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2424 - Die Thermodyn-Zentrale

Titel: 2424 - Die Thermodyn-Zentrale
Autoren: Unbekannt
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ging durch einen der Korridore, die nur Thermodyn-Ingenieure betreten konnten.
    Sein Erkennen der Umgebung veränderte sich schnell; das Schallbild verwischte und machte jeden Schritt zur Qual, weil er nicht mehr erkennen konnte, wohin er ging. Im einen Moment schien sich der Boden zu verflüchtigen, im nächsten knickte der Korridor steil in die Höhe ab und faserte in viele Variationen auf.
    Solche Eindrücke verwirrten und machten hilflos. In dieser Umgebung konnte sich jedes denkende Wesen verlieren. Wie viele Ungefugte, fragte sich Dathuel, mochten sich schon in einer der Thermodyn-Zentralen für immer in Raum und Zeit verloren haben? Die vor den gefährlichen Sektionen angebrachten Hinweise boten einen Schutz, aber Verwirrte ließen sich davon bestimmt nicht zurückhalten.
    Der Korridor war in den Hyperraum eingebettet. Nur das Intra-Auge erlaubte hier eine Orientierung.
    Abanathan Seg Dathuel fühlte sich an die glorreiche Zeit erinnert, als SIAH an der Überführung der acht Spendersonnen in den Hyperkokon mitgewirkt hatte. Jeder Raum im Innenbereich der Thermodyn-Zentrale atmete noch das Flair jener Periode.
    SIAH, entsann er sich, hatte während des Angriffs der Chaos-Truppen auf das INTAZO eine entscheidende Rolle gespielt. Vom Sternhaufen Aquon-Gorissa aus war die Thermodyn-Zentrale an der Überführung der Sonnenriesen in den Hyperkokon beteiligt gewesen.
    Später erfolgte die Desaktivierung der Station im Orbit von IN
     
    2.
     
    Seither stand sie bereit, um in die Retroversion der Proto-Negasphäre von Tare-Scharm eingreifen zu können.
    Dathuel zögerte. Nicht, weil sich seine Umgebung rasch veränderte – je näher er dem Zentrum der Station kam, desto mehr verdrängte Formenergie alle sonstigen Baumaterialien und desto schneller veränderten sogar weitläufige Bereiche ihr Aussehen und die Funktion -, sondern weil seine Zweifel wuchsen.
    Abanathan Seg Dathuel glaubte nicht mehr, dass die enormen Leistungen im Kampf gegen die Chaosmächte zu einem Erfolg führen würden. Zu lange währte diese Auseinandersetzung schon, sie konnte nicht mehr zu gewinnen sein.
    Auch andere Thermodyn-Ingenieure standen ARCHETIMS Retroversion skeptisch gegenüber. Dabei hatten sie schon oft unmöglich erscheinende und vor allem gewaltige Vorhaben verwirklicht.
    Aber früher, sagte sich Dathuel, hatte es bessere Voraussetzungen gegeben.
    In Tare-Scharm vermisste er Aktivitäten der Kosmokraten. Nur sie konnten die Wiederanbindung der Proto-Negasphäre an das Standarduniversum erreichen.
    Allerdings waren die Truppen der Kosmokraten an anderen Brennpunkten im Multiversum gebunden. Als stünde dahinter eine Absicht der Gegner, vermutete der Thermodyn-Ingenieur. Er verstand nicht viel von Strategie, aber er fragte sich immer öfter, wie bedeutend Tare-Scharm wirklich sein mochte. Nicht für die lokalen Völker, sondern im Gesamtkonsens der Universen.
    Nur ein Nebenschauplatz für die Kosmokraten, dessen sie sich nicht annehmen konnten, ohne wichtigere Positionen preiszugeben? Aber vielleicht gerade deshalb ein Brückenkopf für TRAITOR, und die Initialzündung für einen verheerenden Flächenbrand?
    Versäumten die Kosmokraten, einen glimmenden Funken auszutreten, der sich in Jahrmillionen zu einem lodernden Feuer ausweiten konnte?
    Dathuel stellte lediglich Vermutungen an. Eigentlich war er selbst nur ein Arbeiter, der Befehlen folgte, doch niemand hatte ihm untersagt, sich mit der Materie auseinanderzusetzen. Wenigstens eine Kosmische Fabrik hätte er sich vor Ort gewünscht – bevor der Chaotender INFATHER aus den Ressourcen-Galaxien rings um Tare-Scharm entstehen konnte. Anscheinend verhinderten die Auseinandersetzungen, die zu allen Zeiten zwischen den Hohen Mächten tobten, diese Art der Präsenz. Die Kosmischen Fabriken der Kosmokraten waren in dem multiversellen Widerstreit zwischen Ordnung und Chaos gebunden; so hieß es zumindest.
    ARCHETIMS Vorhaben empfand Dathuel als den verzweifelten Versuch, einer verfahrenen Situation das Beste abzugewinnen. Vielleicht sogar wider besseres Wissen. Die Thermodyn-Ingenieure trauten einer einfachen Superintelligenz dieses umfassende Können nicht zu. Angeblich handelte es sich bei der Retroversion um ein uraltes Verfahren, das in diesem Universum für einige Hundert Jahrmillionen in Vergessenheit geraten war.
    Die Art und Weise des Vorgehens als solche sah Dathuel als wenig relevant an. Wichtiger erschien ihm, dass Superintelligenzen wie ARCHETIM eigentlich keine Chance
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