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2482 - Der ewige Kerker

Titel: 2482 - Der ewige Kerker
Autoren: Unbekannt
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Fliesenboden verendeten?
    Irgendwie behagte ihr diese Lösung nicht. Grausamkeit, ahnte sie, war ihrem Herrn nicht fremd. Er kannte sie und wusste daher, dass sie ungern anderen, unschuldigen Wesen das Leben nahm. Es entsprach seiner kunstvollen Bosheit, sie genau dazu zu nötigen.
    Aber wenn sie den Glaskasten zerschmetterte, versaute sie ein Gutteil der Einrichtung. Nässe und Splitter im ganzen Zimmer? Das hatte ... zu wenig Stil.
    Sie kratzte sich den juckenden Hals.
    Widerwillig dachte sie nach, was ihr sonst an Mordinstrumenten zur Verfügung stand.
    Mit bloßen Händen erwischte sie die Fische niemals. Für eine Angel fehlten ihr Schnur, Haken und Köder, also praktisch alles. Auch ein transportables energieführendes Gerät, das klein genug war, dass sie es durch den Schlitz der Abdeckung ins Aquarium werfen könnte, oder eine variable Stromzuleitung hatte sie nirgends entdeckt.
    Was blieb? Na klar: die Säure im Becher! Binnen Sekunden war der halbe Rührstab darin aufgelöst worden!
    Sie zu zwingen, den gesamten Lebensraum einer Gruppe von Wesen zu vergiften – das roch nach dem perfiden Humor ihres Herrn. Kein Zweifel, sie war auf der richtigen Fährte.
    Lautlos fluchte sie. Abgesehen von der Überwindung, die es sie kosten würde, die Tiere zu töten, blieb die Frage, inwiefern ein Glasbottich voller von Säure zerfressenen Fischresten ihre Situation verbessern sollte. Davon ernähren konnte sie sich erst recht nicht.
    Welche Anhaltspunkte waren ihr sonst noch enthüllt worden?
    Oben wird unten, das mochte auf das Umkippen der Sanduhr anspielen.
    Oder auf ganz etwas anderes.
    Eis zu Feuer ...? Aus Eis bestand der Stalaktit in der Dusche. Jedoch fand sich nichts Feuriges in ihrem Besitz.
    Beschleunigte Zeit und Finsternis brachten ihr ebenfalls nicht den Hauch einer Idee, was diese Begriffe mit dem Aquarium zu tun haben sollten. Somit war der Sockel unter dem fetten Zwerg abgehakt.
    Nichts klingt süßer als die Litaneien Todgeweihter ...
    Falls sie sich dazu durchrang, ihrem Freiheitsdrang die Fische zu opfern, waren diese dem Tod geweiht. Insofern, sah sie ein, bestand ein Zusammenhang.
    Sie hasste den Herrn, der sie gefangen hielt.
     
    *
     
    Die Frau, die weder ihren Namen noch ihre Vorgeschichte kannte, holte den Säurebecher und hielt ihn prüfend über das Aquarium.
    Sofort schwammen die rotgolden und silbrig geschuppten Fische nach unten, allesamt, zweiundzwanzig Exemplare. Neben dem Zahnrad drückten sie sich dicht an dicht, ihre Glotzaugen weit aufgerissen.
    Die Tiere erkannten die Gefahr. Was bedeutete, dass ihnen zumindest rudimentäre Intelligenz innewohnte. Aber sie gaben nichts von sich, keinen Laut.
    Wie auch? Fische waren stumm.
    Sie schnaubte knisternd, als ihr immer noch schläfriges Gehirn den Zusammenhang hergestellt hatte. Sosehr es sie emotional quälte – endlich begann sich eins zum anderen zu fügen.
    Sie stellte den Becher ab, ging in den Hygienebereich, öffnete den Spiegel und entnahm dem dahinter liegenden Regal die grellbunte Dose.
    Noon-Qlight – bringt sogar Stumme zum Sprechen!, stand auf dem Etikett.
     
    *
     
    Sie leerte das Pulver ins Aquarium.
    Begehrlich schnappten die Fische nach den langsam absinkenden Flocken. Sie balgten sich darum, heftig.
    Aber je mehr sie davon verschlungen hatten, desto verhaltener agierten sie.
    Das aggressive Schwänzeln verebbte.
    Es schien, als ließen sie einander bewusst den Vortritt. Als hätten sie Manieren gelernt, luden sie sich gegenseitig ein und wedelten geziert höflich mit den Flossen.
    Nachdem das meiste verzehrt war, schwammen sie an die Oberfläche und reckten ihre Köpfe heraus. „Innigsten Dank, o edle Gönnerin!", blubberte der Erste.
    „Gern geschehen", antwortete sie perplex. Ihre Hautplättchen wellten sich. Wie es aussah, musste sie mit den Fischen verhandeln.
    „Zur Vermeidung eines Moiré-Effekts", sagte der Zweite, „sollte man beim Scannen besser kein Pepita-Kostüm anziehen."
    „Differenzen und Summen", kreischte der Dritte, „radizieren nur die Dummen."
    Ein Vierter überschrie ihn: „Alufolie in eine Schüssel, Salz dazu, heißes Wasser drauf, schon erstrahlt angelaufenes Silber in neuem Glanz!"
    Sie versuchte, sich Ruhe zu verschaffen. „Seid still! Ihr habt mir was zu sagen, aber nicht solch wirren Wortmüll.
    Ihr könnt mir weiterhelfen. Gebt mir wenigstens einen der Kodes, die ich benötige, und ich lasse euch am Leben."
    Noch während sie es aussprach, wurde ihr klar, dass dieses Angebot exakt
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