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2483 - Die Nadel des Chaos

Titel: 2483 - Die Nadel des Chaos
Autoren: Unbekannt
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handele es sich um eine wissenschaftliche Abhandlung und nichts, was ihn direkt betraf.
    Der Durchmesser der Akkretionsscheibe betrug 235 Millionen Kilometer, die Temperaturen erreichten mehrere Millionen Grad. Der Scheibenrand rotierte mit etwa 135.000 Kilometern pro Sekunde, was fast 45 Prozent der Lichtgeschwindigkeit entsprach. Dennoch benötigte er für einen Umlauf anderthalb Stunden.
    Und Athaniyyon war nicht allein: Im Umfeld von vielleicht vier Lichtjahren tummelten sich insgesamt rund 27.000 kleinere Schwarze Löcher mit bis zu 1300 Sonnenmassen.
    Siebenundzwanzigtausend!, dachte Savoire.
    Wenn es nicht nur eine Hölle für Menschen, sondern auch für Galaxien gab, erblickte er sie in diesem Moment. Solch eine Kernzone war ein natürlicher Hort der Mächte des Chaos, lebensfeindlich, unbeherrschbar, scheinbar von keiner Ordnung durchdrungen, obwohl für das alles natürlich doch ordnende astrophysikalische Prinzipien verantwortlich waren.
    Doch das Gesamtbild, das diese Ordnung erzeugte, war für den menschlichen Geist auf Anhieb genauso unvorstellbar, unbegreifbar wie das Prinzip des Chaos, von der theoretischen, wissenschaftlichen Ebene einmal abgesehen. Die Astrophysiker konnten erklären, was an einem solchen Ort vor sich ging, wirklich begreifen konnten sie es nicht.
    Das konnte vielleicht nicht einmal Perry Rhodan, der Mensch mit dem größten kosmischen Bewusstsein all seiner Zeitgenossen.
    „Was tue ich eigentlich hier?", flüsterte Savoire. „Weshalb bin ich hier, an diesem grausamen Ort?"
    Er schloss erneut das Auge und zwang sich, über die Vergangenheit nachzudenken, um die Gegenwart nicht mehr sehen zu müssen.
     
    *
     
    Sie befanden sich in einem Hangar an der Außenseite des Kolonnen-Forts TRAICOON 06-202a, im Inneren der Steuerzentrale ESCHERS, versteckt im Versorgertrakt des Weltweisen von Azdun, der sich mit der Parapositronik zusammengetan hatte, um GLOIN TRAITOR zu infiltrieren, die Nadel des Chaos der Terminalen Kolonne TRAITOR.
    Ziel des Weltweisen war es letztlich, dabei seine körperliche Existenz aufzugeben und zu einer Wesenheit höherer Ordnung zu werden, während ESCHER im Auftrag des Nukleus der Monochrommutanten versuchen wollte, durch die Sabotage GLOIN TRAITORS den Grenz- sowie den Kernwall Hangay für die Raumschiffe aus der Milchstraße und verbündeter Parteien durchgängig zu machen. Dabei konnten weder der Weltweise noch die Parapositronik mit Bestimmtheit sagen, ob diese Hilfe rechtzeitig oder überhaupt eintreffen würde.
    Das Kolonnen-Fort war Bestandteil des sogenannten Portivabschnitts 3h3h2, der aus 24 aneinandergeflanschten Kolonnen-Forts mit einer Gesamthöhe von 216 Kilometern bestand. 15 Kolonnen-Fähren hatten ihn von dem Ort innerhalb des Grenzwalls, an dem er zusammengesetzt worden war, durch den Hyperraum zum Zentrum der Galaxis geschleppt. Dort, am Schwarzen Loch Athaniyyon, befand sich GLOIN TRAITOR, arglos gegenüber dem Trojanischen Pferd, das so plötzlich in der Kernzone der entstehenden Negasphäre aufgetaucht war.
    Dr. Savoire stöhnte leise auf. Auch wenn er das Auge geschlossen hielt, konnte er nicht eine Sekunde lang vergessen, wo er war. Das hatte nichts mit seiner Vorstellungskraft oder seinen Erinnerungen zu tun. Auch wenn es keine direkte Gefahr für Leib und Leben bildete, war das Vibra-Psi hier in der Kernzone so intensiv, dass er jederzeit wahrnahm, dass er sich an einem ungewöhnlichen Ort des Universums aufhielt. Er fragte sich, ob auch Isokrain so stark davon betroffen war. Der ehemalige Kosmitter war schließlich im Prinzip nichts anderes als ein Avatar des Weltweisen, der ihm seinen alten Körper wieder zur Verfügung gestellt hatte, wenn auch mit einigen parapsychischen Fähigkeiten, die er zuvor nicht besessen hatte.
    Der Kybernetiker sah ein, dass es keine Lösung war, einfach das Auge zu schließen, um die Umgebung nicht mehr wahrzunehmen. Das funktionierte nur für kleine Kinder, wenn überhaupt.
    Trotz des schockierenden Anblicks des Schwarzen Lochs, trotz der Auswirkungen des Vibra-Psi, musste er sich mit seiner Mission befassen, so viele Informationen wie möglich aufzunehmen.
    Sich dem Unbegreiflichen stellen.
    Er öffnete das Auge wieder.
     
    *
     
    Die Holos zeigten nun nicht mehr die Akkretionsscheibe, sondern hatten sich auf ein Objekt konzentriert, das in unmittelbarer Nähe von ihr dahinzutreiben schien.
    Dr. Savoire schnappte unwillkürlich nach Luft. Natürlich hatte er gewusst, was ihn hier, am Ende ihrer Reise,
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