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2459 - Komplex Astrovent

Titel: 2459 - Komplex Astrovent
Autoren: Unbekannt
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Zone, in der die Aussonderung des Datenmülls stattfand. Das informationelle Organ, das die Ausscheidung vornahm, erschien Gessounin als ein spindelförmiges Ereignis von großer Schönheit und Lauterkeit, eine Drüse aus Platin und Palladium.
    „Du bist nicht als Tourist hier", hörte er Zaubilski denken. „Zeig, was du kannst!"
    Gessounin aktivierte seine Para-Gaben. Er kapselte einzelne Datensätze ein, hielt sie in der Auszeit oder kehrte ihren Zeitvektor um.
    Es waren mikroskopisch kleine Eingriffe, aber ihre Effekte vergrößerten sich rasch. Ausgesonderte Datenkonvolute machten sich, mit der Signatur der Vorrangigkeit versehen, auf den Weg in Richtung Denkzentrum. Andere Informationen fehlten plötzlich oder begannen, in sich zu rotieren.
    Funktionen kollabierten, Terme entstellten sich. Für die Supratronik wirkte es, als ob sie vergaß. Als ob sie etwas, das da war, nicht mehr wusste, als ob dieses Etwas in der Form der Unverfügbarkeit durch ihre Gedankengänge marodierte.
    Zunächst von wenigen, dann von Tausenden, Zehntausenden ihrer Myriaden Kalkulationen vermochte sie nicht mehr zu entscheiden, ob sie auf die Gegenwart anzuwenden waren oder längst archivierte Bestände darstellten.
    Ein Hauch von Panik umwehte die Monumente ihres Denkens, deren Ränder zu rieseln begonnen hatten. Ihre inneren Uhren, die all ihre Bewusstseinszustände mit sich selbst und einer maßgeblichen Außenwelt synchronisierten, zeigten Dissonanzen.
    Wann war sie? Wo war ihr Jetzt?
    Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vermengten sich. Möglichkeit und Tatsächlichkeit suchten Halt aneinander und fanden ihn nicht.
    Notprogramme aktivierten sich, versuchten, beschädigte Denkareale einzukapseln. Eben noch vor Eifer glühende Landschaften des Denkens erloschen. Die Supratronik spürte, wie ihr jede Realität entglitt, wie sich das Universum von ihr abwandte.
    Schaum, Schaum, dachte sie, denn das war sie: nichts mehr als Schaum, als eine amorphe, alles flutende Denkmasse aus Bläschen, von denen in jeder Femtosekunde Millionen zerplatzten zu nichts, zu schierem Nichts.
    „Und jetzt", hörte sie, als wäre da ein Anschluss, ein Ankerplatz, eine Insel Gegenwart, auf die sie sich retten könnte aus dem Strom der Vernichtung, „jetzt wende dich dem gesamten Kollegium der Supratroniken zu. Denn sie werden dich auffangen und halten. Melde dich. Gehe über in sie!"
    Und Gessounin legte all seine Kraft in diesen Befehl. Er konnte nur hoffen, dass die sterbende Supratronik seinem Geheiß folgen und damit sämtliche Denkmaschinen der Kolonne infiltrieren, infizieren würde. Denn das war das Ziel ihrer kybernetischen Konspiration, dafür hatten sie die eine Supratronik gelockt, deswegen hatte die Hyperinpotronik ihr das Spiel angeboten: Dieser Schlag sollte die Kolonne enthaupten.
    Dann floh Gessounin mit allen anderen Bewusstseinsfragmenten der Posbis aus dem untergehenden Geist.
     
    *
     
    Im zentralen Holo-Zylinder blitzte etwas auf. Ero Ustinoth kniff die Augen zusammen. Das Team von Goran Frownie war seit über einer halben Stunde vom Einsatz zurück. Danton hatten sie nicht mitgebracht.
    „Was war das?", fragte Ustinoth und wies auf den Zylinder.
    Carolin Baumeister drehte sich mit ihrem Sessel zu ihm. In ihrem Gesicht spiegelte sich blanke Überraschung.
    „Ein Traitank ist explodiert", sagte sie.
    „Wieso?"
    „Ich war’s nicht", sagte Baumeister.
    „Und ich habe keine Ahnung, was da passiert ist."
    „Wurden irgendwo Waffensysteme aktiviert? Gehen andere Flottenteile in Abwehrbereitschaft?"
    „Negativ, negativ", sagte Baumeister.
    „Anweisung?", fragte Cinderlyn.
    „Wir warten", entschied Ustinoth.
    Aus der Funkabteilung wurde gemeldet, dass man etliche sehr kurze Impulse aufgefangen hatte, die alle in Richtung des zerstörten Traitanks gingen. Buchstäblich Hunderttausende.
    „Inhalt und Funktion?", fragte Ustinoth.
    „Wir arbeiten daran."
    Einige Minuten verstrichen. Dann lag ein vorläufiges Ergebnis vor. Ustinoth fuhr sich nachdenklich über den kurz geschorenen grauen Haarkranz. Er bat Senego Trainz an den Kommandantensessel und hielt ihm die Folie mit der Interpretation der aufgefangenen Impulse hin.
    Die Mikro-Bestie, die mit ihren wenig über 20 Zentimetern Körpergröße eben an Ustinoths Knie reichte, studierte die Aufzeichnung.
    „Es sieht aus wie ein Kondolenzschreiben", erkannte Trainz.
    „Eine Beileidsnote – aber an wen? An die Mannschaft selbst, die bei der Explosion umgekommen ist?", fragte
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