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239 - An der Pforte des Hades

239 - An der Pforte des Hades

Titel: 239 - An der Pforte des Hades
Autoren: Mia Zorn
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»Meinst du, dein Sebezaan kann uns zu ihnen führen?«
     
    ***
     
    Agat’ol erneuerte die Verbände um die Wundstümpfe an Kor’naks Hand. Die Säbelzahn-Bestie hatte ihm einige Flossenfinger abgebissen.
    Der Verlust seiner Finger hatte den Hass des Drachenmeisters auf Agat’ol aufs Neue geschürt. Jede Bewegung des Hydriten bedachte er mit einem vernichtenden Blick. Als Agat’ol seine Arbeit beendet hatte, wickelte sich Kor’nak in eine Decke ein und legte sich in den hintersten Winkel der Transporterkabine. »Ich schwöre beim Drachengrund: Bevor eines dieser Monster Gelegenheit bekommt, mich zu fressen, werde ich dich töten. Bete also, dass Crow uns vor ihnen findet!« Als Warnung, nichts Unüberlegtes zu tun, zeigte er Agat’ol das Messer, das er ihm gestern nach dem Angriff des Sebezaans wieder abgenommen hatte. Dann schloss er die Augen.
    Agat’ol lehnte sich erschöpft gegen den umgekippten Pilotensitz. Er war die ständigen Drohungen des Mar’os-Kriegers leid. Außerdem hatte er in der vergangenen Nacht kein Auge zugetan. Die entsetzliche Angst, der Sebezaan oder die Fischmutanten könnten zurückkehren, saß ihm auch jetzt noch in den Knochen. Sein Blick glitt müde über die zerbrochene und nur notdürftig verbarrikadierte Frontscheibe, durch die Eiseskälte drang. Er kroch vor, um die verrutschte Abdeckung zurechtzurücken. Draußen hatte der Sturm nachgelassen und endlich war etwas wie Tageslicht zu sehen. Trotzdem war an Flucht nicht zu denken. Ohne Waffen war er der Wildnis schutzlos ausgeliefert, und so kraftlos, wie er war, würde er nicht einmal für etwas Essbares sorgen können. Hier drinnen blühte ihm auch nichts Besseres. Seine Situation war mehr als aussichtslos.
    Plötzlich glaubte er in der Ferne Stimmen zu hören. Hoffnung keimte in ihm auf. Doch als er über die Abdeckung spähte, zerplatzte sie wie eine Seifenblase: Zwanzig Meter von ihrem Transporter entfernt tauchte hinter einer Schneekuppe der Kopf eines Sebezaans auf. Agat’ol duckte sich blitzschnell. Das ist das Ende, dachte er, das ist das Ende.
    Doch dann waren wieder die Stimmen zu hören. Stimmen von Lungenatmern. Ungläubig richtete sich Agat’ol auf und spähte erneut über die Abdeckung. Der Sebezaan hatte inzwischen die Kuppe überquert. Erst jetzt erkannte Agat’ol, dass er einen Schlitten hinter sich herzog. Einen sehr großen Schlitten, in dem drei Menschen saßen.
    Nahte dort die Rettung, oder waren es diese Folterknechte, die ihn in ihr Labor zurückholen wollten? Es spielte keine Rolle mehr, denn eine der Gestalten deutete jetzt auf den Transporter. Sie waren entdeckt. Agat’ol hatte keine Kraft mehr zu fliehen. Schicksalsergeben harrte er der Dinge, die da kommen mochten.
    Der Schlitten hielt und zwei der Gestalten näherten sich dem umgekippten Transporter. Der Wind zerrte an ihren Fellumhängen und wischte die Kapuze des einen von dessen blondem Schopf.
    Dem Hydriten verschlug es den Atem, als er in ihm Maddrax erkannte – den Oberflächenkriecher, dem er in Gilam’esh’gad den Kristall gestohlen hatte. Und neben ihm lief seine Gefährtin Aruula.
    Agat’ol wich von der Scheibe zurück. Das Herz hämmerte in seinem schuppigen Brustkorb. Sein doppelter Flossenkamm schien zu glühen. Seine Gedanken überschlugen sich.
    Plötzlich war Kor’nak an seiner Seite. »Was ist da draußen los?«, wollte er wissen. In knappen Worten informierte Agat’ol ihn, wer die beiden Ankömmlinge waren. Er ermahnte ihn eindringlich zu schweigen. »Du verstehst die Sprache der Lungenatmer nicht, aber Maddrax versteht die unsere! Überlass mir das Reden.«
     
    Matt und Aruula gingen vor dem Transporterwrack in die Knie. Ein Blech, das wohl einst als Spindtür gedient hatte, steckte behelfsmäßig in der zerbrochenen Frontscheibe. »Ist da wer?«, rief Matt und drückte dagegen. Gleichzeitig wurde die Barriere von innen umgeklappt. Zwei schuppige Gestalten krochen heraus: Hydriten. Matthew Drax half ihnen auf die Beine.
    Der Kleinere von ihnen begrüßte Aruula und ihn überschwänglich. Er hatte die Größe eines Halbwüchsigen, war aber von kräftiger Statur. Seine Flossenzehen waren zusammengewachsen und aus seinem Kopf ragte ein doppelter Flossenkamm. Rote Schuppen lugten unter seinem dunklen Panzer hervor. Er war wirklich der merkwürdigste Hydrit, den Matt jemals gesehen hatte.
    »Ihr seid Rettung in höchster Not für meinen Freund und mich«, beteuerte er in Englisch. Dabei deutete er auf die Gestalt neben sich:
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