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2489 - Schach dem Chaos

2489 - Schach dem Chaos

Titel: 2489 - Schach dem Chaos
Autoren: Michael Marcus Thurner
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oberflächlichen Wunden, die sie sich durch unbedachte Bewegungen selbst beibrachte. Sie hieß Rar-Rar-N'oda, einerseits ein dümmliches Geschöpf, andererseits in diesen Tagen und Stunden unersetzlich.
    Log-Aer-M'in besaß selbstverständlich die Pilotenausbildung. Die Manöver, die Rar-Rar-N'oda ausführte, erschienen ihr widersinnig und gefährlich. Dennoch sagte sie nichts. Bis jetzt hatte alles genau so geklappt, wie sie es sich vorgestellt hatten.
    Die Götter hatten helfend eingegriffen; wie sonst war es zu erklären, dass ein seltsamer Oszillationseffekt den Kernwall aufweichte? Erste Versuche, diese bislang als undurchdringlich geltende Zone zu durchdringen, waren positiv verlaufen. Nun also folgte die Probe aufs Exempel. Sie würden es wagen. Trotz des nach wie vor hohen Risikos.
    »Sollen wir?«, fragte Rot-Gre-N'at.
    »Ja.« Log-Aer-M'ins Gesichtsfell sträubte sich ohne ihr Dazutun. Sie fühlte die Angst.
    Nicht der Tod schreckte sie, nein. Es war die Furcht vor dem Unbekannten. Vor einem Terrain, das nicht das ihre war, vor Völkern und Wesen mit Fähigkeiten, von denen sie keine Ahnung hatten.
    Der Kernwall war erreicht, und mit einem lauten Rumpeln, das die Statik der sonst so robusten UMAKO erschütterte, drangen sie ins Reich protochaotischer Physik vor.
    2.
    Ejdu Melia
    Sie hasste diese Transformation. Alles schmerzte, und am liebsten hätte sie den Prozess rückgängig gemacht. Doch manchmal war es zu stark, und sie musste sich dem Drang hingeben.
    Ein oder zwei Monate noch würde es dauern, bis der Gestaltwechsel abgeschlossen war und sie endgültig Aussehen und Charakter eines Sepulchthiden angenommen hatte.
    Warum tat ihr Sar-Soar das an? Sie hatte ihm mehr als einmal zu verstehen gegeben, dass sie ihn nicht ausstehen konnte. Doch der lüsterne Schlangenähnliche verstand sich vorzüglich darauf, körpereigene Duftstoffe einzusetzen. Entweder als Waffe - oder um ein Gelegeweibchen anzulocken.
    Ejdu Melia biss zornig in das Melkbrett. Diese Wandlung hatte etwas Beunruhigendes, Unheimliches an sich.
    Wie hatte es Sar-Soar jemals in die Reihen der Friedensfahrer geschafft? Er benahm sich ekelhaft, und er zimmerte sich seine eigenen Moralanschauungen zurecht, mit denen Ejdu Melia nichts, aber rein gar nichts anzufangen wusste.
    Bisher.
    Denn langsam und schleichend veränderte sich auch ihr Denken. Sar-Soar hatte sie kalt erwischt, und er formte sie zu seinem Geschöpf.
    Sie löste sich vom Melkbrett. Die fast schon perfekt ausgebildeten Hinterhorndrüsen waren prall und rot, und sie schmerzten. Während der nächsten Wochen würden sie weitere Transformationen durchlaufen, bis sie wie jene eines Sepulchthiden aussahen - und auch dieselben Funktionen ausübten.
    Sie beließ die N'DRANGA im Zentrum des Friedensfahrer-Pulks und sorgte dafür, dass sie mit der Steuerung nichts zu tun haben musste. Zu sehr war sie mit sich selbst und dieser unglücklichen Veränderung beschäftigt.
    Ein Funksignal erreichte sie.
    »Was willst du, Sar-Soar?«
    »Dich, meine Schöne, Schleimige.« Der Sepulchthide rieb sich die schmierig glänzenden Vorderarme. »Ich habe ein warmes, wärmendes, gewärmtes Lager für uns beide errichtet, gebaut, gefertigt. Wir können es jederzeit, sofort, gleich belegen.«
    »Ich sagte: nein!« Sie wollte den Kontakt unterbrechen, doch irgendetwas hinderte sie daran. Selbst über Funk übte Sar-Soar eine faszinierende Wirkung auf sie aus. Waren es seine Handbewegungen, das beinahe hypnotisierende Muster seiner Schlängelbewegungen, die zweifellos attraktiven Kiemen, die er immer wieder flattern ließ?
    »Du empfindest, spürst, fühlst es doch auch, meine Schöne! Uns erwartet eine Liebesnacht, wie du sie niemals zuvor erlebt, empfunden, durchgemacht hast.«
    »Nein!« Ejdu Melia ächzte und schaltete die Bildverbindung weg. Erneut biss sie in das Melkbrett. Sie musste dem Sepulchthiden irgendwie entkommen.
    Die Nähe Kantirans hätte ihr gutgetan. Doch da war diese Cosmuel Kain. Dieses magere, fleischlose Geschöpf hinderte sie an allzu nahem Kontakt. Sicherlich wusste oder ahnte sie, was zwischen dem Patron und ihr einmal gewesen war ...
    Die Erinnerung an Sar-Soar drängte hoch. Er hatte duftende Erinnerungen an und in ihr hinterlassen, die sie nicht mehr loswurde.
    Wenn sie nicht bald auf jemanden stieß, der ebenso stark wie der Sepulchthide war, würde sie sich dem Schlangenwesen hingeben; ob sie es wollte oder nicht.
     
    3.
    Perry Rhodan
    Der Morgen des 3. November 1347 brach
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