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2370 - Die Milliardenstadt

Titel: 2370 - Die Milliardenstadt
Autoren: Unbekannt
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vom Roller. Bislang hatte er sich keinen Moment lang den Kopf darüber zerbrochen, wie er in die Stadt gelangen sollte. Seine bisherigen Ausflüge nach Adur Bravuna waren in einem Gleiter erfolgt, der über die Stadtmauern hinweg geglitten und direkt den Ratssitz nahe dem Arkan-See angesteuert hatte.
    Seit Jahren schon war er nicht mehr in diesem Bereich des Quartier Lemurica gewesen. Der Erdboden war durch die Nähe zur Stadt schwer belastet. ,Die Gärtner und Robtrix achteten tunlichst darauf, diesen Bereich lediglich mit anspruchslosen Hecken, Bäumen und Gräsern zu bepflanzen.
    Links von Aheun war ein einfaches Tor in der sonst glatten Mauerfläche der Stadt zu sehen. Ein schmaler Trampelpfad, kaum erkennbar, führte darauf zu. „Dann wollen wir mal", sagte der Ordin-Priester vergnügt, startete seinen Schwergewichtsroller und steuerte das Gefährt die letzten Meter vorwärts. 400 Meter Höhe ...
    Ein abstrakter Begriff gewann immer mehr an Wertigkeit, je Weiter er sich der Stadt näherte. Natürlich besaß die Nordpyramide, in der er den größten Teil seines Lebens zugebracht hatte, gewaltige Ausmaße. Doch in diesem Augenblick fühlte er sich von der Wucht und den Ausmaßen des Steinwerks nahezu erschlagen.
    Aheun hielt wenige Meter vor dem Tor an, wälzte sich vom Roller und ließ sich schwer atmend ins Gras fallen. Sein Herz raste, sein Kreislauf drohte zu kollabieren.
    Der Schatten der Stadtmauer ragte über ihm auf. Der Eindruck, das Mauerwerk kränge weit nach außen, täuschte nicht.
    Immer wieder war in den oberen Bereichen angebaut worden, wie Aheun wusste, um Platz zu schaffen für die stetig wachsende Bevölkerung. Angst, die er hinter sich gelassen geglaubt hatte, raubte ihm den Atem. Was, wenn das alles auf mich stürzt?
    Nur langsam vermochte sich Aheun zu beruhigen.
    Alles ist eine Sache der Perspektive, sagte er sich schließlich. Was aus der Ferne wie ein riesiges Schloss in einem Märchenpark wirkt, bekommt nun den Anschein eines bedrohlichen Molochs. Sobald ich hinter den Stadtmauern bin, wird sich der Eindruck ein weiteres Mal ändern.
    Was sollte er mit dem Schwergewichtsroller anstellen? Er würde ihm in der Stadt möglicherweise gute Dienste erweisen. Aber würde er damit nicht allzu sehr auffallen?
    Es gab so viele Dinge, die es zu bedenken galt, bevor er den endgültigen Schritt vollzog und an die Stätte seiner Geburt zurückkehrte. Der Talar eines Priesters war seinem Unterfangen, sieh hier zu verstecken, ebenso wenig dienlich wie sein gesamtes Erscheinungsbild.
    Was soll's? Ist eh alles egal.
    Er ließ den Roller Roller sein und schritt mit festen Schritten auf das Tor zu. Die von den Mauern ausgestrahlte Kälte schien mehr und mehr zuzunehmen, während er das Atmen, Sprechen, Gehen, Leben von mehr als fünf Milliarden Raphanen zu spüren vermeinte. „ID-Kennung erforderlich", forderte ihn eine unpersönliche Stimme auf, als er das Tor berührte und nach einem Öffnungsmechanismus suchte.
    Aheun zog das Plastikkärtchen Calazi Matmus aus seinem Hüftbeutel und zog es quer durch den Schlitz, der sich seitlich von ihm ausbildete.
    Rumpelnd hob sich das Tor und gewährte einen ersten Blick auf unbekanntes Terrain. Ein Gang, weiß gekalkt und leicht gekrümmt, lud ihn ein, weiterzugehen.
    Ein letzter Blick zurück; auf die Nordpyramide, die sich aus frühabendlichem Nebel erhob; auf die riesigen Getreide- und Obstplantagen westlich davon, denen er seinen Aufstieg in die Phalanx der Ordin-Priester verdankte; auf all das satte Grün und Gelb und Rot der, Pflanzenwelt des Quartier Lemurica. Dann tat er den endgültigen Schritt in ein neues Leben.
     
    *
     
    Der Gang endete in einer Art Halle, mit deren Großzügigkeit Aheun keinesfalls gerechnet hätte. Auch hier ließ sich niemand blicken. Fast schien es so, als wären die Bewohner Adur Bravunas nicht an einem Kontakt mit den Priestern interessiert.
    Stimmen wurden laut, hallten durch die Gänge und erzeugten unterschiedliche Echos. Wohin sollte er sich wenden?
    Die Treppen rechts von ihm hinauf.
    Symbole und Pfeile wiesen auf eine Art Bahn oder ein anderes Fortbewegungsmittel hin. „Kann ich dir helfen?", tönte eine Stimme.
    Aheun schrak zusammen.
    Ein dürres Geschöpf löste sich aus dem Eck neben dem Treppenaufgang. Der Körper, vielleicht zehn Zentimeter breit und stark, reflektierte das Weiß der Mauern. „Ich bin Helferlein-Einsacht", sagte das Geschöpf.. „Normalerweise stehe ich Müttern, die bei der Verlosung gewonnen
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