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256 - Der König von Schottland

256 - Der König von Schottland

Titel: 256 - Der König von Schottland
Autoren: Mia Zorn und Christian Schwarz
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eindeutig. Aber so einfach würden sie es der Barbarenmeute nicht machen!
    Der blonde Mann mit den stahlblauen Augen beugte sich tiefer über den schuppigen Hals seines Horseys. Mit gelockerten Zügeln und lauten Rufen trieb er es noch schneller voran. Schlamm spritzte auf, während die Hufe des Tieres den aufgeschwemmten Boden durchpflügten. Der Sturm brüllte in Matts Ohren und schwere Regentropfen prasselten wie tausend kleine Nadeln in sein Gesicht. Knapp zwanzig Meter entfernt sah er die Gestalt Rulfans, der auf seinem Horsey gerade die letzte Kuppe vor der Grenzstadt bezwang.
    Der Albino lenkte das Riesentier, als ob er im Sattel geboren wäre. In diesem Augenblick glich er einem normannischen Krieger, der den Nebeln uralter Zeiten entstiegen war, und nicht einem Mann, der Jahre seines Lebens im hoch technisierten Bunker von Salisbury zugebracht hatte. Vor ihm im Sattel, auf einer Deckenrolle festgeschnallt, lag seine Lupa Chira, die ihren gebrochenen und geschienten Vorderlauf noch nicht wieder voll belasten konnte, erst recht nicht bei diesem Tempo. Bruchstückhaft drang ihr Jaulen durch das lärmende Unwetter.
    Schließlich hatte auch Matts Reittier die Kuppe erreicht. Während es mit dampfenden Nüstern und heiserem Wiehern über Gestrüpp und lockeren Untergrund stampfte, wurden Huflärm und Geschrei ihrer Verfolger lauter. Fast gleichzeitig wandten sich der Mann aus der Vergangenheit und die Barbarin nach ihnen um.
    Es waren wesentlich mehr als ein Dutzend Krieger, manche nur mit Wams und Kilt bekleidet und Stirnbänder um ihre langen Haarmähnen, andere im Lederharnisch mit roten Umhängen und eisernem Kopfschutz. Allesamt waren sie bis an die Zähne bewaffnet.
    »Wir schaffen es nicht mehr bis zur Stadt«, rief Aruula. Und sie hatte recht. Suchend schaute Matt sich nach einer Deckung um. Sollten sie absteigen und versuchen, im Schutz der niedrigen Sträucher den Hang hochzukommen? Die Frage erübrigte sich, als sein Blick auf Rulfan fiel: Sein Blutsbruder erreichte in diesem Augenblick den Saum der Anhöhe. Gleichzeitig flammten dort oben Lichter auf. Motorengeräusche übertönten das Heulen des Sturmes. Im nächsten Moment schob sich die Vorderfront eines Buggys über die Kuppe. Gefolgt von einem Dutzend Männern auf Horseys preschte das Gefährt den Hügel hinunter.
    Noch bevor Matt sich fragen konnte, ob es sich um Freund oder Feind handelte, blitzten Mündungsfeuer auf. Eindeutig zielten sie in Richtung der Barbaren. Deren Geschrei verstummte schlagartig. Dann pfiffen Pfeile und Kugeln an den Gefährten vorbei. Wie auf ein stilles Kommando glitten Drax und die Kriegerin vom Volk der Dreizehn Inseln aus dem Sattel. Während ihr Horsey, von seiner Last befreit, in wildem Galopp den Hang hoch galoppierte, suchten sie Schutz hinter Heidegestrüpp und beobachteten die Fremden, die auf ihre Gegner zu jagten.
    Sie verfügten über Schnellfeuerwaffen und trugen Uniformen, die bizarrer Weise denen amerikanischer Soldaten ähnelten. Matt konnte es kaum fassen. Sollten sie in diesem Teil Britanas auf Verbündete gestoßen sein?
    Doch seine Freude erhielt einen Dämpfer, als er sah, was sich jetzt auf Seiten der Barbaren abspielte: Kommandos wurden hin und her geschrien. Dann teilte sich die Rotte. Während die behelmten Männer im Lederharnisch den Rückzug antraten, ritten ein Dutzend Kiltträger johlend dem vermeintlichen Techno-Trupp entgegen. Dabei warfen sie mit faustgroßen Rauchbomben um sich. Fast augenblicklich verloren sich ihre Gestalten in Qualm und Blitzgewitter.
    Matt kniff die Augen zusammen. Was ging da unten vor sich? Am Fuß der Kuppe war beim besten Willen nichts mehr zu erkennen. Nur Kampfgeräusche waren zu hören und der Sturm trieb schwefelfarbene Rauchschwaden zu ihnen herüber. Plötzlich sprang Aruula neben ihm auf. Die langen schwarzen Haare klebten ihr nass am Rücken und die Zeichnungen auf ihrer Haut schimmerten in tiefem Blau und Grün. »Sie kommen!«, rief sie mit rauer Stimme.
    Obwohl Matthew noch nichts von der akuten Gefahr sehen konnte, zog er augenblicklich seinen Driller. Aruula hatte die eindeutig besseren Instinkte.
    Und tatsächlich nahm er nur wenige Augenblicke später die Geräusche von schmatzenden Hufen und keuchendem Atem durch den tosenden Wind wahr. Dann preschten fünf Reiter aus dem Nebel. Ihre nackten Arme und Beine mit blutroter Farbe bemalt, die Gesichter weiß, kleine Tierknochen in die Haarmähne geflochten, erinnerten sie Matt an Kannibalen aus einem
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