Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
25 Boys

25 Boys

Titel: 25 Boys
Autoren: Asher Reed
Vom Netzwerk:
sich nur schwer wieder erholt hat, deshalb hustet er ab und zu, aber das ist nicht weiter schlimm“, sind die Worte von Czenovic. Mich kann er mit diesem Gestammel nicht beruhigen. Seine Worte klingen wie einstudiert, aber wer lügt auf dieser von Gott verlassenen Welt nicht? Jeder von uns lügt bei vielen Dingen. Meistens bei Dingen die einem peinlich sind. Männer vor allem bei ihrer Penisgröße, Frauen mogeln bei ihrer Brustgröße, in dem sie Einlagen vor ihre Brüste schieben, nur um den Vorbau größer erscheinen zu lassen. Lügen um Lügen und irgendwann kann man sich aus dem Sumpf der Lügen kaum mehr herauswinden … vielleicht ist diese Inszenierung rund um Mr. Rockboats großartige Villa, sein Strandhaus, seine karibische Insel und sein Kreuzfahrtschiff ebenso eine einzigartige und große Lüge wie die, dass wir ihm gerne einen blasen.
      Mr. Rockboat taucht aus dem Nebenzimmer mit seinem Hackennasensekretär wiede r auf. Er sieht leicht bleich aus und trägt jetzt eine Sonnenbrille. Wahrscheinlich blendet ihn sein eigener Luxus, in dem er sich tagtäglich suhlt. Einer seiner Mundwinkel hängt schiefer als zuvor und mit zittriger Hand greift er in seine Hosentasche und holt ein paar bunte Pillen hervor. Dann beginnt er plötzlich mit erhobenem Finger zu mahnen, dass er für jeden Spaß auf dem Boot zu haben sei, nur die Punkte auf der Liste sollten unter allen Umständen eingehalten werden, der Rest wäre erlaubt. Er versicherte außerdem, dass der Spaßfaktor an oberster Stelle stünde und dass es in den nächsten Minuten damit losginge.
      Gesagt getan.
      Draußen vor der Villa formierten sich die ersten Limousinen, um uns 25 Boys zum Flughafen Wien zu eskortieren, von dort aus würden wir mit einer privaten Airline nach Marseille geflogen werden, wo uns schon ein Schiff erwartet, dass mit uns auf See gehe – ein Traumschiff, wie man so sagt, soll es sein! Die nächsten Sektflaschen werden geköpft und mit freudigen Augen genieße ich es einmal nicht der Kellner zu sein und schlürfe teures Gesöff aus edlen Gläsern. Mein Selbstvertrauen wird heute deutlich gestärkt und ich komme mir wie ein großer Star vor, der von allen Seiten umringt und umgarnt wird. Klar, jeder Mensch ist etwas Besonders, wenn man es mit den heilenden Worten einer Luise L. Hay ausdrückt, aber sich als etwas Besonders zu fühlen, ist nicht immer einfach, ganz besonders dann, wenn die Geldbörse ganz andere Zahlen schreibt, als die, die man sich vorstellt.
      Unsere persönlichen Geg enstände, die wir mitgebracht haben, werden in den Keller der Villa gebracht und verschlossen. Nachdem unsere Habseligkeiten verstaut worden waren, geht es in Gruppen zu den Limousinen, Mr. Rockboat steigt mit einem von uns Callboys in die letzte Limousine ein. Es ist interessant zuzusehen, das Mr. Rockboat schon seinen ersten Favoriten wählt … einen jungen Typen, dessen Namen ich nur flüchtig hörte, als die anderen ihn in Mr. Rockboats Limousine einsteigen sahen. Mir war es herzlich egal, aber einige andere Callboys waren auf den Bonus scharf, von dem Mr. Rockboat gesprochen hatte. Dieser Bonus stand am Ende der Reise demjenigen zu, der sich am besten oder zuvorkommensten um Mr. Rockboat gekümmert hätte. Ich genieße nur die Fahrt und interessiere mich kaum für die zickigen Gespräche meiner Kollegen …
      J unge, Junge, welcher Luxus uns dort erwartet, ist kaum in Worte auszudrücken.
      Insgesamt kann für ca. fünfzig Gäste in der Maschine Platz geboten werden, das Feinste und Beste wird für uns serviert: Cocktails und kleine Häppchen, genannt Horsd’aevre wie mir der Kellner an Bord der Love-Fly erklärt.
      Ich sitze in einer Maschine, in der angenehme Musik gespielt wird (Bach, Mozart), in der das Essen gut schmeckt (Lachshäppchen auf Roggenbrot mit Zitronenbutter) und in der ich von vorn bis hinten bedient werde, als sei ich ein Scheich mit ein paar Diamanten im Gebäck („Darf ich Ihnen noch ein warmes Kissen bringen, Sir?). Da ich nichts außer den Kleidungsstücken, die ich am Leibe trage, mit auf die Reise nehmen durfte, kann ich diesen herrlich übertriebenen Unfug, in dem ich mich befinde, bildtechnisch nicht aufnehmen.
      „Na, geht es euch allen gut?“, fragt Mr. Rockboat in der Love-Fly. Er zündet mit seinen zittrigen Händen eine Zigarette an, zu seiner Rechten sitzt der Typ, den er ausgewählt hat, die Fahrt bei ihm zu verbringen. Der Typ sieht gut aus, hat die Sache aber noch nicht überblicken
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher