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2486 Wispern des Hyperraums

2486 Wispern des Hyperraums

Titel: 2486 Wispern des Hyperraums
Autoren: Hubert Haensel
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Weitergehen gehindert hätte.
    Hinter mir erklang ein mehrstimmiges Stöhnen. Ich wandte mich um. Istorico torkelte zur Seite. Canella hatte sich die Hände vors Gesicht geschlagen, sie zitterte leicht. Nottingdon starrte aus weit aufgerissenen Augen an mir vorbei.
    Nicht einmal ansatzweise konnte ich die kreatürliche Furcht nachvollziehen, die den Wissenschaftlern zusetzte. Mir war lediglich, als könne ich einen fernen, lauernden Einfluss wahrnehmen.
    Daran änderte sich auch nichts, als ich den Saal betrat.
    *
     
    Das fahle weiße Licht umfing mich wie etwas längst Vertrautes.
    Nur dumpf, wie durch einen Berg von Watte, hörte ich die Stimmen der Wissenschaftler durch das offene Schott. Ansonsten herrschte Stille. Sie war eine eigentümliche Verlockung inmitten der tobenden Naturgewalten.
    Ich kannte den diffusen Eindruck bereits, das Empfinden verschwimmender, ihrer starren Geometrie entwachsener Wände, das intensiver wurde, je hartnäckiger ich versuchte, genau diesen Vorgang zu erfassen. Auch die fünf Schatten, die von mir in verschiedene Richtungen wegstrebten, als würden sie sich unaufhaltsam in eigenständiges Leben verwandeln, waren für mich nichts Neues. Ich erkannte allerdings keine Lichtquellen, die diesen Schattenwurf verursacht hätten.
    Der Saal hatte mich eingelassen. War es wieder einmal meine Ritteraura, die dafür verantwortlich war? Nicht umsonst hatte sie mir auf Evolux so viele Türen geöffnet.
    Vielleicht war das aber auch zu kompliziert gedacht. Es konnte ebenso gut einen einfacheren und trotzdem plausiblen Grund geben.
    Für einen Moment glaubte ich, Schritte zu hören, die mir folgten. Jemand rief nach mir. Leise, wie aus größerer Ferne, erklang Mondras Stimme. Aber ich war mir dieses Eindrucks nicht sicher. Auch nicht, ob ich Mondras in der Helligkeit zerfließende zweidimensionale Silhouette wirklich wahrnahm. Im nächsten Moment war alles wieder wie zuvor. Das monotone fahle Weiß schmerzte allmählich in den Augen.
    Ich fragte mich, was Gucky und mich unterschied. Eigentlich sehr viel - mehr, als mir lieb sein konnte, wenn ich eine Antwort finden wollte. In welcher Hinsicht waren Oberstleutnant Istorico und ich uns ähnlich? Auch diese Sichtweise brachte mich nicht weiter.
    Istorico ist mentalstabilisiert?
    Ich zwang mich, nicht länger darüber nachzudenken.
    Die weiße Helligkeit pulsierte. Wie etwas Lebendiges, das sich streckte, sich aufplusterte und danach wieder in sich zusammensank, erschöpft neue Kraft sammelnd.
    Der Saal wuchs, er dehnte sich aus, und von allen Seiten drang ein Wispern und Raunen heran, als sei das Licht mit einem Mal erfüllt von unsichtbaren Geistern.
    Ich schloss die Augen.
    Als ich die Lider nach zwei tiefen, beruhigenden Atemzügen wieder öffnete, war das Universum weiß, verdreht und bizarr. Aber es war »mein« Universum, bestand nur aus mir und der Unendlichkeit. Ein weißes Nichts, in dem sich keine Begrenzung dem suchenden Auge entgegenstellte und Entfernungen schon deshalb jede Bedeutung verloren. Der Blick verlor sich und wurde trotzdem endlich, weil er nicht dafür geschaffen war, diese ewige Weite zu erfassen.
    Ich glaubte, der Boden unter meinen Füßen führe plötzlich in die Höhe. Dennoch bewegte ich mich abwärts. Hoch über mir bemerkte ich eine kleine Gestalt, von der ich mich rasch entfernte. Sie wirkte flach wie ein Abziehbild im Nichts: ein Spiegelbild meiner Existenz, eingefroren in einer banalen Zweidimensionalität, die sich, als ich den nächsten Schritt tat, in einem Punkt verlor.
    Die Schatten krochen neben mir her wie füllig werdende gesichtslose Gestalten. Als ich stehen blieb, lösten sie sich von mir und wälzten sich in unterschiedliche Richtungen davon. Wie Wellen, die sich gleichmäßig nach allen Seiten ausbreiten, weil ein Stein ins Wasser geworfen wurde.
    Sie waren der einzige Anhaltspunkt, der mir mehr über die Struktur des Saales verraten konnte, über dessen vielleicht doch vorhandene Begrenzung. Ich gewann den Eindruck, dass die Schatten aufwärts kröchen. Als wäre da, wo ich mich befand, der tiefste Punkt. Inmitten einer endlosen Ebene? Vielleicht hätte ich überall innehalten können, und genau dort wäre jeweils der tiefste Punkt gewesen. Ein Spiel der Schwerkraft? Die Geometrie hatte in dieser immateriellen Umgebung jedenfalls ihre Bedeutung verloren.
    Meine Schatten lösten sich vom Untergrund, sie richteten sich auf allen vieren auf und nutzten plötzlich Arme und Beine für einen schnellen
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