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255 - Winterhexe

255 - Winterhexe

Titel: 255 - Winterhexe
Autoren: Manfred Weinland
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deren Mutter zu finden, anstatt sich mit ihrem Geliebten endlich irgendwo niederzulassen. Er hoffte, dass sie in absehbarer Zeit einlenken würde.
    Und er war bereit, sie bei der Umsetzung ihrer Sehnsüchte zu unterstützen. Nachdem sie Ann aufgespürt hatten.
    Es war nicht der bloße Wunsch, seine Tochter endlich wieder in die Arme zu schließen - er sorgte sich um sie. Er wollte wissen, dass es ihr gut ging.
    Dass ein Wiedersehen nicht einfach und problemlos über die Bühne gehen würde, war dabei ebenso klar. Aber das lag dann vornehmlich an Jenny. Und Aruula.
    »Wo genau sind wir eigentlich?«, fragte Rulfan leise und lenkte seine Gedanken damit in eine andere Spur.
    Matt war ihm dankbar dafür. Schulterzuckend sagte er: »Auf schottischer Seite jedenfalls, aber genau kann ich dir das auch nicht sagen.« Er tastete nach der groben Karte, die er aus dem X-Quad mitgenommen hatte - genau wie den leer geschossenen Kombacter und einige andere Techno-Gimmicks. Sie hatten die beiden Schwebegleiter in London zurücklassen müssen, nachdem deren Energie so gut wie verbraucht gewesen war. »Ganz in der Nähe sollte ein Dorf liegen. Durbayn. Es besteht die Möglichkeit, dass Pieroo, Jenny und Ann dort Rast gemacht haben. Wir werden es morgen erfahren.«
    Nach diesen Worten herrschte wieder für einige Zeit Schweigen. Bis Rulfan den Arm hob und über sie zeigte. »Das Leuchten… es gefällt mir nicht. Dahinter steckt etwas.«
    »Vielleicht ein klimatisches Phänomen«, vermutete Matt.
    Rulfan schüttelte langsam den Kopf. »Dann wäre es eines, das mir in meinem ganzen Leben noch nicht untergekommen ist. Wir sollten ein Auge darauf haben.«
    Matt nickte - und gähnte müde. »Wenn du nichts dagegen hast, hau ich mich jetzt auch aufs Ohr«, brummte er. »Weck mich, wenn ich die Wache übernehmen soll.« Damit folgte er Aruula hinter die Felsen.
    Als er sich zu ihr legte, reagierte sie nicht. Entweder sie schlief bereits, oder sie tat, als würde sie schlafen. Wenig später schlummerte er in Morpheus' Armen.
    ***
    Die Gestalt, die sich dem Lager näherte, verschmolz mit den Schatten, die der glosende Himmel warf. Sie bewegte sich lautlos, und ihre Kleidung schien das wenige Licht zu schlucken. Ihr Atem war so beherrscht, als würde sie gar keine Luft brauchen. Mit geschärften Sinnen orientierte sie sich traumwandlerisch sicher an allem, was andere kaum oder gar nicht beachteten. Ausgenommen vielleicht…
    Die Gestalt hielt inne, als sie den Geruch eines Lupa wahrnahm. Vorsichtig lugte sie zwischen Zweigen hindurch und entdeckte den Lagerplatz mit dem herab gebrannten Feuer. Dort saß ein Mann mit bleicher Haut und weißen Haaren - offenbar ein Albino - neben einer schwarzen Lupa. Das Tier hatte ihre Witterung noch nicht aufgenommen, da sie sich gegen den Wind bewegte. Seine Lichter starrten in die Nacht, genau in ihre Richtung, ohne sie jedoch wahrzunehmen.
    Die Gestalt konzentrierte sich auf die Lupa. Unmerklich schlich sie sich in deren Gedankenwelt, verschmolz mit ihr wie mit der Umgebung, mit Nacht und Dunkelheit. Eine eigentümliche, aber so gewollte Symbiose entstand.
    Und als der Morgen dämmerte, deutete zunächst nichts auf den nächtlichen Besuch hin…
    ***
    Vogelgezwitscher weckte Matt. Vorsichtig öffnete er erst ein Auge, dann das zweite, und schielte unter seiner Decke hervor. Langsam hob er den Kopf. Ein Rascheln lenkte seinen Blick zum Feuerplatz. Rulfan war dort bereits zu Gange. Offenbar hatte er in der Asche noch Reste von Glut gefunden, die er gerade mit dünnem, trockenen Geäst zu einem neuen Feuer entfachte.
    Zeit für 'nen handfesten Wachmacher , dachte Matt. Nicht ohne Grund führten sie eine zerbeulte Blechkanne mit sich, deren verrußter Boden davon zeugte, dass sie schon in manchem Feuer gestanden hatte. Er sehnte sich nach heißem, dampfenden Kaffee… na ja, zumindest jenem Gebräu, das entfernte Ähnlichkeit mit dem Kaffee hatte, den Matthew aus der Zeit vor dem Kometeneinschlag kannte.
    Leise schälte er sich aus seiner Decke, warf im Aufstehen einen Blick auf Aruula, die nach ihrer Wache noch tief schlummerte, und schlurfte hinüber zu Rulfan, der inzwischen ein paar dickere Hölzer nachlegte.
    Matt winkte ihm zu, und der Neo-Barbar grüßte zurück. Statt direkt zum Feuer zu gehen, machte Matt einen Abstecher hinter die Büsche und erleichterte zuerst einmal seine Blase. Während er das tat, ließ er seinen Blick über die Umgebung streifen…
    ... und stutzte.
    Auch bei genauerem Hinsehen
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