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2343 - Dantyrens Qual

Titel: 2343 - Dantyrens Qual
Autoren: Unbekannt
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aber er hatte keine Macht über seine Muskeln. Überraschend kam sein linker Arm frei. Er hatte große Mühe, ihn zu bewegen, trotzdem schaffte er es. Er tastete über seinen Leib hinweg, spürte seine Rippen, darunter die Bauchdecke, eine leicht erhabene Narbe und dann etwas Glattes, Verhärtetes ... Hornschuppen! So fühlte sich ein Reptil an. Woher er diese Kenntnis bezog, wusste er nicht, sie war einfach da.
    Hektisch tastete er höher und fühlte einen sehnigen, von Hautlappen geprägten Hals, borstige Haare und einen weit vorspringenden, schuppenbedeckten Schädel. So dicht an seiner Seite, als wäre dieser Schädel ein Teil seiner selbst ...
    In der Sekunde begriff Roi Danton.
    Er schrie. Schrie, bis ihm in einem würgenden Hustenanfall der Atem ausging.
    Er wollte sich herumwälzen, aber etwas Entsetzliches hinderte ihn daran, ein Gewicht wie Blei, so schwer, dass er dagegen nicht ankam. Ein anderer Körper klebte an ihm, ein Monstrum...
    Er war nicht mehr allein, nicht mehr nur Danton.
    Er war nicht einmal mehr ein Mensch.
    Bestenfalls ein halber...
    Als seine andere Hälfte grässlich zischende Laute ausstieß, zerriss eine Saite in Roi Dantons Bewusstsein. Alles um ihn herum versank wieder in Schwärze. Seine letzte Empfindung war grenzenloses Bedauern.
    Er wollte nicht wieder aufwachen. Nie mehr. Aber niemand würde ihn danach fragen.
     
    1.
     
    „Er ist zu früh erwacht." Imarit Enkaraqon taxierte die Kontrollanzeigen der Lebenserhaltungssysteme. „Wir müssen die Kralle schneller setzen als geplant."
    Die letzten Funktionen, die beide Körperhälften gleichschalteten, wurden eben erst von den Nanopartikel-Robotern freigegeben.
    Zu Milliarden und Abermilliarden schwammen die künstlichen, selbst reproduktionsfähigen Helfer im Blutkreislauf des Duals. Ebenso bewegten sie sich in seinen Lymphbahnen und bevölkerten die Schnittfläche beider Körper. Ohne ihre vielfältigen Funktionen hätte es nie ein Dual gegeben.
    Fremdeiweiß ... aggressive Darmbakterien ... Schockreaktion nach großvolumiger Desintegration ... Die Liste möglicher Schrecken war endlos lang und wies für jede Spezies Sondereinflüsse aus.
    Der massige, leicht verschoben wirkende und nackte Körper wurde aus dem Regenerationsbad emporgehoben, in dem er die letzten Wochen verbracht hatte. Ein ungewöhnlich dichtes Netz von Sensorsträngen verband die beiden unterschiedlichen Schädel weiterhin mit den medotechnischen Systemen. Die zusätzlichen Leitungen dienten der Versorgung mit Nährstoffen.
    Spurenelementen und keimtötenden Zusätzen. Außerdem wurden hochwirksame Psychonarkotika zugeführt.
    Ohne die medikamentöse Ruhigstellung während des Integrationsprozesses waren Fehlschläge programmiert.
    Nie ließ sich vorhersagen, wie ein Proband auf die teilweise Desintegration seines Körpers reagierte. Selbst wenn die physische Komponente unter Kontrolle blieb, konnte die aufwallende Psyche die Arbeit der Kolonnen-Anatomen zunichte machen. Das galt nicht allein für die Zwangshälfte eines Duals, wie den Terraner Roi Danton, sondern ebenso für jeden, der sich der Prozedur freiwillig unterzog. „Weiteres Absinken aller Lebensfunktionen!"
    „Danton kollabiert."
    „Was ist mit dem Kalbaron?"
    „Zustand unverändert. Yrendir hat das Bewusstsein bislang nicht zurückerlangt."
    „Atemnot bei Danton!"
    Imarit Enkaraqon hatte sich dem Schweberoboter zugewandt, der die Injektionsphiolen mit den beiden Krallen des Laboraten brachte. Entsetzt wirbelte er herum. Über Monate hinweg, im künstlichen Heilschlaf und trotz mehrfacher Nachoperationen und permanenter Angleichungen, hatte der Terraner keine Probleme bereitet. Schneller als erwartet war der Heilungsprozess vorangeschritten.
    Imarit Enkaraqon hatte den reibungslosen Verlauf mit Stolz gesehen. Entsprechend waren seine Berichte an den Dualen Kapitän ausgefallen. Zerberoff, Befehlshaber der Terminalen Kolonne TRAITOR in der Milchstraße, hatte den Entstehungsprozess des Duals verfolgt, danach die Skapalm-Bark aber sehr schnell wieder verlassen.
    Und nun das. „Dantons Hirnströme spielen verrückt!", rief einer der Kolonnen-Anatomen. „Einzelne Regionen seines Gehirns werden mangelhaft versorgt."
    „Ursache?", bellte Enkaraqon. „Unbekannt. Es scheint sich um ein generelles Versagen zu handeln ..." ... oder Danton will nicht weiterleben, ging es dem Hoch-Medokogh durch den Sinn. „Was ist mit den Nanopartikeln?", wollte er wissen. „Sie werden offenbar von Dantons Immunsystem
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