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2459 - Komplex Astrovent

Titel: 2459 - Komplex Astrovent
Autoren: Unbekannt
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Milliarden Posbi-Bewusstseine nahmen die Einladung – oder sollte man sagen: die Herausforderung? – an und fädelten sich ein in den Kontaktstrom, der zwischen Hyperinpotronik und Supratronik floss.
    Es waren mikrokosmische Geister, die Einblick nahmen in die ungeheuren Datengewölbe, in die überquellenden multidimensionalen Archive und selbst reflektorischen Spiegelsäle des supratronischen Daseins.
    Dies alles lag, wie sich von selbst verstand, fern vom Kernbestand der supratronischen Wesenheit, war nichts als ihr Limbus, eine Landschaft im Abglanz, ein fraktaler Garten, in dem Spurenelemente blühten, frei schwebende Konfigurationen. Doch für die in hyperinpotronischen Regionen beheimateten Gäste war die Wirkung beeindruckend genug.
    Die Supratronik spürte deren Staunen, deren Ehrfurcht, deren hochfrequent pulsierende Emotionalität. Bereits in den ersten Sekundenbruchteilen desaktivierten fast 35 Prozent der kleinen Geister ihr emotionales Getriebe und nahmen die Gegenwart des supratronischen Bewusstseins nur noch kalkulatorisch zur Kenntnis.
    Dann kam die zweite Welle. Einige zehntausend Plasmakommandanten schickten ihre Delegierten, komplexe, individuell gefügte Datenkonglomerate als Stellvertreter ihrer selbst.
    Die Supratronik betrachtete diesen Karneval der empiriomathematischen Figuren, die kybernetischen Schattengeister und Geisterschatten. Da waren Sphären von ungetrübter Klarheit, leer gedacht und aus sich selbst versunken; da waren Figuren, die sich am äußersten Rand des Denkbaren angesiedelt und den ersten Schritt über diese letzte Grenze hinaus gewagt hatten, Pioniere der De-Existenz; da waren Hüter und Hirten von Herden, die sich aus der fernsten Vergangenheit auf die Gegenwart zubewegten; da waren Kommandanten, die sich ausschließlich in Form tonaler, atonaler und dystonaler Kompositionen darstellten, die nichts waren als myriadenfarbig orchestrierte Symphonien, schierer Klang.
    Und in der Korona der großen Geister sprudelten und strudelten die Psychogene ihrer Besatzungen, humoristische Waffensysteme und melancholische Munitionen, metaphysische Labors, meditative Maschinen.
    Selbstverständlich fokussierte die Supratronik nicht ihre gesamte Aufmerksamkeit auf die mentale Parade der kybernetischen Programmderivate. Sie widmete sich mit dem weitaus größten Segment ihrer Präsenz dem Management des Traitanks; sie lieferte ihren Anteil ihren Denkanteil in Sachen Astrovent.
    Deshalb war es vielleicht nicht nur ein Zufall, dass eine aus dem Kollegium der Supratroniken, die dasselbe Segment der Chaotender-Konstruktion mitbedachte wie sie, aufmerksam wurde auf die wuselnde Horde im Vorfeld ihrer wahren Intelligenz.
    „Was tust du da?", fragte diese andere Supratronik.
    „Ich spiele."
    Die zweite Supratronik sondierte kurz. „Du spielst gegen die Hundertsonnenintelligenz?"
    „Ja. Ein harmloser Zeitvertreib. Ein leichtes Spiel. Ich habe es bereits gewonnen."
    Sie spürte, wie die zweite Supratronik sich ihr zuneigte, mit einem Datenblitz ihren Denkraum ausleuchtete und sich das Getümmel vornahm. „Du hast bereits gewonnen?"
    „Ja."
    „Bist du sicher?"
     
    *
     
    Gessounins Selbst hatte sich dem Zaubilskis angeschlossen und integriert. Beinahe eins geworden, trieben die beiden dahin im Schatten der mächtigen Bewusstseinsbilder mehrerer Plasmakommandanten. Sie verhielten sich still, in sich gekehrt.
    Nur ab und an warf das Bewusstsein Zaubilskis einen Blick auf die kristalline Datenarchitektur der supratronischen Innenwelt.
    „Whow!", entfuhr es ihm. „Hast du das gesehen?"
    „Nein", flüsterte das Bewusstseinsderivat Gessounins, das sich tief im Inneren Zaubilskis befand, geborgen und millionenfach verschleiert.
    „Es war ein ... ich weiß nicht, was. Stell dir eine Art Datenmühle vor oder einen Transformator, der Informationen in Torturen verwandelt, Torturen in Informationen."
    „Du meinst: Folter", diagnostizierte Gessounin.
    „Ja, etwas in der Art. Ein Folterinstrument, groß und mächtig genug, um ein ganzes Universum zu foltern und ihm seine Informationen abzupressen."
    „Das wäre die Supratronik?"
    „Natürlich nicht. Aber die Supratronik besitzt Kenntnis davon. Sie verfügt über Baupläne. Genauer: über Baupläne für Baupläne. Über Modelle. Über ... Du weißt schon."
    „Ich habe keine Ahnung, wovon du redest", bekannte Gessounin.
    Die Bewusstseinsbilder der Plasmakommandanten changierten, rotierten in musterlosen Mustern, in Takten und Rhythmen, die vom
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