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2415 - Armee der Mikro-Bestien

Titel: 2415 - Armee der Mikro-Bestien
Autoren: Unbekannt
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zwischen uns hatte mir extreme Einblicke erlaubt. Oft nur für Sekunden, hin und wieder auch länger. Ich würde nicht so weit gehen zu behaupten, dass ich die Kolonnen-Technik verstand, aber ich konnte sie bedienen.
    Aber ich durfte mich keinesfalls darauf verlassen, dass ich damit gegen alle Eventualitäten gewappnet war.
    Das Überwachungssystem vermittelte mir Eindrücke, als stünde ich mitten im Geschehen. Ich sprang von Etage zu Etage und schaute mich um. In den oberen Bereichen gab es keine Zerstörungen.
    Dort lagerten die Tanks mit den Mikro-Bestien. Einige tausend mussten es sein.
    Eine Armee! Nicht eine Sekunde lang zweifelte ich daran, dass es möglich sein konnte, mithilfe dieser Wesen die Skapalm-Bark zu erobern.
    Alle Bedenken schob ich in dem Moment weit von mir. Das war die einzige Chance, die sich mir bot, und ich ließ sie mir nicht von moralischen Skrupeln kaputt machen. Darüber würde ich mir den Kopf zerbrechen können, wenn ich es geschafft hatte. An meiner Stelle hätte kein Kolonnen-Anatom auch nur gezögert.
    Ich musste dieses Heer von Mikro-Bestien an mich binden. Entweder – oder; so einfach war der Krieg nicht.
    Meine Hände berührten vielfältige Schaltelemente, aber nichts geschah.
     
    *
     
    Ich hatte geglaubt, es geschafft zu haben. Nun stürzte ich ab. Tiefer, als ich zuvor schon gefallen war.
    Du hast keine Chance, Roi, erkannte ich. Was bist du schon anderes als ein armseliger Wurm in einer dreidimensionalen Welt? Du kannst dich aufbäumen, aber damit wirst du keine neue Dimension erobern, du wirst sie nicht einmal begreifen. TRAITOR hingegen bewegt sich zwischen den Universen.
    Meine Konzentration war verflogen.
    Anstatt mich weiter auf die Mikro-Bestien zu konzentrieren, sah ich wieder den lang gestreckten Korridor, durch den ich mich eben erst bewegt hatte.
    Dort gab es keine Konservierungstanks, eigentlich nichts, was mich interessierte.
    Aber alles sträubte sich in mir, die Peripherie zu verlassen.
    Sekunden später entdeckte ich sie.
    Tausende leerer, geöffneter Tanks. Und davor: Mor’Daer. Oder Wesen, die ungefähr so aussahen wie diese, im Phänotyp nur um Winzigkeiten verändert – nur für jene offensichtlich, die die Kolonnen-Soldaten gut kannten.
    Ein neues Zuchtexperiment der Anatomen? Was zeichnete diese Truppen aus?
    Ich vermochte nicht auf die entsprechenden Dateien zuzugreifen. Aber es blieb mir wahrscheinlich keine Zeit mehr für Nachforschungen – sobald diese neuen Mor’Daer ausgerüstet waren, würden sie über Ganymed und mich herfallen. Wir brauchten Unterstützung!
    Ich verschmolz beinahe mit den Programmelementen. Ohne darüber nachzudenken, als hätte ich nie etwas anderes getan. In dem Moment, in dem ich handeln musste, wusste ich, was zu tun war. Obwohl ich die Schaltungen bestimmt nicht hätte nachvollziehen können. Wie man einen auswendig gelernten Text fehlerfrei herunterrattert, aber sobald man bewusst darüber nachdenkt, ins Stocken gerät und schließlich völlig den Faden verliert.
    Ganymed musste eingreifen!
    Dreimal wechselte ich blitzschnell die Position innerhalb der verschlungenen Räumlichkeiten des Magazins.
    Offensichtlich hatte sich ein Kolonnen-Anatom zwischen wuchtigen Tanks verborgen gehalten und die Makro-Bestie aus dem Hinterhalt angegriffen. Ganymed nahm dem Toten soeben dessen Waffe ab. Er schaute mich dabei geradewegs an, aber er sah mich nicht.
    Er kann mich nicht sehen! Natürlich nicht. Fast hätte ich mich von der perfekten Illusion täuschen lassen.
    „Mor’Daer sind aufgeweckt worden!", warnte ich. „Sie machen sich kampfbereit!"
    Ganymed fuhr hoch. Er fletschte die Zähne, dann hetzte er davon. Ich konnte gerade noch erkennen, dass ein holografisches Segment verwehte. Offensichtlich hatte ich ihm zugleich einen brauchbaren Datensatz übermittelt.
    Im nächsten Moment stand ich wieder vor den Konservierungstanks der Mikro-Bestien. Das Gefühl kühler Berührung, als meine Finger über die transparenten Flächen hinwegglitten, war täuschend echt. Jede Unebenheit registrierte ich, während sich die energetischen Schaltflächen vor mir in eine stilisierte Wiedergabe der Tanks verwandelten.
    Ich spürte den Verknüpfungen nach und ertastete immer mehr Details. Als würde ich von energetischen Strömen aufgesogen und mitgerissen. Für einen Moment war ich versucht zu glauben, dass sich die Woolver-Zwillinge einst so gefühlt hatten, wenn sie in körperlosem Zustand entlang vielfältiger Energiebahnen gereist
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