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2365 - Die Drokarnam-Sphäre

Titel: 2365 - Die Drokarnam-Sphäre
Autoren: Unbekannt
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mein Ich erneut spaltet.
    Es gibt Inday Anuun-Drazin, den sich seiner selbst bewussten Teil meines Bewusstseins, der ebenso in der Drokarnam-Sphäre gefangen ist wie Day-Drazin, das dumpf vor sich hin brütende Monster.
    Monster? Ich gebe mit dieser Wortwahl zu, dass es die einzig richtige Bezeichnung ist.
    Day-Drazin hat nichts mit mir zu tun, es ist das Monster, das meine Seele fressen will.
    Ich darf kein zweites Mal zerstört werden, nicht auch noch vor der Kälte kapitulieren, wie ich mich einst von der Dunkelheit besiegen ließ. Ich muss widerstehen.
    Und es gelingt.
    Weitere Zeit vergeht. Ich nehme es auf einer hyperphysikalischen Ebene wahr.
    Mein Geist, gefangen im Drokarnam, auf ewig in mein Mausoleum eingekerkert, verfügt über spezielle Rezeptoren.
    Vielleicht nenne ich sie besser Verbindungen oder Kontakte zur Dreidimensionalität. Oder ...
    Diese Begriffe ... sie verwirren mich.
    Was ... bedeuten sie? Was ...?
    Es ist so kalt und so dunkel. Bibbernd und blind erkenne ich mit dem letzten bisschen meines Bewusstseins, dass es wieder einmal so weit ist. Day-Drazin übernimmt die Herrschaft.
    Ich vergehe...
     
    *
     
    ... und entstehe.
    Ein steter Wechsel, ein immer gleicher Zyklus. Nichts Neues, nichts Aufregendes, nur noch Monotonie.
    Es gibt keine Fragen mehr, die ich reflektieren könnte.
    Ich habe über alles nachgedacht, worüber ich nachdenken kann. Ich habe Millionen und Milliarden Antworten formuliert, aber ich kann sie niemandem mitteilen. Überhaupt ist die Erinnerung an andere Lebewesen verblasst. Ich sehe meinen alten Körper und weiß, dass die Wucherungen nicht zu ihm gehören, sondern Teil einer Krankheit sind. Aber ich kann mich nicht erinnern, wie mein Leib aussah ohne die Tumoren und Beulen.
    Gab es Lemurer, die diese Verformungen nicht aufwiesen? Es muss wohl so gewesen sein ... theoretisch. Waren sie deswegen schöner als ich, als die sterbliche Hülle Inday Anuun-Drazins?
    Flüchte dich, höre ich die Stimme in mir, flüchte dich ins Vergessen. Du hast dir diese Fragen schon eine Milliarde Mal gestellt. Du wirst keine Antwort finden.
    Aber ehe ich vergehe, spüre ich etwas von so großer Gewalt, dass ich es tagelang nicht wahrzunehmen vermag. Es ist überwältigend, übersteigt mein Fassungsvermögen. Meine Sinne kapitulieren vor der Ungeheuerlichkeit.
    Erst nach Wochen begreife ich es. Ich begreife es im wahrsten Sinn des Wortes; mit Fühlern des Geistes walle ich im Drokarnam - und etwas ist anders. Anders.
    Ein Wort, dessen Bedeutung ich nahezu vergessen habe. Die Monotonie, die ewige Gleichförmigkeit ist vergangen.
    Mein letzter Gedanke: Ich muss es erforschen. Dann vergehe ich und verfluche das Ende des Zyklus
     
    2.
     
    Trim Marath
    21. Oktober 1345 NGZ
     
    „Wir befinden uns also auf der Spur einer Hyperlebensform." Frahen Tines' Stimme war kaum zu verstehen, er richtete die Worte wohl nicht an seine Begleiter. „Einer Kreatur, die im PEW lebt."
    Startac, der neben dem Kampftrainer saß, umklammerte die Lehnen seines Stuhls im Missionsraum des Shifts, als dieser in eine enge Rechtskurve zog und die Absorber nicht allen Druck abfingen. Sie hatten vor wenigen Sekunden ausgeschleust; die Landung auf Kharmuu stand dicht bevor. „Daran kann es keinen Zweifel geben. Ich habe eine Karte erstellt, die beweist, dass Day-Drazin überall dort besonders stark präsent ist, wo sich PEW befindet. Falls es zu einer Kommunikation mit ihm kommen wird - wenn unser Gegner tatsächlich etwas mit diesem Inday Anuun-Drazin zu tun hat und ..."
    „... und wir keinem Phantom hinterherjagen", warf Julitha Brenn ein.
    Startac stockte, und Trim entdeckte. einen Anflug von Ärger in seiner Mimik. „Wenn es sich also nicht um eine zufällige klangliche Übereinstimmung handelt, was durchaus möglich ist, liegt eine einfache Schlussfolgerung nahe. Der lemurische Techniker Inday Anuun-Drazin ist auf irgendeine Weise zu Day-Drazin geworden. Ein körpergebundenes Wesen mutierte zu ..." Startac korrigierte sich. „Das ist der falsche Ausdruck. Er mutierte nicht zu einem übergeordneten Bewusstseinsfeld. Er entwickelte sich dazu, wie auch immer."
    Trim ballte die Hände. „Wir werden das Rätsel lösen."
    „Worauf wolltest du ursprünglich hinaus, Startac?", fragte Captain Lucinda. „Wenn Day-Drazin tatsächlich aus dem lemurischen Techniker hervorgegangen ist, existiert er seit über 55.000 Jahren. Und er hat das Gebiet der zwanzig Sonnen nicht verlassen." Er hob den Arm und streckte den
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