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2405 - Pakt gegen das Chaos

Titel: 2405 - Pakt gegen das Chaos
Autoren: Unbekannt
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ihren Weg nachvollzog und sie mit allem versorgte, was sie an Input brauchte.
    Sie hatte den Knotenpunkt verlassen und war wieder ins Lüftungssystem eingestiegen, den Weg also, den Diebe und Einbrecher in der technischen Welt nicht nur der Menschen seit Ewigkeiten gingen. Was sie von ihnen unterschied, was sie ganz einfach besser machte, war ihr schier übermenschliches Geschick.
    Die Exartistin besaß nicht nur einen anderen, besser geeigneten Körper als die Laosoor, sie verstand ihn auch einzusetzen. Mondra schlich und kletterte, kroch, ließ sich fallen, klebte an Wänden, löste sich wie ein Schatten, war lautlos und drang wie ein feiner Nebel aus Intuition und Entschlossenheit weiter vor, immer tiefer ins Innere des Mark-Kastells hinein, in dessen „Verdauungssystem" sie ein Fremdkörper war, der es verstand, sich bestens zu tarnen.
    Limbox dirigierte sie oder wusste Rat, wenn sie einmal ins Stocken kam. Er steuerte sie aus der Ferne, registrierte all ihre Bewegungen und ihr Vorrücken. Sie stellte sich vor, dass sie auf seinem Bildschirm ein leuchtender Punkt in einem Wirrwarr aus Gängen und Schächten war. Sie hatte Kontakt, zwar nicht immer und überall, sondern nur von ganz bestimmten, vorher gemeinsam festgelegten Punkten aus, aber sie arbeiteten zusammen, und sie hatte das wertvolle Gefühl, allein und dennoch nicht allein zu sein. Limbox war bei ihr – und somit auch Perry.
    Nach weniger als zwei Stunden erreichte die Terranerin das eigentliche Rechenzentrum des Kastells oder vielmehr dessen näheres Umfeld. Es war ein kaltes, grelles, summendes technisches Labyrinth voller geheimnisvoller Flüsterstimmen, Echos und Schatten. Es schien zu leben, aber auch hier war niemand, als sie sich aus den Schächten löste wie ein diffuser Nebel, der die Räumlichkeiten flutete. Sie bewegte sich lautlos, war für einen Moment ohne richtige Orientierung.
    Es war ihre letzte Gelegenheit zur Umkehr. Um ins eigentliche Zentrum einzudringen, würde sie eine Klappe benutzen müssen, die sich nur in eine Richtung öffnen ließ. Dies war das Letzte, was kalkulierbar gewesen war. Hinter ihr lag ein Weg ins Niemandsland der Unwägbarkeiten, mit der hundertfach vervielfachten Chance auf einen schnellen oder langsamen, auf alle Fälle aber endgültigen Tod ...
    Wenn sie weiterkommen und ihren Auftrag erfüllen wollte, würde sie von jetzt an improvisieren müssen. Bis zu diesem Schritt war alles klar planbar gewesen. Nun würde sie schnelle Entscheidungen treffen müssen, und nur eine einzige falsche konnte das Ende bedeuten – ihr eigenes und das aller Hoffnungen.
    Ihr Hals tat weh. Dort, wo die Schlinge saß ...
    Sie ignorierte es. Es war normal!
    Mondra Diamond nickte grimmig und floss auf die Klappe zu, hinter der alles möglich war und alles offen. Doch es gab nur diesen einen Weg. Im Leben bekam man nichts einfach so geschenkt. Man ging Risiken ein, gewann ... oder verlor.
     
    *
     
    „Glück" ... natürlich hatte sie darauf gehofft. Wer seine Existenz bestritt, war in ihren Augen ein Narr. Es gehörte zu ihrem Job, vielleicht hatte sie es auch abonniert, für eine Zeitspanne, die sie selbst nicht kannte.
    Als sie die Laosoor in ihrem Entmüdungsbecken planschen und sich austoben sah, wusste sie, dass ihr Glück sie offenbar noch nicht verlassen hatte.
    Natürlich gab es Wachen im Rechenzentrum. Mondra und Limbox hatten es gewusst und sich so gut wie möglich darauf einzustellen versucht. Allerdings waren ihre Überlegungen dahingehend gewesen, wie sie von ihnen unbemerkt weiterkommen konnte.
    Keiner von ihnen hatte daran gedacht, sich ausgerechnet die Laosoor zunutze zu machen, die für den Schutz ihres Allerheiligsten hier waren – und nicht zu dessen Schaden.
    Es ging darum, dass sie sich direkt in gewisse Abläufe des Mark-Kastells einklinken und, nach Möglichkeit, diese auch von außen steuern konnte.
    Dann erst wäre die erste Phase des Unterfangens sinnvoll abgeschlossen.
    Mondra hatte nicht mehr und nicht weniger zu tun, als dem Rest ihrer kleinen Truppe die Möglichkeit zu verschaffen, die Sperren des Kastells zu knacken und ebenfalls einzudringen.
    Als sie die Laosoor sah, wusste sie, was sie zu tun hatte.
    Das Rechenzentrum war nicht tot – alles andere als das. Sie war lediglich an einer Stelle „hineingekommen", an der sie für ihre ersten Schritte relativ sicher vor Entdeckung sein konnte.
    Dann hatte sie die Klappe durchstoßen, und alles war anders gewesen.
    Das Zentrum war eine kleine Welt
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