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2394 - Hyperraum-Nomaden

Titel: 2394 - Hyperraum-Nomaden
Autoren: Unbekannt
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Traktorstrahls drei geplatzte Raumanzüge auf, die er in hastig ausgeschleuste Behälter steckte und dann an Bord holte.
    In den Anzügen humanoiden Zuschnitts fanden sich Gewebereste - voraussichtlich von Lemurern. Die Medos entnahmen Proben und führten eine Schnellanalyse der Zellkerne und der Zellstruktur durch. Sie extrahierten intaktes genetisches Material, das sie auf dem Rückweg zum Treffpunkt analysierten. „Das Untersuchungsergebnis ist positiv", meldete der Inkub der Medostation wenig später. „Die drei Wesen gehören zur selben Spezies. In ihrem Zellmaterial existieren inaktive spheroide Gene."
    Ein Irrtum war ausgeschlossen. Die ursprünglichen genetischen Strukturen der Anakonen und der Sphero kannte zwar niemand, aber die derzeitige anakonenvermischte DNS der Sphero war bekannt. Sie konnten sie in fremden Zellen zweifelsfrei nachweisen. „Die Lemurer also!" Morian Kinnaird schöpfte neue Hoffnung. „Zumindest die Lemurer, womöglich auch andere Völker."
    Er wandte sich an den Steuer-Inkub des Schiffes. „Wir kehren umgehend in die Heimat zurück und stellen neue Suchgruppen zusammen. Je breiter die Basis für unsere Arbeit, desto besser."
    Immerhin ging es um nichts weniger als um das Überleben des eigenen Volkes.
    Wenn sie sich nicht beeilten, kamen sie bei den Lemurern allerdings zu spät. Den jüngsten Funksprüchen nach zu urteilen, hatten die Bestien bereits 58 Tamanien in diesem Spiralarm Ammanduls vernichtet
     
    8.
     
    Abschied
     
    Atemlos erreichte Morian die Medostation.
    Der Inkub öffnete ihm, zeigte ihm den schnellsten Weg bis zum Intensivtrakt.
    Niemand war hier, es gab keine Kranken in dieser Station bis auf eine. Schon von draußen konnte er durch die transparente Wand die geliebte Frau sehen. Sie saß halb aufgerichtet auf ihrem Lager, hielt sich mit einer Decke warm. Im Nacken sah er die silberne Medoqualle, die ihren Organismus stärkte und einen Kreislaufkollaps verhinderte. „Erilyn!"
    Sie sah auf, lächelte, ein beruhigendes Lächeln, aber dann war er durch die Tür und blickte in ihre Augen, sah die Leere, diesen endlosen Abgrund - und fing an zu schluchzen. Er kniete neben ihr, nahm sie in den Arm...
    Sie trösteten sich gegenseitig die ganze Nacht durch. Irgendwann schliefen sie aneinandergelehnt ein, aber Morian hatte Albträume, sah Bestien, die ihm sein Kind entrissen und es zerfetzten. Er wachte schreiend auf, alarmierte dadurch die Medoroboter und hatte wenig später auch eine Qualle im Nacken sitzen. Danach fühlte er sich besser. „Es hat nicht sein sollen", flüsterte Erilyn Shirde, als die Sonne aufging und ihre ersten Strahlen in den Turm schickte. „Unser Kind kam viel zu früh auf die Welt, und es war nicht lebensfähig. Es war schon tot, als es geboren wurde."
    Es klang fast wissenschaftlich nüchtern, als sie es sagte, aber sie zitterte dabei, und er begriff, dass sie sich einen Schutzpanzer gebaut hatte, um nicht zu verzweifeln. „Es hat sein sollen", widersprach er, doch ihm fehlten die Kraft und der Glaube an die eigenen Worte. Was, wenn es ein Zeichen gewesen war? Was, wenn ihr Kind für die Hoffnung der Sphero stand? In den Spektralen Inselstaaten gab es keine andere Sphero, die ein Kind erwartete. Die Perspektive für die Zukunft konnte trostloser nicht sein. Er, Morian Kinnaird, würde möglicherweise der letztgeborene Sphero sein. In spätestens dreitausend Jahren würde sein Volk ausgestorben sein.
    Was nützte es da noch, wenn sie sich den Gefahren in Ammandul aussetzten?
    In diesen Morgenstunden verlor Kinnaird auch den letzten Funken Hoffnung. Am besten war, sie würden den Inneren Kreis vom Rest der Spektralen Inselstaaten isolieren und die Herrschaft über das Gebilde den Assoziierten überlassen. Aber was kam danach? Würden diese so unterschiedlichen Völker in der Lage sein, den Frieden zu erhalten? Oder würden sie um die Spektrale Technik kämpfen und Chaos hervorrufen?
    Niemand wusste es. „Du bist der Transfermeister", sagte Erilyn Shirde plötzlich. Die vornehme Blässe war in ihr Gesicht zurückgekehrt, es sah nicht mehr aufgedunsen aus wie noch am Abend zuvor. „Du wirst darüber entscheiden, wie unsere Zukunft aussieht."
    „Ja", murmelte er. „Natürlich werde ich das. Sobald die Zeit der Trauer vorüber ist."
    Er redete sich ein, dass man es einem Einzelnen gar nicht zumuten konnte, eine solche Entscheidung zu treffen. Wenn, dann sollten alle Sphero darüber entscheiden, denn sie mussten die Zukunft alle ertragen.
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