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243 - Das namenlose Grauen

243 - Das namenlose Grauen

Titel: 243 - Das namenlose Grauen
Autoren: Michelle Stern
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sie nicht länger warten konnten, wenn sie noch vor der Kreatur und ihren Ablegern das Pentagon erreichen wollten. Sie hatten beschlossen, mit den gestohlenen Motorrädern der Rev’rends denselben Weg zu nehmen wie Mr. Black mit dem Hummer: oberirdisch über die Arlington Memorial Bridge. Sie hätten kein gutes Gefühl dabei gehabt, durch einen nur von Fackeln erhellten Tunnel zu laufen und damit rechnen zu müssen, von den Gallertwesen verfolgt zu werden.
    Buck gab Trashcan Kid und Loola ein Zeichen, die schon auf ihrer wummernden Maschine saßen. »Fahrt los!«, rief er hinüber. »Wir kommen sofort nach!«
    Loola nickte und gab Gas. Das Motorrad rollte die Straße entlang. Nun warf auch Marisar ihre Maschine vor dem Haus an. Buck zwängte sich in den Beiwagen. Sie bogen noch vor den sich nähernden Ablegern auf die Pennsylvania Avenue ein und gewannen rasch einen Vorsprung.
    Doch nach einem halben Kilometer gab das Motorrad plötzlich missmutige Töne von sich und holperte ruckartig. Marisar begann laut zu fluchen. »So ein verdammter Rotz!«
    »Was is denn?«
    »Kein Alk mehr im Tank! Hier is Endstation!« Das Motorrad stockte und ging ganz aus.
    »Mist, mistiger!« Dirty Buck reckte sich, konnte aber die Maschine von Trashcan und Loola nicht mehr sehen. Die beiden hatten von ihrem Missgeschick nichts bemerkt.
    »Wir ham Glück im Unglück«, ließ sich Marisar vernehmen. »Bis zum Weißen Haus sind’s nur ein paar hundert Meter. Nehmen wir halt den Tunnel.«
    »Uns bleibt ja wohl nix anderes übrig.« Buck sprang aus dem Beiwagen und stolperte. Die schwarze Plastikbox fiel ihm aus der Jackentasche. Buck versuchte sie aufzufangen – und drückte zu fest zu. Die Box öffnete sich und zwei der Würmer rutschten über seinen rechten Handschuh in den Ärmel seiner Jacke.
    Ein leichter Schmerz ließ ihn das Gesicht verziehen. Er schüttelte die Würmer aus seinem Ärmel und hob sie eilig auf. Bei einem Blick auf seinen Unterarm stellte er fest, dass über dem Handgelenk ein roter, fingernagelgroßer Fleck war. Sah aus wie eine Pustel. Angewidert blickte Buck darauf.
    »Komm endlich!« Marisars Stimme klang schrill. »Ich kann die Viecher schon hinter uns sehn!«
    »Bin ja schon da, Süße, kein Stress.« Dirty Buck stopfte die Würmer hastig zurück und steckte sich die kleine Box in die Tasche. Sein Arm brannte unangenehm.
    »Beweg deinen Arsch!« Marisar zog an der Hand des Hünen. Gerade noch rechtzeitig entkamen sie den unheimlichen Verfolgern. Ein Schauer lief über Bucks Rücken, als er von einer kleinen Anhöhe aus zurückblickte. Überall waren Ableger der Kreatur unterwegs, aber die meisten strebten jetzt aufeinander zu. Nicht mehr lange, dann würden sie sich vereinigen und zu einem Schleimklumpen werden, der fast doppelt so groß war wie der ursprüngliche.
    Sie waren die Letzten, die vor den Ablegern den Zugang zum Bunker erreichten. Hinter ihnen verschlossen WCA-Soldaten das Tor. Wer jetzt noch draußen war, musste den oberirdischen Weg nehmen.
    Die Stimmung der Menschen, die sich hier unten versammelt hatten, bedrückt zu nennen, wäre eine Untertreibung gewesen. Viele hatten Menschen sterben sehen, die sie gekannt oder sogar geliebt hatten. Einige weinten vor Erschöpfung, Stress oder wegen der ausgestandenen Angst.
    Buck sah sich nach Little Rock um, aber auch hier konnte er den Freund nicht finden. Langsam macht er sich wirklich Sorgen um ihn.
    Dass auch General Diego Garrett hier unten war, merkten Buck und Marisar erst, als er sich Gehör verschaffte.
    »Wir brechen jetzt zum Pentagonbunker auf!«, rief der General mit lauter, fester Stimme, die manchem neuen Mut gab. »Ich habe eben mit dem Hohen Richter gesprochen; er erwartet uns dort. Wir haben etwa drei Kilometer Fußmarsch vor uns, aber am Ende erwartet uns eine sichere Unterkunft! Bitte gehen Sie ruhig und zügig und helfen Sie den Alten und Verletzten. Und seien Sie versichert: Wir sind außer Gefahr!«
    Eine gute Rede, die Hoffnung machte und die Leute beruhigte.
    Doch leider traf sie nicht in allen Punkten zu…
    ***
    Alexandra Cross saß bleich in einem Sessel. Sie befand sich gemeinsam mit Mr. Black in einem der Konferenzräume des Pentagonbunkers. Sie waren unter den Ersten gewesen, die sich hier eingefunden hatten. Inzwischen kamen minütlich zurückkehrende Soldaten und neue Flüchtlinge. Bruder Mercy war noch nicht darunter gewesen. Es versetzte Alexandra Cross jedes Mal einen Stich, wenn sie an ihn dachte. Habe ich ihn auf dem
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