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2365 - Die Drokarnam-Sphäre

Titel: 2365 - Die Drokarnam-Sphäre
Autoren: Unbekannt
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aus und berührte die Stirn des Lemurers mitten auf einer der zahlreichen Wucherungen.
    Im selben Moment schrie er. Seine Augen weiteten sich.
    Zeitsplitter Ich beobachte die Kollaborateure. Sie dringen in meinen Wald ein! In Endoi-Githon, wo für 55 Jahrtausende mein Gefängnis lag. Ich kann ihnen nicht dorthin folgen. Ich will es nicht.
    Schreckliche Angst hindert mich daran.
    Angst, erneut in Gefangenschaft zu geraten. Ich halte mich seit meiner Befreiung von dem Mausoleum fern. Wer weiß, welche Vorgänge mich wieder in die Drokarnam-Sphäre ziehen könnten.
    Zwar fühle ich mich stark und vermute, jederzeit wieder durch den Haarriss flüchten zu können, sollte es geschehen ... aber es gibt keine Garantie dafür. Ich fürchte mich zu sehr, um mich überwinden zu können. Und nun ist es gefährlicher als je zuvor. Was, wenn die Verräter den Riss schließen und mich in die Grabkammer zurücklocken wollen?
    Ich darf dieses Risiko nicht eingehen. Es ist zu gefährlich. Schon der Gedanke lähmt mich. Ich fühle mich in die dunkle, kalte Schreckenszeit zurückversetzt; die wenigen Jahre der Freiheit scheinen mit einem Mal verschwunden zu sein.
    Plötzlich durchfährt mich ein Gedanke puren Entsetzens.
    In der Sphäre liegt nach wie vor mein alter sterblicher Körper, für die Ewigkeit konserviert. Vielleicht sind die Kollaborateure nur deswegen auf dem Weg dorthin. Sie wollen Inday Anuun-Drazins leibliche Überreste als Magnet nutzen, um mich wieder in die Sphäre zu zwingen.
    Womöglich besteht eine Verbindung zwischen diesem Körper und mir; dieses unsichtbare Band könnte mir nun zum Verhängnis werden.
    Das erklärt auch, warum ausgerechnet jener gefährliche Lemurer an Bord des Fluggefährts sitzt, der mich angegriffen hat. Mit Schrecken denke ich an die Nebelgestalt zurück, die er seinen Schwarzen Zwilling nennt. Diese nicht materielle Kreatur hat Zugang zu meiner Existenzebene gefunden und mich verletzt.
    Ich wehrte mich, aber ich war zu schwach, weil ich nicht über dieselbe Aggression und Kampferfahrung verfüge wie dieser Krieger.
    Ich muss die Pläne meiner Feinde vereiteln!
    Aber wenn ich in den Wald gehe und mich der Sphäre nähere, spiele ich ihnen dann nicht in die Hände? Ist es nicht genau das, was sie wollen? Handle ich nicht wie eine Marionette, die an ihren Fäden hängt?
    Es hat keinen Sinn. Ich darf nicht länger zögern. Je später ich eingreife, umso weiter sind ihre Vorbereitungen. gediehen. Jetzt ist die Zeit!
    Ich schicke einen winzigen Teil meines Bewusstseinsfeldes in den Wald, krieche durch die jungen Bäume, über den Felsen, durch das Gestein und den Tunnel, höre ihre Stimmen...
    Sie haben die Sphäre geöffnet. Das Schott, das ich all die Jahrzehntausende nicht betätigen konnte, weil mir die Möglichkeit eines körperlichen Zugriffs verwehrt war, steht halb offen. Fünf Kollaborateure sind in meine Grabkammer eingedrungen.
    Drei von ihnen gaffen meinen Leib an, bereiten wohl das verderbliche Experiment vor, dessen Ziel es ist, mich erneut gefangen zu nehmen. Was planen sie?
    Wollen sie die 5-D-Konstante meines Bewusstseins anpeilen, mich auf hyperphysikalischem Weg zurück in meinen alten Körper zwingen?
    Es gibt eine wichtigere Frage - was immer sie vorhaben, wie kann ich sie hindern?
    Eine Idee entsteht. Ich rechne die Wahrscheinlichkeiten in einem Sekundenbruchteil durch und komme zu dem Ergebnis, dass es gelingen wird. Der Plan basiert auf der Neugierde der Sterblichen.
    Ich ziehe einen großen Teil meines Bewusstseinsfeldes ab, schicke ihn nach Endoi-Githon, riskiere alles und täusche denjenigen, der über die Gabe verfügt, mich zu spüren. Ich simuliere einen Lebensfunken in Inday Anuun-Drazins Leib.
    Damit drehe ich den Spieß um! Nun nutze ich meinen alten Körper, um meine Feinde in die Falle zu führen. Ich muss sie hinhalten, einfach nur etwas Zeit gewinnen, um den großen Schlag gegen sie vorzubereiten.
    Es funktioniert. Der Verräter fällt auf meinen Trick herein. Er glaubt, es liege Leben in der Mumie, streckt die Hand aus und berührt sie.
    In derselben Sekunde erlange ich Zugriff auf seinen Geist und erzähle ihm meine Geschichte. Er erfährt von Inday Anuun-Drazin, dem Drokarnam, meiner Gabe, meinem gesellschaftlichen Aufstieg, der Krankheit, meinem Tod und Überleben, meiner Gefangenschaft, dem Wahnsinn, der Befreiung ...
    Ich überflute sein Gehirn mit Informationen. Er ist überwältigt.
    Normalerweise kann er keine Gedanken empfangen; er ist kein Telepath,
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