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2358 - Pilot der Chaotarchen

Titel: 2358 - Pilot der Chaotarchen
Autoren: Unbekannt
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streikte.
    Sonderte sich ab.
    Hielt vorbereitete Referate nicht.
    Besuchte keine Vorlesungen mehr.
    Blieb den gymnastischen Ertüchtigungsstunden fern.
    Vergrub sich stattdessen in einer windschiefen Hütte, die er während einer seiner Laufrunden unweit eines trüben, von violetten Algen und gelbem Schilf überwucherten Weihers entdeckt hatte.
    Dort, am Waldrand, vertrödelte er seine Tage. Kirmizz unterband willentlich die Nahrungsaufnahme, betrieb auch sonst keine Körperpflege, tat nichts, vegetierte einfach dahin.
    Seltsamerweise schien seine innere Stimme dieses Verhalten zu befürworten, denn sie meldete sich nicht. Er atmete auf.
    Verfrüht, wie sich herausstellen sollte.
    Eines Abends, die verwitterten Bäume rings um den Weiher warfen schon lange, scharf konturierte Schlagschatten, bekam er Besuch. Auf der Anhöhe vor seinem Fenster zeichnete sich im Gegenlicht eine Silhouette ab, dann zwei, zehn, dreißig, fünfzig...
    Einundsiebzig zählte er schließlich.
    Einundsiebzig, was sonst? Nebeneinander schritten sie den Hang herab, auf die Hütte zu.
    Eine metallische Faust klopfte an die Tür.
    Kirmizz rührte sich nicht. „Lass uns ein!", erklang ein schrilles Organ. Siebzigfaches Echo hallte nach. „Mach auf! Wir haben etwas zu bereden.
     
    4.
     
    Lehrkräfte Der mysteriöse Fremde im Züchtigungsapparat stöhnte. Er hatte die Augenlider geschlossen und wirkte geistig weggetreten.
    Auf die Qualen, die ihm Sgisg Rotker mittels der perversen Maschinerie zufügte, reagierte er kaum, und wenn, dann stark zeitversetzt. Was immer in seinem kahlen, blau geäderten Schädel vorging, nahm ihn sichtlich mehr in Beschlag.
    Er war so gut wie ohnmächtig, gefesselt dazu. Dennoch kam es Sgisg nicht in den Sinn, die Situation zu seinen Gunsten auszunutzen.
    Das Versprechen, das er gegeben hatte, musste bedingungslos eingehalten werden, nach präzise ausformulierten Regeln. Sgisg durfte weder die Tortur unterbrechen noch den unheimlichen Hünen allein lassen. Das hatte absoluten Vorrang vor allem anderen.
    Nicht ausdrücklich verboten war ihm hingegen, seine Aufmerksamkeit zu teilen - konkreter: sich selbst. Für die Bewachung und „Betreuung" des Riesen war nun wirklich nicht Sgisgs volle Kapazität nötig. Die Hälfte tat's auch. Sein zweites Ich konnte derweil die Schulden beim Bankhaus begleichen.
    Wenn das erledigt war, würde er Kontakt mit der Brutstätte aufnehmen und einen fabrikneuen Fejl-Welpen ordern. Aber einen von allerbester Qualität.
    Eine zweite Chance! Jetzt erst hatte Sgisg Gelegenheit, sich darüber zu freuen, dass er der Versklavung entgangen und wieder im Geschäft war.
    Dieses Mal, schwor er sich, würde er alles richtig machen. Er hatte aus dem Scheitern des ersten Versuchs seine Lehren gezogen.
    Nochmals würde es solche Anfängerfehler nicht begehen.
    Dieser Rüde würde sich nicht kurz vor Ende der Ausbildung gegen seinen Abrichter auflehnen, ihn überwältigen und das Weite suchen, so wie sein Vorgänger.
    Die Wundnarben spürte Sgisg heute noch, wenn das Wetter' umschlug. Er hoffte inständig, dass das vermaledeite Biest irgendwo da draußen ein übles Schicksal ereilt hatte.
    Nein, der neue Rüde musste ein Siegertyp werden. Er würde die Arenen dominieren und seinem Trainer Ruhm, Ehre und reiche Prämien einbringen. Dann würden sie ihm förmlich die Türen einrennen, das Kartell und die ... andere Seite, und ihn mit Nachfolge-Aufträgen sowie großzügigen Vorschüssen überschütten.
    Er stieß ein vergnügtes Blubbern aus.
    Zuversichtlich, besser gelaunt als seit vielen Tagen, leitete Sgisg Rotker den Prozess der Körperspaltung ein.
     
    *
     
    Gleich wird man dir die Augen öffnen, junger Kirmizz. Ein Geständnis steht dir bevor, eine vieles erhellende Aufklärung.
    Aber gib Acht! Auch wenn deine Gegenüber grundsätzlich guten Willens sind und du ihnen im Wesentlichen trauen darfst, solltest du nicht davon ausgehen, dass sie dir die Wahrheit mitteilen, die volle Wahrheit und nichts als die Wahrheit.
    Selbst wenn sie dies vorhätten - niemand vermag Informationen gänzlich objektiv weiterzugeben, nicht einmal solch extraordinäre Entitäten.
    Also bleib wachsam. Hör dir die Argumente an, sperre dich nicht unverhältnismäßig dagegen. Falls es ihnen gelingen sollte, dich zu überzeugen: Lass es zu.
    Wenn du penibel geprüft hast, was dir an Deutungen angeboten wird: Akzeptiere sie, wenigstens als Arbeitshypothese. - Es ist nicht gut in permanentem Zweifel zu leben. Auf irgendeinem
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