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2382 - Der refaktive Sprung

Titel: 2382 - Der refaktive Sprung
Autoren: Unbekannt
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gewöhnen kannst, damit die Strafe nichts von ihrer Grausamkeit verliert. „... ganz ... ruhig!" 60 Millionen Jahre lebst du mit der ewigen Qual, ohne deine geistige Gesundheit zu verlieren. 60 Millionen Jahre lang bleibst du handlungsfähig und bei Verstand.
    Und dann geschieht das, was du seit 60 Millionen Jahren ersehnst: Das Ysalin Afagour, das dein ewiges Gefängnis darstellt, zerfällt. Die Freiheit ist in greifbare Nähe gerückt.
    Und du verlierst die Herrschaft über dein Denken.
    Warum? Weil 60 Millionen Jahre eine Zeitspanne sind, die kein Lebewesen überdauern kann? Weil in 60 Millionen Jahren jeder Verstand unweigerlich zerrüttet? Oder ... weil du dich in 60 Millionen Jahren dermaßen an die endlose Qual gewöhnt hast, dass du es nun nicht ertragen kannst, sie nicht mehr erdulden zu müssen?
    Oder weil das vergehende Ysalin Afagour dich in den Wahnsinn treibt? Ist das die Rache der Kosmokraten? Haben sie für den Fall vorgesorgt, dass es euch irgendwie gelingen sollte, die Fesseln eurer Kerker abzustreifen? Gönnen sie euch die Freiheit nicht, auch nicht nach 60 Millionen Jahren? „... konzentriere dich ... verstehst du, was ich sage ...?"
    Aber der Wahnsinn ist nicht konstant. Er wallt in dir auf und ab. Er spült dein Denken hinweg und lässt nur blanke Verzweiflung zurück, die Furcht, das zu verlieren, was dich ausmacht, was du eigentlich bist. Doch da sind auch andere Momente, lichte, Sekunden, in denen die Gedanken fließen und die Vernunft zurückkehrt.
    Oder neu entsteht. „...ganz ruhig ... konzentriere dich..."
    Ein Teil deiner selbst hat sich vom Wahnsinn bereits frei gemacht. Und dieser Teil wird auf eine Weise, die du nicht verstehst, immer größer, wenn die absolute Finsternis dich umschließt und du die schlurfenden Geräusche darin hörst, die andere Wesen nur in den Wahnsinn treiben können.
    Oder wenn du die simplen Worte hörst und ihnen zu folgen versuchst, die ein Terraner namens Ikaro Blondall gebetsmühlenartig immer wieder formuliert, die dir Orientierung bieten, solange der Rest deines Geistes schutzlos der wahnsinnig machenden Ausstrahlung des vergehenden Ysalin Afagour ausgesetzt ist. Falls es denn an dieser Substanz liegt...
    Du spürst, dass du dich erholst, aber es geht so langsam vonstatten, so schrecklich langsam. Und den Gesprächsfetzen, die du während deiner lichten Phasen aufschnappst, entnimmst du, das aus einem dir nicht bekannten Grund die Zeit drängt: Du versuchst, nicht daran zu denken, denn du kannst nichts daran ändern, und die Angst der anderen ist nur dazu angetan, die wenigen mühsam errungenen Bruchstücke deines geistigen Gleichgewichts wieder zu erschüttern.
    Du musst warten, warten, während das Ysalin Afagour sich verflüchtigt. Du hoffst darauf, dass die Dunkelheit noch einmal zurückkehrt, doch vergebens.
    Den Schlag, der dich dann trifft, hast du nicht erwarten können. Er hämmert geradezu auf dich ein, aber auf deinen Körper, nicht auf deinen Geist. Du fühlst zum ersten Mal seit einer Ewigkeit wieder einen 'realen Schmerz, nicht den der unendlichen Qual. Er treibt den Wasserstoff und das Ammoniak aus deinem Leib, und du stellst fest, dass du plötzlich wieder atmest. Köstlicher Wasserstoff fließt in deine Lungen, während der Schmerz sich wellenförmig aufbaut, immer stärker wird - und dann wieder abflaut. Dabei stößt du Ammoniak aus, atmest wieder Wasserstoff ein, Ammoniak aus, Wasserstoff ein...
    Du atmest!
    Mit einem Mal wird dir klar, dass sich der größte Teil des restlichen Ysalin Afagour, das dich umschloss, verflüchtigt hat.
    Dieser Schlag ... die Welle, die dich getroffen hat ... ihre Herkunft ist für dich nicht zu erkennen. Aber die Wirkung ist außerordentlich.
    Von einem Atemzug zum nächsten fühlst du dich im Geist völlig klar. Die Fessel, die dein Denken behindert hat, ist von dir abgefallen. Nach 60 Millionen Jahren Gefangenschaft bist du frei!
    Die Beine versagen dir den Dienst, und du stürzt. Du schreist. Wasserstoff fließt in deinen Körper.
    Eine humanoide Gestalt in einem Schutzanzug reißt dich wieder hoch. Es ist Ikaro Blondall, der die Kraftverstärker seines Anzugs aktiviert hat, um dich halten zu können. „Schnell!", übersetzt der Translator seines Anzugs. „Du darfst dich nicht ausruhen!
    Du musst den Quell-Klipper sofort von hier wegbringen, sonst fallen wir der Terminalen Kolonne in die Hände!"
    Dann würdest du die gerade gewonnene Freiheit wieder verlieren oder sogar dein Leben. Das ist dir
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