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24 kurze Albträume (German Edition)

24 kurze Albträume (German Edition)

Titel: 24 kurze Albträume (German Edition)
Autoren: Regina Schleheck , Oliver Henzler , Michael Rapp , Bernhard Giersche
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alt.« »Ich bin doch erst sechs Jah­re alt «, äff­te John­ny sie nach. »Los, So­phie! Komm! Wir tan­zen! Lass uns ein bis­schen Spaß ha­ben!« Mit ei­nem Male fürch­te­te sich So­phie vor ih­rem großen Freund. »Bring mich nach Hau­se. Bit­te. Mei­ne Mut­ter wird sich Sor­gen ma­chen.« »Ein klei­nes Tänz­chen nur. Und dann bring ich dich zu Mami. Ver­spro­chen.« Schwan­kend kam John­ny auf sie zu. Sie konn­te sein Ge­sicht nicht mehr deut­lich er­ken­nen, und er mach­te ihr Angst. Aber John­ny war doch ihr Freund.
    Es war schon fast ganz  dun­kel ge­wor­den. So­phie hör­te ein Auto auf der Straße vor­bei­fah­ren. Die Schein­wer­fer schie­nen hell durch das große Fens­ter und war­fen John­nys Schat­ten an die Wand. Und da sah sie es! Sein Schat­ten. Sein Schat­ten war falsch. Das da war nicht John­ny! Es sah aus wie John­ny, aber er war es nicht. » Na los, So­phie! Komm schon! Nur ein klei­nes Tänz­chen.« Das We­sen hat­te die Arme aus­ge­streckt und kam ihr la­chend im­mer näher. So­phie nahm al­len Mut zu­sam­men und husch­te an John­ny vor­bei aus dem Zim­mer. Es war dun­kel, und er war be­trun­ken. Viel­leicht konn­te sie sich vor ihm vers­tecken. So­phie schlich zur Kü­che. » Hey So­phie! Wo bist du? Komm schon! War doch al­les nur Spaß. Komm! Ich brin­ge dich nach Hau­se.« So­phie kroch in das Schränk­chen un­ter der al­ten Spüle. Sie mach­te sich ganz klein und zog die Schrank­tür von in­nen zu. » So­phie! Los! Komm raus! Zeig dich! Ich brin­ge dich nach Hau­se.« John­nys Stim­me klang jetzt rau und un­ge­dul­dig. Nein! Sie wür­de ganz bes­timmt nicht aus ih­rem Vers­teck kom­men! Durch das Schlüs­sel­loch konn­te sie John­ny in der Kü­chen­tür ste­hen se­hen. Wie­der kam ein Auto und wie­der war­fen die Schein­wer­fer John­nys Schat­ten an die Wand. Sie dach­te an die Ge­schich­te vom Wolf und den sie­ben Geißlein. Ganz bes­timmt wür­de sie nicht aus ih­rem Vers­teck kom­men! Es war ihr ge­lun­gen, das klei­ne Schränk­chen von in­nen zu ver­rie­geln. John­ny ver­such­te, es zu öff­nen. So­phie hielt den Atem an. Ihr wur­de fast schlecht vor Angst. Dann ent­fern­ten sich sei­ne Schrit­te. Sie hör­te ihn durch das Haus ru­fen. Dass sie nicht al­bern sein sol­le und end­lich zu ihm kom­men sol­le, weil sie doch alle nach Hau­se ge­hen woll­ten. Aber So­phie blieb in ih­rem Vers­teck. Nur das sieb­te Geißlein im Uh­ren­kas­ten hat­te über­lebt. Sie wür­de nicht her­aus kom­men! Sie hat­te sei­nen Schat­ten ge­se­hen!
     Dick war bes­timmt schon auf dem Heim­weg, und zu Hau­se wür­de er al­les erzählen, und dann wür­de ihre Mama kom­men und sie ho­len. So lan­ge wür­de sie in dem Schränk­chen blei­ben wie das klei­ne Geißlein im Uh­ren­kas­ten.
     
    Schrit­te weck­ten sie. Sie hör­te die Stim­me ih­rer Mut­ter, die ih­ren Na­men rief. »Hier bin ich!« ant­wor­te­te So­phie der Stim­me »Hier! Im Uh­ren­kas­ten!« Sie hat­te al­les rich­tig ge­macht. Sie war in ih­rem Vers­teck ge­blie­ben. Und sie hat­te Recht ge­habt. Dick hat­te zu­hau­se al­les erzählt. Dann wa­ren sie ge­kom­men, hat­ten die Haus­tür auf­ge­bro­chen und sie ge­fun­den. »Ich habe mich ge­fürch­tet. Ein­fach so. Des­halb habe ich mich vers­teckt«, erzähl­te So­phie ih­rer Mut­ter. Ei­ni­ge Tage später kam eine Po­li­zis­tin. Sie frag­te nach John­ny. Er sei doch mit ihr in dem Haus ge­we­sen. Ob sie sich er­in­nern kön­ne, wann sie ihn zu­letzt ge­se­hen habe. Und So­phie erzähl­te, dass John­ny in die Kü­che ge­gan­gen war, um nach et­was Trink­ba­rem zu su­chen. Und dass er nicht zu­rück­ge­kom­men sei. Sie erzähl­te nichts von dem bö­sen Schat­ten. John­ny war ihr Freund. Sie wür­de ihn nicht ver­ra­ten. Und ei­gent­lich, da war So­phie sich ganz si­cher, war es nicht John­ny, der aus der Kü­che zu­rück­ge­kom­men war und ihr sol­che Angst ge­macht hat­te.
     
     

Ka­rin Ja­kob
     
    Zum Aus­klang
     
    Sie ha­ben nun 24 Alp­träu­me er­lebt. 24 Mal ha­ben Sie sich mit den Ängs­ten der Mensch­heit aus­ein­an­der­ge­setzt, aber ei­gent­lich war es gar nicht so schlimm, oder? Schließ­lich ist das hier nur ein Buch. Ein Hau­fen Un­fug. Flüche, dä­mo­ni­sche Schat­ten, le­ben­dig
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