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242 - Im Fadenkreuz

242 - Im Fadenkreuz

Titel: 242 - Im Fadenkreuz
Autoren: Jo Zybell und Mia Zorn
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ernst, bedrohlich ernst geradezu. Der Lauf seiner Waffe zielte noch immer auf Matt. »Im Senat konnte ich damals zwar durchsetzen, dass Sie wie ein Angehöriger des Marine Corps zu behandeln wären – und damit galt ihr Fall als interne militärische Angelegenheit –, doch Victor Hymes…«
    »… den Sie ohne Bedenken beseitigt haben…«
    »… Victor Hymes«, fuhr Crow unbeirrt fort, ohne auf die Anklage einzugehen, »hatte etwas dagegen, Sie per Gesetz und Gerichtsentschluss zu entsorgen. Was Sie betrifft, Drax – das erste Mal, dass ich Sie von Angesicht zu Angesicht sah, war zugleich das letzte Mal, dass Sie mir wirklich gefallen haben: Sie steckten hinter Gittern, waren vollkommen durchgeknallt und redeten eine Menge wirres Zeug.«
    »Ja, da war was, warten Sie, Crow…« Matt runzelte die Stirn, legte den Finger an die Schläfe und tat, als würde er angestrengt nachdenken. »Ich glaube, man hatte mich mit irgendwelchen Halluzinogenen vollgepumpt. Zum Glück, muss ich heute sagen, anders hätte ich Ihren impertinenten Auftritt wohl kaum ertragen.«
    »Sie werden noch weinen, Drax, glauben Sie mir!« Crows Miene verdüsterte sich weiter. Ein Pokerspieler, der bluffte, hätte sich kein derart emotionales Mienenspiel erlaubt. Matt fragte sich, ob der General mit seinen Ausführungen keine wirkliche Strategie verfolgte, sondern einfach nur reinen Tisch machen wollte… bevor er ihn erschoss. Seine nächsten Worte sprachen für diese Theorie:
    »Doch zuvor hören Sie noch dieses Geständnis: Sie flohen seinerzeit aus unserem Gefängnis. Als wir Sie verfolgten, fand ich Sie auf der Gleistraße des unterirdischen Zuges, der damals noch zwischen dem Pentagonbunker und dem Weißen Haus verkehrte. Sie standen mit ausgebreiteten Armen auf den Gleisen, der Zug raste auf Sie zu. Und ich… stieß Sie im letzten Moment zur Seite. Ein Fehler, ich gestehe es, ein unverzeihlicher Reflex.«
    »Tja«, sagte Matt. »Kann passieren.«
    Crows Blick bekam etwas Lauerndes. »Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, Commander, doch mich schmerzen persönliche Fehler immer ganz besonders. Vor allem diesen, in jenem März vor acht Jahren, habe ich oft bereut. Denn letztlich kostete er meiner Tochter das Leben.«
    Ah, der Kreis schließt sich, dachte Matt, und sagte laut: »Ich nehme an, Sie werden mir nicht glauben, wenn ich Ihnen sage, dass Lynne Selbstmord begangen hat. Dass sie den Daa’muren entkommen war und wieder in deren Gefangenschaft zu geraten drohte?«
    Für einige Sekunden schwieg Crow. Dann schüttelte er den Kopf. »Sie haben recht, Drax: Ich glaube Ihnen nicht. Lynne hatte meine Stärke und Willenskraft. Sie war niemals suizidgefährdet.«
    Matt verzichtete darauf zu erwähnen, dass die Daa’muren fähig gewesen waren, jeden Charakter zu brechen. Stattdessen schätzte er aufs Neue die Entfernung zwischen sich und dem General. Sieben Meter nur noch. Sollte er es wagen?
    »Nachdem ich Sie auf der Bahnstrecke vor dem sicheren Tod gerettet hatte«, fuhr Crow fort, »machten Sie mit dem weiter, was Sie am besten konnten: eine Menge Ärger zu verursachen.« Als hätte er die Gedanken seines Gegners erraten, wich er drei Schritte zur Seite und lehnte gegen den Rahmen der Zieloptik. »Es fing mit Ihrer Unterstützung der Running Men an, der Rebellentruppe unter diesem verfluchten Mr. Black, ging mit Ihrem Flug zur ISS weiter und endete leider noch lange nicht mit Ihrem Versuch, meiner Expedition an den Kratersee zuvorzukommen. Und wenn Sie mir nicht dazwischen gefunkt hätten, wären die Daa’muren damals vernichtend geschlagen worden…«
    »Fragen Sie sich eigentlich nie, warum ich Ihnen dazwischen gefunkt habe, Crow?« Matt Drax fühlte den alten Ärger in sich aufsteigen. »Weil Sie verflucht noch mal nicht mit offenen Karten gespielt haben! Weil Sie den Eindruck erweckt haben, Ihre Armee aus U-Men, die Sie Miki Takeo gestohlen hatten, würde der Allianz in den Rücken fallen! Was hätten Sie strategisches Genie«, er spie Crow die Worte entgegen, »denn in meiner Situation getan? Seelenruhig zugesehen, was der Gegner sonst noch anstellt? Bis alles zu spät ist? Verdammt, Crow: Ja, es war im Rückblick gesehen ein Fehler, die U-Men auf einen Schlag auszuschalten. Aber dass es so weit gekommen ist, war allein Ihre Schuld!«
    Matt atmete schwer. Er hatte sich in Rage geredet – und es tat verdammt noch mal gut, sich den Frust endlich von der Seele zu schaufeln. Auch wenn er Crow damit so provozierte, dass der im nächsten
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