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2394 - Hyperraum-Nomaden

Titel: 2394 - Hyperraum-Nomaden
Autoren: Unbekannt
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anderes.
    Morian schloss zu dem Feuerwagen auf, der langsam nach vorn kippte. Das Schiffchen aus Schilf rutschte ins Wasser, schaukelte ein wenig und trieb mit einem lauen Wind nach Westen. Während der Feuerwagen aufwärts stieg und zum Turm zurückflog, sang Kinnaird das Lied der letzten Reise. Der Wind trieb es hinter dem Schiffchen her, überholte es und eilte ihm voraus, einem fernen Horizont entgegen, der irgendwo in weiter Ferne hinter dem Schmiegeschirm liegen mochte.
    Der neue Transfermeister sang alle elf Strophen, und er sah zu, wie sich das Schilf nach und nach vollsog, immer tiefer im Wasser lag und dann langsam versank. „Gute Reise!", wünschte Morian Kinnaird.
    Er stützte sich auf das Geländer der Scheibe, starrte auf die letzten Strudel und vergegenwärtigte sich erneut in aller Eindringlichkeit, dass er jetzt an der Stelle von Kaith Odonnue die Spektralen Inselstaaten steuerte. Er setzte den Kurs, er bestimmte das Leben in dieser riesigen Blase mit ihren 67 Sonnensystemen.
    Kurs setzen – wohin?
    Dorthin, wo es Anakonen gab. Aber wo?
    Würden sie es irgendwann herausfinden?
     
    *
     
    Erilyn Shirdes Wohnung lag in der zehnten Etage unter der Plattform, eine Tür unter einem Dutzend anderer. Sie enthielt kein Hologramm, er fand keine Namensgravur, rein gar nichts.
    Ehe er es wagte, anzuklopfen oder den Türsummer zu betätigen, ging Morian mehrmals im Korridor hin und her. Er war froh, dass sich kein anderer Sphero blicken ließ. Endlich nahm er all seinen Mut zusammen und klopfte leise.
    Bange Momente verstrichen.
    Dann glitt die Tür zur Seite, dahinter lag ein Korridor mit mehreren offenen Zimmern. Morian rieb sich verwundert die Nase. Die Einrichtung war nicht ganz das, was er erwartet hatte. An den Wänden hingen bunte Hologramme, in den Ecken lümmelten sich zahlreiche Nachbildungen exotischer Tiere. Von der Decke baumelten Traumfänger, wie es sie in Gorkwaisch in jeder Wohnung gegeben hatte. Ein paar Stiefel lagen mitten im Flur, an einem Haken zappelte eines dieser Mobiles, die auf den kleinsten Luftzug reagierten. „Ich wollte nicht stören", sagte Morian.
    „Komm herein!", hörte er die Antwort von ganz hinten.
    Es war ihre Stimme, zweifellos.
    Kinnaird trat ein, und beinahe sogleich summte ein kugelförmiges Gebilde über seinem Kopf eine kurze Melodie. Die Oberfläche der Kugel war über und über mit Federn beklebt, und an der Unterseite hing als Stabilisator eine gestreifte Schlange mit leuchtenden Punkten.
    Der Transfermeister ging weiter. Er hörte Schritte, die Inhaberin der Wohnung kam ihm entgegen.
    Sie war es. Verwundert wanderte sein Blick zwischen dem Korridorschmuck und ihr hin und her.
    So kann man sich täuschen!, dachte er verblüfft. Nach außen wirkt sie wissenschaftlich streng bis ins Mark.
    Privat ist sie alles andere als das.
    Wieder knisterte es in seinem Kopf und seinem ganzen Körper. Früher hatte er vor ihr Hochachtung empfunden, mehr nicht.
    Seit der Begegnung im Kuppelsaal am Sarkophag Odonnues wusste er es besser.
    Sie waren füreinander bestimmt, der Grabmeister und die 450 Jahre ältere Biogenetikerin.
    Umständlich nestelte er in den Taschen seines Umhangs, die plötzlich ein Eigenleben zu entwickeln und seinen Händen auszuweichen schienen. Endlich gelang es ihm, den wertvollen Kristall aus der Sammlung seines Pflegevaters zu erhaschen. „Wenn du erlaubst!" Er überreichte ihr das Geschenk. Sie nahm es mit leuchtenden Augen entgegen. „Ein sehr seltener Kristall, ich danke dir."
    Sie hielt ihn gegen das Licht, drehte ihm ein paarmal hin und her. „Er stammt aus den Harozan-Bergen Namech'Coriens."
    Morian nickte, nur halb überrascht, dass sie sofort wusste, womit sie es zu tun hatte.
    Erilyn Shirde ging ihm voraus in das Ruhezimmer. Als er eintrat, standen sie einander so nah gegenüber wie im Kuppelsaal. Das Knistern verstärkte sich.
    Im gedämpften Licht sandten die beiden Mnexion-Stirnkreise grelle Lichtblitze aus.
    Sie taten es im selben Rhythmus und mit derselben Intensität. Wenn es für die beiden Sphero noch irgendeinen Zweifel gegeben hätte, wäre er spätestens jetzt ausgeräumt worden. „Vergessen wir unsere Arbeit und unsere Probleme für den Rest des Tages und der Nacht", sagte sie mit einem Vibrieren in der Stimme, bei dem es ihm heiß den Rücken hinablief. Sie zog ihn auf die Kissen.
    Sie redeten den ganzen Tag über sich, über private Dinge und über das Leben.
    Anschließend aßen und tranken sie eine Kleinigkeit. Erilyn
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