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2467 - Mentale Revision

Titel: 2467 - Mentale Revision
Autoren: Unbekannt
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Lindbak übertrieb es allerdings; unter den biberartigen Servos war es durch sein Einwirken schon zu mehreren Vital-Abschreibungen gekommen.
    Ein neues Holo baute sich auf. Es zeigte, wie ein Vakanete das Transportboot verließ. Auf knöchern wirkenden Beinen machte das Wesen einige stelzende Schritte, ehe es stehen blieb, sich umwandte und wieder in Richtung des Beibootes ging. Die Vakaneten stammten von Vogelartigen ab, hatten äußerlich aber ihre Ahnen weit hinter sich gelassen: Schnäbel waren nur rudimentär vorhanden, das Gefieder völlig verschwunden. Ein aufgeplusterter Ganzkörperanzug, der wohl den Anblick von Federn simulieren sollte, bedeckte den fülligen Leib.
    Für Inkh Selexon stellte dies eine Narretei ohnegleichen dar – man war, was man war. Was nützte es schon, etwas anderes vorzugaukeln? Und wen wollte der Vakanete damit beeindrucken? Sich selbst? Oder andere seines Volkes? Auf diese Weise, davon war der Fiktiv-Ankläger überzeugt, würde der Avoide weder Anerkennung noch Respekt gewinnen. Zumindest nicht bei ihm. Für ihn zählte nur Leistung. Entweder lösten die weithin berühmten Genetiker das Problem, das er ihnen vorlegen würde, oder sie würden es bereuen.
    Entweder – oder. Dazwischen gab es nichts. Die Tibirian Melech waren auf Hilfe dringend angewiesen.
    Der Vakanete streckte eine dürre, zehnfingrige Hand aus. Die hornigen Finger umfassten diejenigen eines anderen, der soeben aus dem Beiboot stieg. Selexon schaltete ein Akustikfeld zu und hörte gerade noch, wie sich die beiden Vakaneten ihre Liebe versicherten.
    Liebe?
    Lächerlich! Dieses Konstrukt einer ewigen emotionalen Bindung stellte eines der grundlegenden Probleme vieler Völker dar. Es sorgte für mehr Probleme, als es Nutzen brachte, und war Selexon im Laufe seines über zweihundertjährigen Lebens schon vor seinem ewigen Schlaf bei zahllosen Sternenvölkern begegnet – überzeugt hatte es ihn nie, denn es widersprach dem Einzigen, was wirklich zählte: der Macht.
    Und diese wiederum musste mit dem großen kosmischen Konzept der Ordnung verknüpft werden, wenn sie wirklich effektiv gehandhabt werden sollte.
    Dafür standen die Kosmokraten; dafür stand CHEOS-TAI, dafür standen in letzter Konsequenz auch die Tibirian Melech.
    Zumindest, wenn sie ihr aktuelles Problem der ungeplanten Metamorphosen in den Griff bekamen, das sie langsam, aber sicher in den Wahnsinn trieb. Sie verloren deswegen die Beherrschung über sich selbst, feindeten einander an, und nicht wenige von ihnen starben. Selexon schloss die Augen und sah Bilder schrecklich zugerichteter Leichen. Seit er die ersten hatte berühren müssen, trug er Schutzhandschuhe und seinen Mundschutz, um einer Verseuchung vorzubeugen. Die Medoroboter nannten es unnötig, sprachen auch davon, dass die Terraner an Bord keine gefährlichen Spuren hinterlassen hatten. Doch Selexon wusste es besser.
    Kalitt Lindbak riss ihn aus seinen Überlegungen.
    „Wir sollten gehen und der ersten Gruppe unserer Gäste ihre Aufgabe erklären." Dabei ruhte seine Hand auf dem Kombistrahler, den er seit seinem Erwachen aus der Stasis stets bei sich trug.
    „Du wirst die Waffe nicht benötigen", erwiderte Inkh Selexon ruhig. „Ich werde ein wesentlich effektiveres Druckmittel einsetzen, um sie zur Arbeit zu ermutigen."
     
    *
     
    Als Inkh Selexon und Kalitt Lindbak das Labor betraten, saßen vier Vakaneten an einem Tisch. Sie trugen schillernde Anzüge, und ihre skelettartigen Hornfinger ruhten auf der Tischplatte.
    Sie richteten den Blick ihrer leuchtenden Augen auf ihn.
    Die Hightech-Aggregate und medizinischen Instrumente in den Regalen konnten ihre Aufmerksamkeit scheinbar nicht erregen. Vielleicht erahnten sie nicht einmal, welche Schätze in ihrer unmittelbaren Nähe aufgereiht standen.
    Die Temperatur im Raum war unangenehm hoch, die Luftfeuchtigkeit verschlug Inkh Selexon beinahe den Atem; die Werte waren auf für Vakaneten ideale Bedingungen eingestellt.
    „Wir protestieren gegen diese Gefangennahme", sagte einer der Avoiden. Es war derjenige, der das Beiboot als Erster verlassen hatte. Allerdings trugen sie alle ähnliche Kleidung, sodass Selexon ihn möglicherweise verwechselte.
    Lindbak gab einen ärgerlichen Laut von sich, in dem ungezügelte Aggressivität mitschwang. Inkh Selexon brachte ihn mit einer harschen Handbewegung zum Schweigen.
    „Zur Kenntnis genommen. Wir werden jetzt zum Thema kommen."
    Der Avoide gab sich nicht zufrieden. „Warum befindet sich euer goldener
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