollektiv der Superintelligenz gefolgt. Eine Zeit, in der alles anders gewesen

war, mit nichts zu vergleichen, was sie zuvor kennengelernt hatte.
    Mühsam kämpfte Betty gegen den Wind, näherte sich der Rampe der ATLANTIS. Auf dem Raumer lag

eine geschlossene Schneeschicht. Das Rund des Kugelraumers verlor sich wenige Meter über dem

Boden im dichten Schneegestöber.
    Neue Bilder tauchten vor der Mutantin auf, als würden sie sich im perfekt gerundeten Schnee

auf dem Schiff spiegeln.
    Betty sieht aus dem Fenster. Der Wind treibt Schneeflocken vor sich her.
    Ein Hauch ergreift auch ihre Seele und reißt sie mit sich. Sie wähnte sich stets auserwählt, doch die Wahrheit spricht eine andere Sprache.
    Es gibt Tage, an denen die Trauer sie überflutet. Dies ist ein solcher Tag; einer,

der geradezu prädestiniert ist, die junge Frau in eine sentimentale Stimmung zu versetzen.

Am liebsten würde sie sich die Bettdecke über den Kopf ziehen und das Zimmer gar

nicht verlassen.
    Es ist der 2. Februar. Bettys Geburtstag. Sie ist erwachsen, kein Kind mehr.

Trotzdem sollte es ein Tag kindlicher Freude sein wie jeder Geburtstag jedes Menschen. Also auch

für sie ein Freudentag. Müsste man zumindest glauben. So könnte es auch tatsächlich sein,

wenn da nicht die Erinnerungen wären, die schwer auf ihr lasten. Es ist verrückt.
    Mehr als ein Dutzend Jahre liegt es zurück, dass sie die Pistole nahm und ihren Vater erschoss. Der nicht ihr Vater gewesen war.
    Damals wurde ihr klar, dass sie die Gedanken anderer lesen kann. Und was das

bedeutet. Sie denkt oft darüber nach. Ist es ein Segen, eine Telepathin zu sein ... eine

Mutantin?
    Oder ein Fluch?
    Ist sie also berufen oder getrieben?
    Manchmal wacht sie in den frühen Morgenstunden auf und denkt darüber nach,

dass es nicht ihr Vater gewesen ist. Aber er war es trotzdem.
    Sie möchte gar nicht wissen, wie viele Terraner sie beneiden. Für diese Menschen ist die Vorstellung, ein Mutant zu sein, das Höchste. Es gibt das Mutantenkorps zwar erst seit einigen Jahren - sind es wirklich schon mehr als

zehn? Kaum zu glauben! -, aber überall wird davon geredet.
    »Im Dunstkreis der Unsterblichen unterwegs sein.«
    So hat sie es am Tag zuvor in den Gedanken eines Passanten gelesen, der sie

anstarrte. Sie hätte nicht einmal eine Telepathin sein müssen, um zu bemerken, dass er ihr

Ehrfurcht entgegenbrachte.
    Ehrfurcht!
    Ihr!
    Sie fühlt sich ganz und gar nicht so, als wäre sie das wert. Aber er ist nicht der Einzige, der so denkt. Bei Weitem nicht.
    Mitten in New York hat sich ein Verein gegründet, wie sie letzte Woche erfahren hat.

»Toufry-Toughies« nennen sie sich. Ein Fan-Club für »das beliebteste Mitglied des

Mutantenkorps«. Das sieht Betty zwar nicht so, aber wenn sie meinen. Sollen sie

nur.
    Ein Steinchen knallt gegen ihr Fenster. Bestimmt will ihr jemand gratulieren. Sie atmet

tief durch. Lächelt. Hauptsache, niemand merkt ihr an, dass sie keine gute
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