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2415 - Armee der Mikro-Bestien

Titel: 2415 - Armee der Mikro-Bestien
Autoren: Unbekannt
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jetzt will ich endlich frei sein. Frei, verstehst du das?"
    Seine Rechte zuckte vor. Ich fürchtete schon, er würde mich packen und aus dem Sessel zerren, aber dicht vor mir stoppte seine Pranke. Er streckte lediglich zwei Finger aus und stieß mir gegen den Brustkorb. Immer noch hart genug, als wollte er mir die Rippen brechen.
    „Ganymed wird die Zerstörung des Schiffes nicht dulden. Gib es mir, Freund, und dann entscheide dich, ob du mich begleiten willst oder ob sich unsere Wege trennen."
    Innerlich aufgewühlt fragte ich mich, ob die Mikro-Bestien Ganymed folgen würden. Nicht, dass ich davor zurückschreckte, drei Wochen allein in einer dampfenden, von vielfältigem Leben erfüllten Wildnis auszuharren, aber der Gedanke, alles zu verlieren, was ich für den Kampf gegen TRAITOR hatte vorweisen wollen, behagte mir nicht.
    Ich hob beide Hände. Mit aller Kraft drückte ich Ganymeds Pranke beiseite.
    „Ich hoffe für dich, mein Freund, dass du nicht in den Tod fliegst!", sagte ich und erhob mich aus dem Kommandosessel.
    Die Mikro-Bestien wichen vor mir zur Seite, als ich die Zentrale verließ.
    „Rwa!", erklang es dumpf hinter mir.
    Ich hatte gerade das Schott erreicht. „Ich habe stets in Käfigen gelebt. Wenn mir erst der Tod die Freiheit gibt, wähle ich den Tod."
    Ich wandte mich um. Ganymed hatte sich über das Hufeisenpult gebeugt und besitzergreifend alle vier Arme darüber ausgebreitet.
    Er hatte seine Entscheidung getroffen – und ich die meine.
     
    *
     
    Die Sonne stand hinter schnell treibenden düsteren Wolkenbänken verborgen. Nur hin und wieder brach sich eine gleißende Lichtflut für wenige Momente Bahn. Dann erschien es mir, als würde das vielfältige Stimmenkonzert des Dschungels zum urgewaltigen Chor anschwellen. Ein Lied der Freiheit, das hoffentlich auch Ganymed und die Mikro-Bestien erreichte, die mit ihm aufgebrochen waren.
    Sie hatten Träume wie ich. In ihnen konnte nicht nur Böses verwurzelt sein.
    Mein Blick glitt über die Lichtung und die dunkel und geheimnisvoll aufwachsende Wand des Dschungels. Mit dröhnender Stimme trieb Senego Trainz seine Leute an. Es galt, Verstecke im Unterholz zu finden und auszubauen, vielleicht sogar ein provisorisches Dorf unter dem dichten Dschungeldach zu errichten.
    Vor wenigen Minuten hatte die GAIR IV abgehoben. Ich glaubte nicht, dass ich Ganymed und die mehr als hundert Mikro-Bestien, die ihn begleiteten, jemals wiedersehen würde.
    Aber die Awour würden kommen. Im Schutz von Dunkelfeldern, die sie für uns unsichtbar machten.
    Es wurde Zeit, dass wir uns in den Dschungel zurückzogen. Vielleicht senkte sich schon in dieser Sekunde ein Traitank auf die Lichtung herab, und wir sahen ihn nur nicht.
     
    *
     
    Es schmerzte Ganymed, Rwa Dauton zu verlassen.
    Es war eine neue Erfahrung für ihn, ein Wesen zu kennen, das er gerne sah, dessen Wissen und Ansichten er lieber sofort als morgen erst analysiert und für sich selbst verwertet hätte.
    Der schwache Mensch, erkannte er, würde ihm fehlen. Zum ersten Mal in seinem Leben konnte Ganymed so etwas behaupten.
    Die Dschungelwelt war in der optischen Erfassung schon zu einer winzigen schmalen Sichel zusammengeschrumpft.
    In wenigen Augenblicken würde sie völlig verschwunden sein.
    Die GAIR IV flog bereits mit halber Lichtgeschwindigkeit. Ganymed bereitete das erste Überlichtmanöver vor.
    Sein Ziel?
    Er überließ es dem Zufall. Vor ihm lag eine Galaxis mit Milliarden Sonnen. Er hatte nicht die Absicht, auf irgendeiner Welt zu landen. Noch bot ihm der Weltraum eine verlockende Freiheit, die er auskosten würde.
    ... immer auf der Flucht vor den Jägern der Kolonne. Ganymed ignorierte die Mahnung seines Planhirns. Solange er floh, spürte er wenigstens, dass er lebte. In einem Käfig gab es solche Gefühle nicht – dort wuchs nur Hass.
    Die Ortung schreckte ihn auf. Elf Reflexe zählte er.
    Traitanks!
    Sie flogen im Schutz ihrer Dunkelschirme.
    Für einen Moment weigerte sich Ganymed, das Bild zu akzeptieren. Aber Rwa Dauton hatte gesagt, dass die Awour kommen würden. Sie waren schon da, und sie folgten dem kleinen Diskus und schlossen schnell auf.
    Ich hätte auf dich hören sollen, mein Freund. Bitternis ergriff von Ganymed Besitz. Von uns beiden verfügst du doch über die größere Erfahrung.
    Nun war es zu spät. Selbst wenn er die Dunkelkapsel in den Hyperraum zwang, die Awour würde er nicht mehr abschütteln können.
    Seine Flucht war zu Ende.
    Der Rausch der Freiheit –
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