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2482 - Der ewige Kerker

Titel: 2482 - Der ewige Kerker
Autoren: Unbekannt
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Widerstand.
    Sie schwebten hinein. Hajmo vergewisserte sich, dass sein Antigrav und die Instrumente des SERUNS klaglos arbeiteten. Ein Rafferfunk-Impuls Atlans traf ein. Dessen Alpha-Team hatte sich an der gegenüberliegenden Seite des Konglomerats ebenfalls problemlos Zutritt verschafft.
    Der Stollen durchmaß rund viereinhalb Meter und bot daher auch Blo Rakane ausreichend Bewegungsfreiheit.
    Allerdings verlief er nicht gerade, sondern krümmte sich in alle Richtungen.
    Je weiter sie vordrangen, desto mehr erinnerten das Labyrinth der gewundenen, vielfach verzweigten Gänge und die ganze, organisch wirkende Struktur an das Innere eines irdischen Termitenbaus.
    Vermutlich insektoide Bewohner. Im Geist rieb Hajmo sich freudig erregt die Hände. Diese stellten besonders reizvolle Herausforderungen für einen Xeno-Psychologen dar.
    Dann jedoch kam das Quartett zu einer Schleuse. Als deren Rückwand auseinanderglitt, blickten sie staunend auf eine gänzlich andere Szenerie.
     
    *
     
    Vor ihnen breitete sich eine wundersame, strahlend schöne Stadt aus, mit lichten Ebenen, üppig grünenden Parks und kühn aufragenden Bauwerken, mit zahlreichen exotischen Bewohnern ... und einem Horizont, der viel zu weit entfernt war, dass er real sein konnte.
    Überhaupt nahm dieses Habitat ein bedeutend größeres Volumen ein, als die Außenmaße der Station eigentlich gestatteten. Blo Rakane tippte auf Erweiterungen durch Hyperraumnischen.
    Von den Deflektoren ihrer SERUNS gegen Entdeckung geschützt, bewegten sich der Haluter, die Posbi und die beiden Terraner durch die formenreiche, kulturell herausragend inszenierte, von regem Leben erfüllte Stadt. Intelligenzwesen, die den verschiedensten Völkern entstammten, gingen diversen, meist kreativen Tätigkeiten nach. Sie verhielten sich ganz und gar nicht so, als wäre die Ankunft der SOL oder das Eindringen der Erkundungsteams bemerkt worden.
    „Sieht mir nach einer Art Künstlerkolonie aus, friedlich und prosperierend. Aber ich kann mir nicht helfen", sagte Hajmo nach einigen Minuten via Helmfunk. „Irgendetwas stimmt hier nicht."
    „Inwiefern?", fragte Jawna Togoya.
    „Ich weiß nicht recht ... Alles wirkt einem höheren Zweck unterworfen, genauer gesagt: ganz bestimmten Bedürfnissen angepasst. Beachtet die Proportionen, etwa der Treppenstufen oder der Handläufe bei den Rollbändern!
    Die Anordnung der Türgriffe und Bedienungselemente. Oder von welchen Gesichtspunkten aus sich die vorteilhaftesten Perspektiven der Gebäudefluchten ergeben. Na?"
    „Ideal für etwa hundertachtzig Zentimeter große Humanoide mit zwei Armen und zwei Beinen", sagte Blo Rakane grollend. „Welche uns bisher jedoch noch nicht untergekommen sind. Die Stadt ist auf eine Minderheit von Bewohnern zugeschnitten, die kaum oder gar nicht in Erscheinung treten."
    „Außerdem gibt es keinerlei Geschäfte, Märkte oder andere Formen von Warenwirtschaft. Niemand kauft oder verkauft. Was die Kunstschaffenden benötigen, ist vorhanden. Sie bedienen sich der Infrastruktur, als wäre alles eins und nichts in Privateigentum."
    „Vielleicht eine kommunitaristische Gesellschaftsform", sagte Jawna. „Allerdings steht die krasse bauliche Bevorzugung einer sehr kleinen Bevölkerungsgruppe in Widerspruch dazu."
    „Eben. Derlei passt eher zu einer Monarchie, Oligarchie oder Theokratie.
    Wobei ich zugebe, dass ich von der Erwartungshaltung beeinflusst sein könnte, hier ein System anzutreffen, das von einer gottgleichen Autorität wie KOLTOROC geprägt wird. Übrigens fehlen auch Ordnungshüter, sichtbare Überwachungssysteme, jegliche Repressionsmechanismen."
    „Mein Planhirn hat die Handlungsmuster der beobachteten Individuen analysiert", sagte der weiße Haluter.
    „Sie agieren projektorientiert, jedoch so gelassen, als stünden sie unter keinerlei Zeitdruck. Als lebten sie ewig."
    „Oder gar nicht ... Jawna?"
    Die Posbi bestätigte Hajmos Verdacht. „Meine Makro-Auswertung ergibt, dass sich die Bürger dieser Stadt wie Roboter benehmen. Konkreter ausgedrückt, wie Scheinlebewesen, deren vorgebliche Eigeninitiative von zwar variantenreichen, doch letztlich repetitiven Verhaltensweisen bestimmt wird."
    „Kurz: Die Typen sind nicht echt.
    Was ist, Kameraden? Wollen wir die Probe aufs Exempel machen und den Versuch wagen, unsere Deflektoren abzuschalten?"
     
    *
     
    Sie taten es. Sowohl Jawnas positronischbiologischer Rechnerverbund als auch das Planhirn des Haluters hatten das Risiko als sehr gering
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