Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2424 - Die Thermodyn-Zentrale

Titel: 2424 - Die Thermodyn-Zentrale
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
bekam. Für die einen, das konnte Rhodan zu gut verstehen, waren die Terraner Volontäre, die eben erst in das Truppenlager eingeflogen waren – Neulinge betrachtete jeder mit einer gewissen Zurückhaltung. Für die anderen waren das Hantelraumschiff und dessen Besatzung zwielichtige Gäste, die nehmen, aber nicht geben wollten. Es mochte sich längst herumgesprochen haben, dass sie die Retroversion beobachten wollten, jedoch selbst nicht bereit waren, Geheimnisse ihrer Herkunft preiszugeben. Ein Zustand, der Rhodan ebenfalls misstrauisch gemacht hätte.
    Aber jede Erklärung hätte die Situation nur noch verfahrener werden lassen. Die Wahrheit durfte nicht bekannt werden.
    Wie eine Bombe hätte die Erklärung eingeschlagen, dass ARCHETIM bei der Retroversion seine Existenz verlieren würde. Die Hoffnung des Trecks konzentrierte sich auf die Superintelligenz; ihren Tod zu prophezeien hätte ein Desaster ausgelöst und die Retroversion an sich gefährdet.
    Die Retroversion war erfolgreich gewesen; sie würde erfolgreich sein. Doch eine einzige unbedachte Äußerung konnte genügen, um nicht nur die ferne Zukunft dem Chaos preiszugeben, sondern zugleich die Retroversion von Tare-Scharm zu torpedieren und damit alles noch schlimmer werden zu lassen.
    Was immer Rhodan auch befahl, er war sich dessen bewusst, dass jeder neue Schritt ein Balanceakt sein würde. Die Menschen der JULES VERNE bewegten sich auf einem denkbar schmalen Grat – und zu beiden Seiten gähnte ein endlos tiefer Abgrund.
    In dieser Nacht schlief der Resident sehr schlecht. Mehrfach schreckte er hoch, weil er das Gefühl hatte, in eine bodenlose Tiefe stürzen.
    Schließlich zog er sich an und ging in die Zentrale.
    Die Kampfflotte, die am Tag vorher aufgebrochen war, kehrte soeben zurück. Schon die Ortung ließ beträchtliche Verluste erkennen, und viele Schiffe schienen nur mehr Wracks zu sein, die es gerade noch geschafft hatten, im INTAZO Zuflucht zu suchen.
    Maeko Maatep, der über zwei Meter große schlanke Lunageborene, saß im Kommandantensessel. Ruhig wie immer, schaute er Rhodan entgegen.
    „Wir können nicht sagen, was vorgefallen ist", stellte er fest. „Die aufgefangenen Funksprüche sprechen von großen Verlusten und vielen Verwundeten, die versorgt werden müssen, das ist alles."
    Keine Frage, kein Drängen, kein Versuch, die Situation zu verändern.
    Rhodan nickte knapp. Die Menschen an Bord akzeptierten, dass ihnen Grenzen gesetzt waren, sie versuchten nicht erst, die unausgesprochenen Regeln zu übertreten. Natürlich hätten sie sich viele Informationen einfach holen können. Mit einem Einbruch und mit Datendiebstahl – aber beides eng verbunden mit der Gefahr, jedes Vertrauen verspielt zu haben, sobald sie erwischt wurden.
    Sie waren darauf angewiesen, dass ARCHETIM ihnen aus eigenen Stücken gestattete, die Retroversion zu beobachten. Andernfalls waren das Schicksal der Menschheit und der Milchstraße besiegelt.
     
    3.
     
    Abanathan Seg Dathuel tastete mit beiden Händen über seine Kombination. In einer der vielen Taschen steckte das Messgerät, das er jetzt brauchte, um die Unregelmäßigkeit zutreffend einzuschätzen. Weder das Schallbild, auf das er sich in dem Moment konzentrierte, noch der Energiefluss gaben ihm eindeutig Auskunft.
    Jemand hatte an dem Aggregat hantiert und eine unsinnige Schaltung ausgelöst. Dathuel lauschte der Energie, die deutlich hörbar versickerte.
    Jedes Quant spürte der Thermodyn-Ingenieur wie eine schwache, aber nachhaltige Erschütterung.
    Er war sicher, dass die austretende Leckenergie nicht verloren ging, sondern abgeleitet wurde. Sie sammelte sich in einem Bereich, den er jedoch nicht erkennen konnte.
    Dathuel mahnte sich zur Geduld, während er mit leeren Händen dastand, die Arme erneut anwinkelte und mit den Fingern wieder begann, nach dem Werkzeug zu suchen.
    Seit Wochen war er nicht mehr in diesem Sektor von SIAH gewesen. Die Fehlschaltung existierte demnach schon über einen längeren Zeitraum unbemerkt. Er verharrte, konzentrierte sich auf die abtropfende Energie, folgte ihr – und stieß abermals auf Widerstand, der ihn blendete.
    Ein Systemfehler?
    Vielleicht.
    Immerhin hätte er eine kritisch werdende Anreicherung wahrnehmen müssen. Aber davon war nichts zu spüren. Abanathan Seg Dathuels Anspannung wich einem Hauch Fatalismus.
    Tief atmete er durch den gespitzten Mund ein, zählte drei Terzen und stieß die verbrauchte Luft fauchend wieder aus.
    Dieser Moment des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher