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258 - Chronik des Verderbens

258 - Chronik des Verderbens

Titel: 258 - Chronik des Verderbens
Autoren: Michelle Stern
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zwischen dem Innenraum der Qualle und der Außenwelt ausgleichen konnte.
    Er bedauerte, dass sie den Sprengstoff nicht wie geplant im Inneren der Stadt deponieren konnten. Eine Explosion auf der Waffenkuppel würde unkontrolliert ablaufen und war weitaus gefährlicher. Er und der Bund würden ein gutes Stück Abstand brauchen, damit sie nicht in Gefahr gerieten, wenn das komplette Massiv in sich zusammenstürzte. Das einhergehende Beben würde man noch Tausende Meilen entfernt registrieren können.
    Aber wenigstens wird damit auch der Molekularbeschleuniger gänzlich vernichtet , dachte Skorm'ak. Ihn schauderte, wenn er an diese martialische Maschine aus der Vergangenheit dachte. Allein ihretwegen lohnte es sich schon, die Stadt auszulöschen. Diese genial-tödliche Kriegsmaschine, die auch für eine der größten Katastrophen der Menschheitsgeschichte verantwortlich war - die Sintflut -, warf ein bezeichnendes Licht auf die Vergangenheit der Hydriten.
    Er wandte sich zu Hert'an um. »Du bleibst in der Qualle, während Tet'is und ich eine Vorhut bilden.«
    »Du willst Tet'is mitnehmen?« Hert'ans Stimme klang abfällig. »Was tust du, wenn sie da draußen die Nerven verliert?«
    Skorm'ak erwiderte nichts darauf. Er hatte es nicht nötig, ihr zu antworten. Das würde wirken, als wolle er sich rechtfertigen, und war ihm zuwider. Die Wahrheit würde er Hert'an ohnehin nicht sagen: Tet'is war entbehrlich. Wenn es da draußen eine Gefahr gab, die ein Opfer suchte, wollte er lieber die überängstliche Hydritin verlieren als einen der anderen.
    »Ich gebe euch ein Zeichen mit dem Scheinwerfer, wenn ihr nachkommen könnt.«
    »Wie du möchtest.«
    Skorm'ak schwamm zum Ausstieg der Qualle und glitt langsam ins Meer hinaus. Er hasste das Gefühl, von der Membran wie eine Flunder zusammengepresst zu werden. Der Anzug half ein wenig.
    Er atmete schwer und stieß sich benommen ab. Die ersten Schwimmzüge waren eine Qual. Nur langsam kam er mit dem hohen Druck zurecht.
    Ich hätte einen der anderen schicken können, aber letztlich vertraue ich keinem von ihnen. Da sehe ich doch lieber selbst nach.
    Skorm'ak näherte sich der Ruine des Molekularbeschleunigers. Die große unterseeische Anlage war zum Teil eingestürzt. Er fluchte, als er sah, dass der Zugang zum Reaktor mit Streben aus erstarrtem bionetischen Material versperrt war.
    Tet'is schwamm zögernd hinter ihm her. Auch sie hielt einen Scheinwerfer in einer Hand und in der anderen ein Schalldruckgewehr.
    »Sieht schlimm aus«, stellte die Hydritin im Druckanzug gepresst fest. Skorm'ak hatte Mühe, sie zu verstehen.
    »Nichts, was wir nicht innerhalb von ein bis zwei Stunden frei räumen können« , entgegnete der Meister des Bundes kalt. Er hob seinen Scheinwerfer an. »Was ist das?«
    Zwischen den Trümmerstücken lugten lange Fühler hervor.
    »Lass uns umkehren«, sagte Tet'is ängstlich.
    »Wir schwimmen näher«, entschied Skorm'ak. Er musste wissen, ob es hier unten irgendwelches Leben gab. Bis auf die langen Fühler zwischen den Steinen war das Meer um sie her wie ausgestorben.
    Als sie näher schwammen, ging eine Erschütterung durch die Trümmer.
    »Was kann das sein?« Tet'is hielt sich ängstlich hinter ihm.
    Skorm'aks Herz schlug schnell. Er musste seinen Ärger im Zaum halten. »Schnecken«, klackerte er hart. »Es sind Schnecken.«
    »Was für Schnecken?«
    Er sah Tet'is an, dass sie am liebsten geflohen wäre. »Schwer zu sagen. Wir müssen sie herauslocken«, sagte er statt einer Antwort. Dieses Spiel war gefährlich, aber wenn sie den Sprengstoff am Reaktor des Molekularbeschleunigers anbringen wollten, mussten zuerst diese Schnecken vertrieben werden.
    Eines der Tiere, groß wie ein Gebäude, schob sich über die Trümmer. Sein langer Körper mit dem in sich gewundenen Haus ruckte Stück für Stück vor. Auf der Schale zeichnete sich ein prächtiges Muster aus roten Bändern ab, gleich einem Schachbrett mit verschlungenen Ornamenten an seinen Rändern.
    Tet'is' Gesichtsfarbe wurde fahlgrün. »Kegelschnecken! Es sind Kegelschnecken! Und so große!«
    Skorm'ak war selbst unbehaglich zumute. Er wich zurück, bis er auf Tet'is' Höhe war.
    »Ja, Kegelschnecken. Es ist ein Wunder, wie sie bei diesem Druck überleben können. Sie haben sich den Bedingungen perfekt angepasst.«
    »Skorm'ak! Wir wissen nicht, welche Gifte sie haben!«
    »Bleib ruhig, Tet'is. Wenn du dich zu schnell bewegst, bist du tot.« Er wusste nicht, ob das stimmte. Kegelschnecken verfügten
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